D.B. John - Stern des Nordens / Star of the North

  • Kurzmeinung

    Bücherhuhn
    Hochspannender Thriller vor außergewöhnlicher Kulisse, fundiert recherchiert.
  • Autor: D.B. John

    Titel: Stern des Nordens

    Seiten: 541

    ISBN: 978-3-8052-0032-5

    Verlag: Rowohlt/Wunderlich

    Übersetzer: Karen Witthuhn, Sabine Längsfeld


    Inhalt:

    Nordkorea, 2010. Niemand kennt das verbotene Land so gut wie sie.

    Die CIA erwählt sie für eine tödliche Mission.

    Doch Jenna Williams hat noch ein anderes Ziel: Sie muss ihre Zwillingsschwester finden.

    Und sich selbst retten.

    (Klappentext)


    Autor:

    D.B. John studierte zunächst Jura, verlegte sich jedoch in das Publizieren von Büchern und Editieren von Kinderliteratur. 2009 zog der in Wales geborene Schriftsteller nach Berlin und schrieb seinen ersten Roman. Zuvor hat John lange in Südkorea gelebt, eine Reise in den Norden inspirierte ihn schließlich zu diesen Roman.


    Rezension:

    Die meisten Thriller funktionieren nach Schemen, die sich bewährt haben, für gute und vor allem spannende Unterhaltung sorgen und daher immer wieder bemüht werden. Das beginnt schon bei den Handlungsorten, die sich fast gänzlich in Skandinavien, Amerika, in einer europäischen Großstadt oder, noch schlimmer, in der ländlichen Provinz befinden und so ist es wohltuend, wenn das eine oder andere Werk dann doch mal davon abweichen.


    Der „Stern des Nordens“ von D.B. John ist ein solches, welches gleich drei Handlungsorte und -stränge aufweist und damit von Anfang an eine Dynamik mit sich bringt, die die gesamte Lesezeit über anhalten wird. Zum einen haben wir zwar den in Amerika beginnenden Handlungsstrang um die Professorin Jenna Williams, die mit den Familienschicksal der verschwundenen Schwester hadert und später von der CIA für eine heikle Mission ausgewählt wird, aber wir haben eben auch zwei andere Erzählstränge, die in Nordkoreas Gefilden spielen.


    Da gibt es den der nordkoreanischen Landbewohnerin, die sich und ihren Mann mehr schlecht als recht durchs Leben bringt, ständig bedroht durch Hunger oder den Gängeleien der örtlichen staatlichen Kräfte und den anderen, in dem ein nordkoreanischer Diplomat genau so schnell aufsteigt, wie er später fallen wird. Heraus kommt dabei eine Erzählung, die an Spannung und Grusel kaum zu überbieten ist. Ein Politthriller, der sich von der auf den Büchertischen verfügbaren Masse abhebt.


    Das Unbekannte ist es, was reizt und so sind die zwei letztgenannten Handlungsstränge der Trumpf D.B. Johns, mit dessen Ausarbeitung der Autor in diesem Werk glänzt. Recherchearbeit und Hintergrundwissen merkt man ihm an. Tatsächlich hat der Schriftsteller selbst schon Nordkorea bereist. Anders kann man auch wohl kaum so authentisch Landschaft und das Gefühl beschreiben, welches einem schon als Außenstehenden umgeben muss.


    Wie mag es dann erst für die Bewohner Nordkoreas selbst sein, die sich täglich mit den Absurditäten und Differenzen auseinandersetzen müssen, die ihr Leben bestimmen? Für den Leser jedenfalls ergibt sich alleine daraus ein spannender Nervenkitzel, der es in sich hat. Abweichungen, die sich zur Realität ergeben, klärt der Autor in den hintenan gestellten Anmerkungen auf und sorgt für den nötigen Hintergrund bei seiner Leserschaft, auch das ein großes Plus. Wenn das nur alle Schreiberlinge machen würden.


    Nicht ganz so überzeugend ist der erste Handlungsstrang, was aber zumindest am Anfang an den fehlenden Spannungsmomenten liegt, die Zusammenführung ist auch nicht perfekt, was widerum jedoch Jammern auf hohem Niveau ist. Ansonsten liegt hier ein Werk vor, von jemanden, der schreiben kann, gut lektoriert und vorher recherchiert wurde, um die nötigen Hintergründe auch glaubwürdig einzuflechten. Das gelang D.B. John in „Stern des Nordens“ sehr gut und so ergibt sich ein Thriller, der sich wirklich von anderen Werken abhebt.


    Die Protagonisten sind scharfkantig und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Nebencharaktere tragen zu Spannungsmomenten und der Dynamik des Werkes bei. Örtliche Beschreibungen gehen teilweise so unter die Haut, dass man glauben möchte, der Autor hätte all das tatsächlich gesehen, was man sich bei einigen Kapiteln jedoch für Niemanden wünschen mag.


    Hier wird vieles zusammengeführt. Die Sicht von Außen, aus dem Inneren dieses kuriosem Staates, politische Einflechtungen und eine darauf basierende Thrillebene, die nicht loslässt. Die Faszination des Bösen, komprimiert zwischen zwei Buchdeckeln. Den „Stern des Nordens“ wird man sich kaum entziehen können.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „D.B. John - Stern des Nordens“ zu „D.B. John - Stern des Nordens / Star of the North“ geändert.
  • Vor zehn Jahren verschwand Jennas Zwillingsschwester an einem Strand in Südkorea spurlos. Jenna weiß das sie noch lebt aber wie und wo ist für die ganze Welt ein Rätsel.

    Die Bäuerin Moon versucht in Nordkorea zu überleben ohne ihre Menschlichkeit oder Integrität auf zu geben.

    Der Diplomat Cho will seinen Land dienen aber nicht um jeden Preis.

    In allem mischt die CIA mit, in der Hoffnung einen Hebel gegen den Diktator Kim Il Sung zu finden der die USA und die restliche westliche Welt bedroht.

    Anhand der drei Personen hat der Autor einen Thriller gewoben der Realität, Tatsachenberichte von Augenzeugen und Fiktion mit einander vermischt. Dem Leser werden politische Ränkespiele, Grausamkeiten, menschen verachtendes Kalkül und das Gegenteil wie Ehrlichkeit, Liebe und Glaube, Vertrauen und Menschlichkeit sehr eindringlich vor Augen geführt.

    Die drei Hauptfiguren agieren erst nebeneinander und dann teilweise miteinander im Widerstand gegen die nord koreanische Führung.

    Diese für uns fremde Land mit seinen Menschen, das wir nur aus den Nachrichten kennen, wird durch den Autor der mehrmals dort gewesen ist eindringlich beschrieben. Er fordert Verständnis für die Bevölkerung die am Rande des Verhungerns leben während ihre Führer in Saus und Braus leben.

    Dadurch das er seinen Appell in einen Thriller der unterhalten soll verpackt hat, ist ihm der Spagat gelungen beides miteinander zu verbinden.

    Wie in einem Roman üblich ist die Fiktion etwas übertrieben beziehungsweise strebt sehr schnell einen fulminanten Höhepunkt zu der doch etwas zu schnell in heile Welt endet.

    Durch den Anhang werden die Tatsachen die in diesem Buch eingeflossen sind erklärt und durch weiterführende Literatur untermauert.

  • Atemlose Spannung

    Die amerikanische Studentin Soo-min verschwindet eines Tages spurlos zusammen mit ihrem Freund von einem Strand in Südkorea. Ihre Zwillingsschwester Jenna will sich auch zwölf Jahre nach ihrem Verschwinden nicht mit der offiziellen Version zufrieden geben, wonach die beiden ertrunken sind.

    Jenna ist inzwischen Universitätsdozentin und Nordkoreaspezialistin. Als sie vom CIA angeworben werden soll, reagiert sie zunächst ablehnend, doch dann erfährt sie von einem nordkoreanischen Geheimprogramm, das über Jahre hinweg Ausländer mit koreanischen Wurzeln entführen und nach Nordkorea verschleppen ließ. War ihre Schwester Opfer dieses Programms? Ist Soo-min am Leben und in Nordkorea gefangen? Jenna beginnt mit der Ausbildung beim CIA und bekommt bald die Chance auf ein Treffen mit einer nordkoreanischen Delegation unter Leitung des linientreuen Diplomaten Cho.

    In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir die Nordkoreanerin Moon, die verzweifelt versucht, durch Handel sich und ihren Mann am Leben zu halten. Anhand ihrer Lebensumstände erfährt der Leser von den bitter armen Verhältnissen der einfachen Menschen in Nordkorea, die am Verhungern sind, während der „geliebte Führer“ Kim il Sun ein Leben in unvorstellbarem Luxus lebt.

    Cho, der zunächst nach seiner erfolgreichen diplomatischen Mission in seinem Heimatland gefeiert wird, fällt in Ungnade und wird in ein Arbeitslager geschickt, jedoch schafft er es zuvor, Jenna wichtige Informationen zukommen zu lassen.

    D.B. John, dessen spannender Roman all diese Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft, hat selbst Nordkorea bereist und ein Großteil der im Roman beschriebenen Umstände basiert auf wahren Tatsachen. „Stern des Nordens“ ist spannender Thriller, der unter die Haut geht. Normalerweise bin ich äußerst skeptisch, wenn ein bekannter Autor, in diesem Fall Lee Childs, ein Buch in höchsten Tönen anpreist, doch in diesem Fall gebe ich ihm recht. Absolute Leseempfehlung!

  • ENTSETZENERREGENDE EINBLICKE IN EIN ABGESCHOTTETES LAND

    Von der ersten Seite an fesselte mich D. B. Johns Thriller. Es beginnt im Juni 1998 an einem Inselstrand Südkoreas. Die neunzehnjährige Soo-min und ihr gleichaltriger Freund Jae-hoon verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen.

    Es vergehen zwölf Jahre. Der Autor befördert den Leser abwechselnd an drei verschiedene Schauplätze und zu drei sehr unterschiedlichen Protagonisten. Zunächst ist da die frischgebackene CIA-Agentin Jenna Williams aus den USA, die für eine geheimnisvolle Mission nach Nordkorea entsendet wird. In der Zeit ihrer Spionageausbildung entdeckt sie, dass ihre Zwillingsschwester nach Nordkorea entführt wurde. Die beiden anderen Handlungsorte befinden sich in Nordkorea. Der loyale Oberst Cho in Pjöngjang ist ein hoher Parteifunktionär, der die Privilegien in der verbotenen Stadt mit seiner Familie genießen darf. Die Bäuerin Moon indes kämpft in einem Dorf der nordkoreanischen Provinz ums Überleben.

    Wie die Handlungsstränge zusammengeführt werden, das ist atemberaubend spannend. Im Prolog, in den 57 Kapiteln von angenehmer Länge und schließlich im Epilog berichtet der Autor über einen Zeitraum von etwa 16 Monaten (Oktober 2010 bis Februar 2012). Er erzählt von Geschehnissen, von denen man glauben mag, dass sie nicht in unserer Welt passieren. Des öfteren geriet ich an meine Grenzen des Verstehens der so unglaublichen Ereignisse. Vor dem Teil 1 ist ein Zitat abgedruckt:


    „Die Saat der Klassenfeinde, wer auch immer sie sind, muss bis in die dritte Generation ausgerottet werden.“ (KIM IL-SUNG, im Jahre 1970)


    Und danach wird bis zum heutigen Tag gnadenlos gehandelt. Stammbäume werden bis in die dritte Generation zurückverfolgt. Das ist auch Thema dieses Buches und ließ mich ebenfalls fassungslos zurück.

    Ich fand die Story sehr aufschlussreich, informativ und vor allem nachvollziehbar in einem angenehmen Schreibstil erzählt. Dazu waren die Hinweise, Erläuterungen des Autors im Anhang sehr hilfreich. Was mir bis zum Ende des Thrillers teilweise als unmöglich, als fiktiv erschien, erklärten die Anmerkungen ausführlich. Sie trugen dazu bei, die Situationen, Vorgänge, Vorgehensweisen in dem abgeschotteten Land, besser zu verstehen. Außerdem bemühte ich die Suchmaschine Google. Es ist vieles im Buch verarbeitet, worüber es sich lohnt, Näheres zu erfahren.

    Da ansonsten Nordkorea eher selten Thema ist, war das Buch für mich eine große Bereicherung. „Stern des Nordens“ wird als Thriller ausgewiesen und so sollte die Story um die drei Protagonisten auch bewertet werden. Nicht alles ist bis ins letzte realistisch, aber gerade die grausamsten, brutalsten Szenen der Folterungen, die qualvollen Zustände in den Lagern, die unerträglichen Arbeits- und Lebensbedingungen eines großen Teils der Bevölkerung, die menschenverachtenden Programme der Regierung, sind es doch. Ein Teil der Handlung ist nichts für zart besaitete Seelen. Entsetzlich, was Menschen in unserer Zeit und auf unserer Erde ertragen und erdulden!

    Ein sehr aufwühlender Thriller, der auf Realität basiert. Grausam. Unvorstellbar. Zustände, die es auf dieser Welt nicht mehr geben sollte. Nordkorea ist noch immer ein totalitäres Regime mit großen Widersprüchen. Wie lange noch?

    Das Cover zeigt den Zug des Großen Führers (Bestandteil der Handlung), der durch eine schneebedeckte, hier nicht sichtbare Landschaft fährt. Darauf in großen, roten erhabenen Lettern der Autor, der Titel und ein roter Stern. Im Anhang gibt es ein Glossar nordkoreanischer Wörter, die im Buch Erwähnung finden.


    Ich bewerte mit fünf von fünf Sternen und spreche für alle Freunde des Politthrillers eine unbedingte Lese-/Kaufempfehlung aus. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vor etwa 20 Jahren verschwand Jenna Williams Zwillingsschwester an der südkoreanischen Küste, man dachte, sie sei ertrunken, doch nun scheint es eine ganz andere Erklärung zu geben, und Jenna will alles versuchen, ihre Schwester nach Hause zu holen, dazu muss sie allerdings nach Nordkorea – und das ist für eine US-Amerikanerin alles andere als einfach.


    In Nordkorea fristet die Bäuerin Moon ein kärgliches Leben, bis sie auf ein Carepaket stößt und ihr eine Idee kommt, eine Idee, die sich letztlich als nicht ungefährlich erweist.


    Auch Cho Sang-ho ist Nordkoreaner, jedoch gehört er als Funktionär zu den Priviligierten. Doch das kann unter einem Regime, wie es in Nordkorea herrscht, schneller zu Ende sein, als man denkt …


    Nordkorea ist ein Land, von dem man wenig weiß. Der Autor ist einer der wenigen, die die Möglichkeit hatten, das Land zu besuchen, und in Anmerkungen am Ende des Romans, die man auf jeden Fall erst nach dessen Lektüre lesen sollte, erfährt man, wie viel bzw. wie wenig Fiktion es in seiner Geschichte tatsächlich gibt. Der Roman ist somit spannende Lektüre, macht aber auch nachdenklich und wirkt lange nach.


    Von den drei Protagonisten sind die beiden Nordkoreaner die mit Abstand interessanteren Charaktere, beide machen beängstigende Erfahrungen, aber auch bemerkenswerte Entwicklungen durch, wirken dabei immer authentisch und rühren an den Emotionen der Leser. Jenna Williams dagegen bleibt blass und berührt emotional wesentlich weniger. Das einzige Bemerkenswerte an ihr scheint ihre afroamerikanisch-südkoreanische Abstammung zu sein.


    Der Autor erzählt atmosphärisch und sehr spannend, und die kurzen Kapitel sowie die Perspektivewechsel tragen das ihre dazu bei, dass man den Roman kaum aus der Hand legen kann. Mich hat der Roman bis zur letzten Seite gepackt, habe mitgehofft und mitgezittert, war entsetzt, was Menschen anderen antun können, aber auch beeindruckt, zu was Menschen in der Lage sind, die nichts mehr zu verlieren haben.


    Ganz sicher wird mancher Leser durch die Lektüre dazu angeregt werden, sich näher mit diesem unbekannten Land zu beschäftigen. Alleine deswegen ist dies schon ein wichtiges Buch, das möglichst von vielen gelesen werden sollte. Sicher sind Thriller nicht jedermanns Genre, aber dennoch eine gute Möglichkeit, aufmerksam zu machen.


    „Stern des Nordens“ ist ein spannender Roman, der aber auch nachdenklich macht, und lange nachhallt. Dass ein ernstes Thema in einem Unterhaltungsroman verarbeitet wird, schadet nicht, sondern schafft die Möglichkeit, viele Menschen zum Nachdenken zu bringen. Alleine deswegen kann ich den Roman nur empfehlen. Selbstverständlich vergebe ich hier die volle Punktzahl.

  • Washington DC im Jahr 2010: Seit zwölf Jahren ist die Zwillingsschwester von Jenna Williams, einer Assistenzprofessorin, verschwunden. Angeblich ist sie bei einem Badeunfall im Meer bei Südkorea ums Leben gekommen. So jedenfalls steht es in dem Bericht der Polizei. Als Expertin für Land und Sprache überredet das CIA Jenna zu einer geheimen Mission, die sie nach Nordkorea schickt. Die 30-Jährige, eine Halbkoreanerin mit afroamerikanischen Wurzeln, ist fest entschlossen, die vermisste Schwester zu finden…

    „Stern des Nordens“ von D.B. John ist ein spannender und erschütternder Thriller.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus 57 kurzen Kapiteln. Sie werden von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt. Erzählt wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen, was zu mehreren Erzählsträngen führt. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von 1998 bis 2012 und springt zwischen mehreren Orten hin und her. Dieser Aufbau funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist flüssig, angenehm, detailliert und anschaulich. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Ich habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.


    Im Mittelpunkt des Thrillers steht Jenna Williams, die während der Geschichte eine ziemliche Entwicklung durchmacht. Auch Frau Moon, eine Bäuerin in der Provinz, und Cho, ein treuer Parteifunktionär des nordkoreanischen Regimes, sind reizvolle Charaktere.


    Die Geschichte nimmt nach dem spannenden Prolog zu Beginn nur langsam Fahrt auf, wird aber stetig spannender. Beim Lesen habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Die Auflösung ist überzeugend und schlüssig. Allerdings wird die Handlung zum Ende hin unnötigerweise etwas übertrieben und überzogen, was den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck ein wenig schmälert.


    Das Setting Nordkorea hat mich sehr angesprochen und ich habe gerne mehr über das Land und die dortigen Verhältnisse erfahren. Mir gefällt sehr gut, dass sich der Thriller sehr nah an wahren Begebenheiten orientiert und eine Thematik aufgreift, die in der westlichen Unterhaltungsliteratur wenig behandelt wird. Gekonnt werden Fakten und Fiktion verwoben. An vielen Stellen wird die fundierte Recherche des Autors deutlich.


    Ein Pluspunkt ist auch das Zusatzmaterial. Ein Glossar erklärt nordkoreanische Wörter im Buch. Sehr interessant und lesenswert sind darüber hinaus die zusätzlichen Anmerkungen am Ende des Thrillers, die das Geschehen im Buch einordnen und die tatsächlichen Gegebenheiten schildern.


    Die dargestellten Lebensumstände in Nordkorea sind aufwühlend und bewegend. Aspekte wie der Alltag in einem Arbeitslager, Exekutionen und andere Grausamkeiten werden aufgegriffen. Somit regt der Thriller auch zum Nachdenken an.


    Das stimmungsvolle Cover gefällt mir. Der deutsche Titel lehnt sich am englischsprachigen Original an und passt ebenfalls gut.


    Mein Fazit:

    Mit „Stern des Nordens“ ist D.B. John ein Thriller gelungen, der nicht nur unterhalten, sondern auch berühren kann. Er hat für spannende und informative Lesestunden gesorgt.

    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Die Amerikanerin Jenna (Jee-min) Williams hat ihr Leben aus sehr persönlichen Gründen dem Thema Nord-Korea gewidmet. Sie ist sogar eigens nach Nord-China gereist, um dort in der koreanischen Minderheit den nordkoreanischen Dialekt zu lernen. Als sie und ihre Zwillingsschwester 18 waren, ging Soo-min für ein Auslands-Jahr nach Süd-Korea. Beim Zelten auf einer Insel in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Nord-Korea verschwanden Soo-min und ihr einheimischer Freund. Obwohl den Eltern erklärt wurde, dass die jungen Leute vermutlich beim Schwimmen ertrunken wären, tauchten ihre Leichen nie wieder auf. Hunderte von ausländischen Familien, deren Kinder im Grenzgebiet zu Nord-Korea verschwanden, gehen inzwischen davon aus, dass die Verschwundenen vom Kim-Regime entführt wurden. Jenna fühlt noch immer eine enge Verbundenheit zu Soo-min und will sich nicht mit ihrem angeblichen Tod abfinden. Als die CIA sie 2010 mitten im Semester als Nord-Korea-Analytikerin aus ihrem Job abwirbt, scheint das der einzig denkbare Weg zu sein, um jemals Soo-mins Spur aufzunehmen. 2010 war das entscheidende Jahr, in dem die Atomverhandlungen mit Korea wieder aufgenommen wurden. Dass Jenna undercover in der am strengsten abgeschotteten Diktatur der Welt aktiv werden kann, scheint anfangs wenig wahrscheinlich; denn ihr Vater ist Afroamerikaner – sie würde auffallen wie ein bunter Hund. Während ihrer Ausbildung im Trainingslager Camp Peary auf der „Farm“ zeigt Jenna Fähigkeiten, die man der bescheidenen Frau nicht unbedingt zugetraut hätte. Sie interessiert sich z. B. für Bilder der Satellitenüberwachung und entwickelt einige bemerkenswerte Ideen für Verhandlungen mit Nord-Korea. Die Rolle der USA als Weltpolizei, deren Zweck stets die Mittel heiligt, stellt Jenna allerdings nicht infrage.


    In Pjöngjang gelingt den Brüdern Cho Sang-ko und Cho Yong-ho zur gleichen Zeit jeweils ein entscheidender Karriereschritt. Doch über ihnen schwebt wie ein Fallbeil die Tatsache, dass sie als Kinder adoptiert wurden und ihre Laufbahn beendet wäre, sollte ihre wahre Herkunft aufgedeckt werden.


    Hyesan liegt am Yalu-Fluss, der dort die Grenze zwischen Nord-Korea und China bildet. Hier hat die ältere Frau Moon mit erstaunlichem Talent eine florierende Garküche auf dem Bahnhofsvorplatz gegründet und sich damit erstaunlicherweise keine Feinde gemacht. So wie sie schwänzen viele Menschen In Nord-Korea die Arbeit, um sich in anderen Jobs etwas zu essen zu beschaffen. An Frau Moons Beispiel und der speziellen Lage der Stadt zeichnet D.B. John auf, wie ein selbst kriminelles Regime seine Bürger in Kriminalität, Drogenhandel und schließlich zur Flucht ins Ausland treiben kann.


    Wie sich die Wege der drei Familien kreuzen, verwebt John zu einem überzeugenden Agententhriller, mit dem er vorrangig Hunger als politisches Kontrollinstrument einer Diktatur zeigt und deren Konzentrationslager als Symbol eines Systems, in dem Reis auf dem schwarzen Markt für harte Auslandswährung gehandelt wird. Das Setting und die Lebensbedingungen im unwirtlichen Norden wirken auf mich ausgezeichnet recherchiert. Das sehr informative Nachwort informiert, an welche realen Ereignisse sich Johns Handlung anlehnt. Gerade für jene europäischen Leser finde ich den Schauplatz faszinierend, die - auf der anderen Seite des Flusses - schon in der Mandschurei gearbeitet und Flüchtlinge aus Nord-Korea getroffen haben. Die Kapitel in Hyesan und im Arbeitslager werden einige Leser vermutlich als Längen empfinden, ich fand sie besonders eindringlich. Seine in den USA sozialisierte Figur Jenna scheint John als Nicht-Asiate näher zu sein als Frau Moon und die Brüder Cho, deren Motive ich weniger überzeugend dargestellt fand. Beim Besuch der nordkoreanischen Delegation in den USA fand ich z. B. die Perspektive Chos, der sein Land noch nie verlassen noch nie einen Ausländer gesehen hat, zu stark westlich gefärbt.


    Fazit

    John füllt mit seinem psychologisch interessanten Agententhriller einen weißen Fleck auf der Thriller-Landkarte. Geduld, um einige Längen zu überstehen, lohnt sich hier.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • In "Der Stern des Nordens" werden drei Geschichten erzählt. Da ist Jee-min, genannt Jenna, die für die CIA arbeitet und deren Zwillingsschwester vor Jahren spurlos verschwunden ist. Die beiden anderen Erzählstränge spielen in Nordkorea: Funktionär Cho steht eine wichtige Beförderung bevor. Zuvor wird allerdings sein Umfeld und seine Familie genau untersucht, was für ihn ein großes Risiko bedeutet. Denn er wurde adoptiert und kennt seine wahren Eltern nicht. Falsche Verwandtschaft kann sein Karriereende oder sogar Gefangenschaft bedeuten. Zuletzt ist da noch die Bäuerin Moon, die in der Provinz gegen Hunger und Korruption kämpft. Im Laufe der Geschichte werden die drei Erzählstränge nach und nach miteinander verbunden.

    Als ich mit dem Buch begonnen hatte habe ich erwartet einen Thriller zu bekommen. Die Erzählung geht, zumindest bis kurz vor Ende des Buches, aber noch darüber hinaus, man erfährt viele Hintergründe und durch die Geschichte der Bäuerin Moon auch vieles über das Leben der einfachen Menschen. Zum Ende hin überwiegt dann die Action. Die Geschehnisse im Zug fand ich übertrieben, vor allem als hier versucht wurde ein Rätsel der Geschichte mit in die Story einzubauen und zu beantworten. Auch die übermäßig schnelle Karriere von Jenna fand ich recht unglaubwürdig. Binnen kürzester Zeit wird sie von der Professorin zur Top CIA Agentin, die sich John-Rambo-mäßig durch die Gegner prügelt und bei der auch mal der Amerikanische Präsident persönlich anruft um sie für eine Idee zu loben. Hier wäre weniger besser gewesen, zum Ende hin verliert sie durch diese übertriebene Darstellung zumindest bei mir einiges an Sympathie.

    Abgesehen davon fand ich das Buch jedoch sehr lesenswert. Gerade die drei Erzählstränge machen es sehr abwechslungsreich, die Geschichte bleibt so stets sehr dynamisch. Die sehr detailliert beschriebene Atomosphäre in Nordkorea fand ich sehr authentisch, in vielen Situationen versucht man sich ein Leben unter diesen Umständen vorzustellen - und kann es nicht. Wenn hier bald noch ein zweiter Teil folgt würde es mich nicht wundern, eine gute Grundlage wäre vorhanden.

    "Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicher unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse." (Oscar Wilde)