Robert Dinsdale - Die kleinen Wunder von Mayfair / The Toymakers

  • Kurzmeinung

    Ambermoon
    Leider ganz anders als erwartet - blasse Figuren, wenig zauberhafte Magie, jedoch Krieg wohin man blickt
  • Klappentext:

    Alles beginnt mit einer Zeitungsannonce: »Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen in Papa Jacks Emporium.« Die Worte scheinen Cathy förmlich anzuziehen, als sie nach einer neuen Bleibe sucht. Denn im England des Jahres 1906 ist eine alleinstehende junge Frau wie sie nirgendwo willkommen, zumal nicht, wenn sie schwanger ist – und so macht Cathy sich auf nach Mayfair. In Papa Jacks Emporium, Londons magischem Spielzeug-Laden, gibt es nicht nur Zinnsoldaten, die strammstehen, wenn jemand vorübergeht, riesige Bäume aus Pappmaché und fröhlich umherflatternde Vögel aus Pfeifenreinigern. Hier finden all diejenigen Unterschlupf, die Hilfe bitter nötig haben. Doch bald wetteifern Papa Jacks Söhne, die rivalisierenden Brüder Kaspar und Emil, um Cathys Zuneigung. Und als der 1. Weltkrieg ausbricht und die Familie auseinander reißt, scheint das Emporium langsam aber sicher seinen Zauber zu verlieren.


    Meine Meinung:

    Wenn man genau hinschaut, an der Ecke zwischen der New Bond Street und Avery Row, kann man sich hier eine Gasse vorstellen, so wie ein paar Meter weiter vorne es immer noch eine gibt. Hier, wo heute nur noch das Iron Duke Pub an die Iron Duke Meows erinnert, steht im Roman von Robert Dinsdale das Emporium von Papa Jack - ein Spielzeugladen wie er wohl nur im Buche steht.


    Denn was da im Innern von Papa Jack abgeht, lässt sich schwerlich vollständig beschreiben: Patchworkhunde, die herumlaufen; geschnitzte Ballerinen; Papiervögel, die von Baum zu Baum fliegen; Spielzeugsoldaten, bei deren Anblick die Augen und Herzen der kleinen Jungs gross werden.


    So sind auch die Holzsoldaten die heimlichen Protagonisten des Romans, zumindest der rote Faden. Geschnitzt werden sie von einem der Godman-Söhne. Als ob das alles ist, was Emil kann - so jedenfalls fühlt er sich. Ständig unterlegen und ständig in Konkurrenz zu seinem älteren Bruder Kaspar. Der Rivale lässt aber auch gar nichts aus, seinem jüngeren Bruder das immer wieder auf die Nase zu binden: was Kaspar alles geschaffen hat, wie viel magischer seine Ideen und Bauten sind. Ihr Vater Jekab bekommt von alledem kaum was mit, er verbringt seine Zeit in seiner Werkstatt und kommt höchstens zum Essen raus.


    Was in London so vor sich hingeht, bekommt keiner der Bewohner des Emporiums mit, seit Jahren haben sie es nicht mehr verlassen. Wenig glaubhaft, aber so weltfremd wie sie manchmal sind, doch verständlich. In diesen kleinen Kosmos kommt die 16jährige Cathy, nicht wissend, dass sie hier ihr restliches Leben verbringen wird. Beide Godman-Brüder buhlen um sie, und sie lässt es geschehen. Dass Cathy, wie auch Vater Jekab, den Brüdern in ihrer Rivalität nicht Einhalt geboten hat, muss ich stark bemängeln. Sie bleibt diesbezüglich blass, sie hätte den Frieden in der Hand gehabt, wäre sie stärker aufgetreten - was sie auf den ersten Seiten ja ganz gut konnte.


    Das Buch liest sich somit wie Krieg und Frieden zwischen kleinen Jungs (die hier mit 18 Jahren aber schon erwachsen sind), die sich ständig kompetitiv verhalten. Wer baut das bessere Spielzeug, wer erbt den Laden? Welches Spielzeug ist wertvoller, spezieller und wird öfters verkauft? Wer bekommt Cathy? Dies in einem angeblich magischen Umfeld, in einem Laden, der nur vom ersten Frost Anfang November bis zum ersten erblühten Schneeglöckchen im Januar seine Pforten geöffnet hat und seine Kunden verzaubern will.


    So sehr ich mich bemühte, ich konnte mir die viel zu vielen geheimnisvollen Highlights im Geschäft nicht vorstellen. Der ewige Streit nervte mich zusehends, von den Charakteren mochte ich keinen. Ausser vielleicht Patchworkhund Sirius, aber der zählt ja wohl nicht. Dazu war mir zu viel Krieg im Raum - in echt (der 1. Weltkrieg), im Laden und zwischen den Brüdern. Fast hätte ich abgebrochen, ich war mehrmals kurz davor, aber dann wollte ich doch wissen, wie der Autor seine etwas zu fantasievolle Geschichte beendet.


    Ich empfand sie als nicht magisch, enorm trübsinnig, langatmig und irgendwie auch ziemlich langweilig. Die ersten paar Kapitel, bis das Emporium im Januar zum ersten Mal schliesst, waren sehr gut, danach entwickelt sich die Geschichte mehr in ein Desaster. Vielleicht mögen Männer den Roman mehr als Frauen. Wer wie ich nichts mit Spielzeugsoldaten und Kriegsspielen anfangen kann, sollte das Buch besser nicht lesen.


    Es ist mehr eine Fabel, ein modernes Märchen mit vielen Parabeln, in denen die Spielzeugmacher als Götter dargestellt werden. Am Schluss bleibt die Frage, welche Geschichte der Autor erzählen wollte. Ein Buch über den Zauber der Kindheit oder ein Ort der Wunder, wie der Autor im Nachwort erzählt, ist es mit Sicherheit nicht.


    Fazit:

    Ein ungewöhnlicher Roman über zwei rivalisierende Brüder, Spielzeugsoldaten, über Krieg und Frieden. Irgendwie speziell, aber so gar nicht überzeugend.

    3 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • talisha

    Hat den Titel des Themas von „Robert Dinsdale - Die kleinen Wunder von Mayfair“ zu „Robert Dinsdale - Die kleinen Wunder von Mayfair / The Toymakers“ geändert.
  • So sehr ich mich bemühte, ich konnte mir die viel zu vielen geheimnisvollen Highlights im Geschäft nicht vorstellen. Der ewige Streit nervte mich zusehends, von den Charakteren mochte ich keinen. Ausser vielleicht Patchworkhund Sirius, aber der zählt ja wohl nicht. Dazu war mir zu viel Krieg im Raum - in echt (der 1. Weltkrieg), im Laden und zwischen den Brüdern. Fast hätte ich abgebrochen, ich war mehrmals kurz davor, aber dann wollte ich doch wissen, wie der Autor seine etwas zu fantasievolle Geschichte beendet.

    Genau so habe ich das auch empfunden. Meine Erwartungshaltung war definitiv eine andere, ich dachte es geht mehr um das Magische an sich, aber es war doch mehr dieser Rivalität der Brüder zu spüren und das war meistens auch ziemlich kindisch. Zudem meine ich das Gefühl gehabt zu haben, dass die Protagonistin durch das Ganze Gezanke ziemlich in den Hintergrund gerückt ist. Den Klappentext fand ich sehr spannend, aber davon war im Buch nicht mehr allzu viel zu spüren. Ich glaube ich hatte ebenfalls :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben.:-k

  • Ja pralaya du hast auch 3 Sterne vergeben :) Ich hab im August noch 3.5 gegeben, aber nach dem Beendigen der Rezension musste ich doch abrunden. Nachdem ich heute drei 5 Sterne-Wertungen las, tat mir gut zu wissen, dass im BT noch jemand ist, der gleich empfunden hat :lol:


    Ich hätte anfangs auch nicht gedacht, dass es schlussendlich nur um die Rivalität der zwei Brüder geht.


    Es wird mit "nostalgisch, rührend und zauberhaft romantisch" und als "magisch" beworben. Dann schau ich mir lieber den Nussknacker-Film (oder das Ballett) zu Weihnachten an, da hab ich ausser das romantische Element alles dabei :wink:

  • Puh also das hätte ich definitiv nicht erwartet, was ist denn das für ein schlechter Klappentext?


    Erwartet habe ich eine magische Geschichte über das Emporium und Spielzeug, welches vielleicht verzaubert ist oder nachts zum Leben erwacht.

    In gewisser Weise habe ich das tatsächlich bekommen aber die Figuren waren eher bösartig und damit ganz anders, als ich mir das gedacht habe.

    Auch meine Fantasie hat nicht ausgereicht, um durchgehend ein Kopfkino zu produzieren und leider bin ich kein Freund von Patchwork 8-[, so konnte nicht einmal Sirius mein Herz gewinnen.


    Obwohl ich ganz andere Vorstellungen von der Geschichte hatte, habe ich es ganz gerne gelesen. Mich hat die Handlung in ihren Bann gezogen, auch die unschönen Teile des ersten Weltkrieges und die Erlebnisse von Papa Jack (oder gerade diese?).


    Was mir nicht gefallen hat ist, dass es sich der Autor in unbequemen und schwierigen Situationen sehr einfach macht und ein neues Kapitel beginnt.

    Besonders negativ ist mir das aufgefallen, als ein wichtiger kleiner Gegenstand blöderweise kaputt geht.


    Auch das Ende des „langen Krieges“ der Brüder finde ich einfach furchtbar:roll:.


    Ich habe mich für 3,5 Sterne entschieden, kann nicht wirklich eine Leseempfehlung aussprechen und werde das Buch auch kein zweites Mal lesen.

  • Entdecken Sie mit Robert Dinsdales "Die kleinen Wunder von Mayfair" Londons einzigartigen Spielzeug-Laden und einen ergreifenden Liebes- und Familien-Roman zum Anfang des 20. Jahrhunderts.

    Alles beginnt mit einer Zeitungsannonce: »Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen in Papa Jacks Emporium.« Die Worte scheinen Cathy förmlich anzuziehen, als sie nach einer neuen Bleibe sucht. Denn im England des Jahres 1906 ist eine alleinstehende junge Frau wie sie nirgendwo willkommen, zumal nicht, wenn sie schwanger ist – und so macht Cathy sich auf nach Mayfair. In Papa Jacks Emporium, Londons magischem Spielzeug-Laden, gibt es nicht nur Zinnsoldaten, die strammstehen, wenn jemand vorübergeht, riesige Bäume aus Pappmaché und fröhlich umherflatternde Vögel aus Pfeifenreinigern. Hier finden all diejenigen Unterschlupf, die Hilfe bitter nötig haben. Doch bald wetteifern Papa Jacks Söhne, die rivalisierenden Brüder Kaspar und Emil, um Cathys Zuneigung. Und als der 1. Weltkrieg ausbricht und die Familie auseinander reißt, scheint das Emporium langsam aber sicher seinen Zauber zu verlieren … (Klappentext)

    ❆❆❆❆❆


    "Das Emporium öffnet seine Tore am Tag des ersten Winterfrosts. Jedes Jahr ist es das Gleiche.
    Sobald die Kinder nach dem Aufwachen weiße Kristallblumen auf den Fensterscheiben sehen
    und auf dem Schulweg das Eis unter ihren Füßen knirscht,
    hört man in der ganzen Stadt das Flüstern:
    Das Emporium hat eröffnet!
    Weihnachten naht, und die Gans wird immer fetter..."
    (S. 7 - Anfang)


    Normalerweise gehe ich immer etwas näher auf die Handlung ein, aber hier spare ich es mir ausnahmsweise.


    Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, denn was gibt es Schöneres als in der Weihnachtszeit in eine Geschichte einzutauchen, in der man sich in einem verzauberten Spielzeugladen befindet? Eine Geschichte, in der Magie selbst die größten Probleme löst und Weihnachten allgegenwärtig ist? Ich habe mit einem Roman gerechnet, welcher diese ganz besondere Magie versprüht und es eine kleine kitschige Liebesgeschichte gibt. Ja, in der Weihnachtszeit darf es bei mir ausnahmsweise auch mal etwas für das Herz sein.


    Und es fing auch wirklich schön und genial an, doch leider erhielt ich dann nicht die Geschichte von Magie und großen und kleinen Wundern.

    Probleme, Hass, Rivalität, Hoffnungslosigkeit und Krieg sind hier die großen Themen. Keine magische Weihnachtsgeschichte, welche einen in die Kindheit zurück versetzt, sondern ein bedrückender und melancholischer Roman über zwei rivalisierenden Brüder, wobei ich vor allem einen am liebsten quer durch das Buch geschüttelt hätte. Dann die Protagonistin Cathy, welche manchmal nicht zu wissen scheint was sie will und mit ihrer Art zusätzlich zu dieser bedrückenden Stimmung beiträgt.


    "Vielleicht war dies der Moment, um aus dem Schatten seines Bruders zu treten,
    bemerkt zu werden, sich die Anerkennung zu verschaffen,
    die ihm und seinen Spielzeugsoldaten immer schon zugestanden hatte."
    (S 206 - und noch viel öfters)


    Im ersten Drittel des Buches ist der Hass und Krieg zwischen den Brüdern das große Thema, im zweiten Drittel der 1. Weltkrieg und zuletzt Kriegstrauma und wieder Rivalität.

    Am Ende wird es selbst mir zu fantastisch, da es hier dann einfach nicht mehr passt und daher so wirkt als wäre diese Magie an den Haaren herbeigezogen und zusätzlich noch sehr übertrieben.


    Die Magie ist durch das magische Spielzeug zwar ständig präsent und der rote Faden in der Geschichte, bleibt dennoch eher im Hintergrund und wird durch diese bedrückenden Themen überlagert.

    Der weihnachtliche Zauber war zwar vorhanden, schaffte es aber ebenso wenig in den Vordergrund zu rücken. Die Magie, der Zauber - sie erreichten mich leider ganz und gar nicht.


    "Wenn man jung ist, will man Spielzeug, weil man sich älter fühlen möchte.
    Man tut so, als wäre man ein Erwachsener und stellt sich vor, wie das Leben später sein wird.
    Aber ist man dann erwachsen, ist es umgekehrt;
    nun will man Spielzeug, weil man sich dadurch wieder jung fühlt."
    (S. 247)


    Obwohl wir Cathy auf ihrem Weg bis ins hohe Alter begleiten, man ihre Gedanken teil, bleibt sie blass. Ebenso die anderen Charaktere weisen keine Tiefe auf. Es bleibt alles irgendwie nur oberflächlich und somit sprang der Funke bis zum Ende nicht über.

    Der Schreibstil selbst ist jedoch flüssig, der Erzählstil fesselnd und wundervoll und genau das macht mich schon etwas traurig, denn Potenzial wäre vorhanden gewesen - vor allem beim Plot und den Charakteren. Leider wurde jedoch vieles verschenkt.


    Fazit:

    Leider habe ich eine ganz andere Geschichte erhalten als ich erwartete und bin dementsprechend enttäuscht.

    Die Themen selbst wären durchaus interessant gewesen und man hätte daraus auch etwas Gutes und Magisches erschaffen können. Potenzial war also definitiv vorhanden, nur an der Umsetzung hat es gehapert. Die Story ist auch nicht nur am fehlenden Weihnachtszauber gescheitert, sondern vor allem an den blassen Charakteren und das man so manchen von ihnen immerzu schütteln wollte. Und der Zauber .... wo war der Zauber und die Magie? :bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (mit Bilder, Leseprobe und Autoren-Info)