Michal Hvorecky – Troll / Trol

  • Kurzbeschreibung:

    Osteuropa in naher Zukunft. Ein Heer aus Trollen beherrscht das Internet, kommentiert und hetzt. Zwei Freunde entwickeln immer stärkere Zweifel und beschließen, das System von innen heraus zu stören. Dabei geraten sie selbst in die Unkontrollierbarkeit der Netzwelt – und an die Grenzen ihres gegenseitigen Vertrauens. (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:

    Michal Hvorecky, geboren 1976, lebt in Bratislava. Auf Deutsch erschienen bereits drei seiner Romane und eine Novelle. Hvorecky verfasst regelmäßig Beiträge für die FAZ, die ZEIT und zahlreiche Zeitschriften. In seiner Heimat engagiert er sich für den Schutz der Pressefreiheit und gegen antidemokratische Entwicklungen. (Quelle: Verlagswebsite)

    Allgemeines:

    Erschienen im August 2018 beim Tropen Verlag. E-Book basiert auf der 1. Auflage 2018 der Print-Ausgabe, 215 Seiten in der Print-Ausgabe

    Aus dem Slowakischen von Mirko Kraetsch


    Inhalt:

    Die europäische Gemeinschaft ist zerfallen und wurde durch die Festung Europa ersetzt. Ihr gegenüber steht das diktatorisch geführte Reich, in dessen Protektoraten ein ganzes Heer von Internettrollen die öffentliche Meinung lenkt. Einer von ihnen ist der namenlose Held dieser in einer allzu naheliegenden Zukunft angesiedelten Geschichte. Gemeinsam mit seiner Verbündeten Johanna versucht er, das staatliche System der Fehlinformationen von innen heraus zu stören – und wird dabei selbst Opfer eines Shitstorms. Mit seiner rasanten, literarisch verdichteten Erzählung beweist Michal Hvorecky erneut, warum er der erfolgreichste Autor der Slowakei ist. (Quelle: Verlagswebsite)


    Meine Meinung:

    „Literarisch verdichtet“ ist eine schöne Umschreibung für die Kürze dieser Geschichte. Interessanterweise weist sie aber auch einige Längen auf. Nachdem der Leser mitten in einen Tumult geworfen wird, bei dem man um das Leben der Hauptfigur fürchten muss, springt die Handlung erst einmal ziemlich weit zurück. Wir haben teil am langweiligen Leben eines ziemlich durchschnittlichen Typen, der übergewichtig durchs Leben stolpert, mit sich und der Welt unzufrieden ist und das bestehende System nicht mag. Letzteres kann ich verstehen, denn in einer so totalitären Gesellschaft würde ich auch nicht leben wollen. Der lange Part des Klinikaufenthaltes unseres namenlosen Helden hat mich dann schon ein bisschen gelangweilt. Aber dann ändert sich sein Leben und er wird zum Troll.

    Trolle führen Krieg an der Internetfront. Trolle bestimmen, wer geliebt wird und wem man das Leben zur Hölle macht. Trolle richten Existenzen zu Grunde oder verhelfen Menschen an die Macht. Es erschließt sich nicht ganz, ob der Krieg im inneren des Reiches tobt oder nach außen gerichtet ist – aber ich glaube, dass ist letztendlich auch egal. Was zählt ist die Erkenntnis: wer die Trolle führt, hat die Macht und wer Macht hat, gibt sie nicht mehr her.

    Jeder, der schon mal beobachtet hat, wie schnell sich Gerüchte, Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken verbreiten, zweifelt keinen Moment daran, dass dieses Szenario nicht weit von der Realität entfernt ist. Der Autor öffnet uns die Augen darüber, wie manipulativ das World Wide Web ist und dass man weder alles glauben darf, was so geschrieben steht, noch arglos weiterverbreiten.

    Auch wenn mich der Stil nicht komplett überzeugt hat, lege ich die Geschichte doch allen ans Herz, die sich viel und ausgiebig mit Liken, Teilen und Kommentieren beschäftigen. Und allen anderen, die sich noch keine Gedanken über die Folgen der Anonymität im Netz gemacht haben, auch. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne von mir.


    Fazit:
    Don’t feed the troll.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark