Ken Liu - Die Götter von Dara / The Wall of Storms

  • Klappentext:


    Rachsüchtige Feinde,

    hinterlistige Götter und ein

    übermächtiger Gegner


    Zehn Jahre nachdem Kuni zum Kaiser von Dara aufgestiegen ist, herrscht ein brüchiger Frieden im Land. Kunis Feinde planen ihre Rache sorgfältig, die Götter sinf dem Kaiser keine Stütze - und all seine Pläne geraten ins Wanken, als sich an den Grenzen des Reiches eine neue Bedrohung formiert ...


    Eigene Beurteilung:


    Irgendetwas ist an den Grenzen des Reichs, aber diese Bedrohung wird hier in diesem Roman gar keine so große Rolle spielen. Die Probleme liegen mehr im Inneren, denn nicht nur wehren sich viele Adlige gegen den Zusammenschluß der Königreiche und die Einflußnahme des Kaisers auf ihre regionalen Entscheidungen. Viele andere Reformideen - Förderung der Bildung, Förderung der Gleichberechtigung der Frauen, Verbesserung der sozialen Mobilität etc. - stoßen bei den verschiedenen Traditionalisten der Dara auf wenig Gegenliebe.


    Die „Dara“-Reihe erweist sich einmal mehr als eine erweiterte Metapher zur chinesischen Geschichte und Kultur. Die ausführlich beschriebenen Tierkreiszeichen, die nicht nur auf Monate, sondern auch auf Jahre gestellt sind, erinnern an den chinesischen Tierkreis und die Darstellung der Ano-Schriftzeichen und ihrer modernen Vereinfachung gemahnt sehr an die chinesischen Schriftzeichen, ihren Aufbau und auch an die durch Mao eingeführte Vereinfachung gegenüber der noch in der Kalligraphie gebräuchlichen älteren Schrift.


    Kon Fiji und seine Lehren gemahnen stark an Konfuzius und seine Analekten, während Rao Oji – „ji“ heißt „Lehrer“, so ähnlich wie „Tse/si“ im Chinesischen – erinnert aus vielerlei Gründen an Laotse, den legendären Begründer des Daoismus, was sogar so weit geht, dass er in einer beeindruckenden Szene zu einem Treffen mit Kon Fiji auf einem Ochsen geritten kommt. Die Daoisten Daras nennen sich Fluxisten, da die dem Fluss der Natur folgen und nicht gegen sie anarbeiten. Und noch en paar andere Denkschulen werden vorgestellt, die gleichfalls ihre Entsprechungen in den Entwicklungen der chinesischen Philosophien haben. Und das Beamtenexamen selbst ist natürlich auch ein historisches Element aus dem chinesischen Feudalismus.


    Die Idee der Einigung Daras und der Widerstände dagegen zeichnet in vielerlei Hinsicht die chinesische Geschichte nach, ausgehend von Kaiser Qin dem Reichseiniger, der auch sehr viele Vereinheitlichungen in ganz China eingeführt hat, sowie den Widerstand gegen diese Vereinigung und Vereinheitlichung, die Zeit der streitenden Reiche, die drei Königreiche und andere wichtige Epochen der Chinesischen Geschichte.


    So gesehen hat Ken Liu, der Übersetzer von Cixin Lius Drei Sonnen-Trilogie hier Elemente der Wuxia-Romane (es gibt auch eine Reihe von Göttern, die gelegentlich in die Ereignisse eingreifen) mit denen des historischen Romans vermischt und in eine Fantasy-Umgebung gesetzt. Und das ist ziemlich gelungen. Ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weiter geht. :thumleft::study:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Ken Liu - Seidenkrieger / The Wall of Storms“ zu „Ken Liu - Die Götter von Dara / The Wall of Storms“ geändert.