Volker Pfaffen - Upload

  • Volker Pfaffen - Upload


    Schlagworte: nahe Zukunft, Berlin, Krimi, Ausbeutung

    Verlag:

    ISBN: B078K7P9JB

    Bindung: E-Book

    Seiten: 256 (Readerangabe)


    Inhalt:

    Berlin 2038. In einem heruntergekommenen Hotel wird ein junger Mann ermordet. Kommissar Haiser ahnt von Anfang an, dass sich der Fall schlecht entwickeln wird. Was sich anfangs wie eine Beziehungstat ausnimmt, entwickelt sich zu einem komplexen Verwirrspiel, in das mächtige Organisationen verwickelt sind. Zwischen alle Fronten geraten, will Haiser nur noch unbeschadet aus der Sache herauskommen. Doch das ist alles andere als einfach.


    Ein spannender Roman, der den Leser in eine nahe Zukunft entführt. Begleiten Sie Stefan Haiser bei seinen Ermittlungen in Berlin.

    (Q Amazon)


    Meinung:

    Berlin in einer nahen Zukunft. Die Arbeitslosenzahlen sind unendlich hoch, alles wurde durch Roboter und Automatisierung entmenscht. Nur noch wenige dürfen sich glücklich schätzen und arbeiten gehen, der Rest lebt am Rande der Existenz. Die Firmen, welche noch Menschen beschäftigen, machen mit Bewerbern was sie wollen und sie bestimmen die Regeln, wenn man sich nicht daran hält, dann stehen da, wort wörtlich, noch einige hundert andere Bewerber vor der Tür. Die Flughafenprobleme sind auch noch nicht ganz aus der Welt und die BVG hat mehr Probleme denn je. Irgendwo in dieser recht trostlosen Zukunft treffen wir als Leser auf Stefan Haiser, einem Kriminalbeamten der Berliner Polizei. Er ist einer der wenigen, die das große Los gezogen haben. Er ist Beamter. Allerdings hilft ihm dieser Status auch nicht wirklich weiter. Sein Job macht ihn nicht reich und auch er muss zusehen wie er über die Runden kommt. Was ihn von der Masse an Arbeitslosen unterscheidet ist, dass er zumindest irgendwie eine Aufgabe hat, wenn er morgens aus dem Bett steigt. Es wäre aber gelogen zu sagen, dass Stefan seinen Job wirklich liebt. Stefan lebt zusammen mit seiner Tochter, Frau und der Schwiegermutter. Seine Tochter ist sein ganzer Stolz und sie ist dabei die Schule zu beenden. Was danach kommt ist ungewiss. Die Schwiegermutter ist ein Pflegefall und seine Frau durch einen Unfall in ihrer Bewegung eingeschränkt, süchtig nach ihrer Holobox und hat nur noch ihren Upload im Kopf.


    Der Upload ist auch, wie der Titel schon sagt, ein Kernthema der Erzählung. BrandMark ist die Firma, welche einen Vorgang entwickelt hat, das menschliche Bewusstsein in eine digitale Welt zu laden. Diese Welt kann sich der Kunde im Vorfeld erstellen und kann dann dort die nächsten 1000 Jahre 'leben', in digitaler Form. Natürlich kostet dieses Unterfangen etwas Kleingeld.


    Die Geschichte selbst beginnt mit einem merkwürdigen Mord. Stefan wird der Fall übertragen, auch wenn er nicht wirklich Lust darauf hat, doch nach und nach kommt er voran und seine Ermittlungen führen ihn immer wieder in die Richtung BrandMark. Zwischendurch muss er sich mit Gangbossen, Prostituierten, Schlägern, Vorgesetzten und noch einigen Leichen mehr rumärgern. Hinzu kommt auch noch Herr Li, der ihm irgendwie hilft, ihn aber auch in seine Schranken weist.


    Man darf wohl sagen, dass Stefan nicht unbedingt das hellste Licht ist, aber er ist mit seiner 'Hau-den-Lukas'-Vorgehensweise, seinem losen Mundwerk und seiner sarkastischen Art ein sehr angenehmes Kerlchen. Allerdings grenzt es schon an ein Wunder, dass er nicht schon recht zeitig ins Grass beißt. Stefan hat nämlich nie seine Waffe dabei. Was er allerdings immer dabei hat ist sein Helm, durch den er die neusten Infos bekommt, Nachrichten abrufen kann, als Polizist erkannt wird (wer sonst benutzt heutzutage noch Helme) und immer mit der polizeieigenen KI in Verbindung steht. Melly, wie Stefan die KI nennt, und er sind ein sehr ungleiches Paar. Er versucht ihr Sarkasmus beizubringen und sie kommt ihm mit Logik. Dieser Gegensatz ist im Laufe der Geschichte recht unterhaltsam.


    Die Geschichte liest sich sehr gut und bleibt durch ihre Nähe zu unserer Zeit sehr greifbar. Gerade auch weil die Szenerie, welche Pfaffen hier beschreibt, gar nicht so weit weg ist. Im Grunde ist es eine wirklich deprimierende Zeit, die uns hier vor Augen geführt wird und die Frage die sich stellt ist nicht ob wir auch dorthin steuern, sondern eher wie lange wir noch bis dahin brauchen.


    Die Erzählung um Stefan Haiser, BrandMark, den Upload und das zukünftige Berlin ist auf alle Fälle gut gelungen. Die verschiedenen Charaktere sind gut umgesetzt und unterhalten. Es sind einige Lacher in der Geschichte verstreut und Stefan weiß im Grunde immer gut zu unterhalten.

    Mir war allerdings der Showdown zu schnell und fast schon unspektakulär und auch das Ende fand ich etwas deprimierend. Ich will jetzt nicht unnötig darauf eingehen, um niemanden den Spaß zu verderben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob man bei diesem Ende von einem HappyEnd sprechen kann. Ein wenig vielleicht, aber so richtig? ....


    Jedenfalls hat mir die Geschichte gut gefallen. Sie hat mich gut unterhalten, auch wenn man Stefan nachsagen kann, dass er nicht wirklich tiefgründig war und ein paar Sachen vielleicht mehr ausgebaut gehört hätten (BrandMark, Ende, Mr. Li). Es ist aber erschreckend, welche Vision Pfaffen von einer Gesellschaft Mitte/Ende des 21Jh hat und wenn wir ehrlich sind, bewegen wir uns womöglich wirklich in diese Richtung.


    Fazit:

    Upload ist eine dunkle Vision unserer nahen Zukunft, aber sie hat auch, durch die Darsteller, verdammt viel Witz.

    Mir hat es wieder Spaß gemacht eine Pfaffengeschichte zu lesen und ich bin gespannt was als nächstes kommt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn