Achill Moser - Zu Fuss hält die Seele Schritt

  • Klappentext


    Wer geht, kommt bei sich selbst an


    Das Gehen und Wandern ist die ursprünglichste Bewegungsform des Menschen und eine Form von Lebenskunst. Wer geht, kommt ins Sinnieren und läuft auch durch seine eigene Denk- und Seelenlandschaft. Ob entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, auf Don Quijotes Spuren in der spanischen La Mancha oder im Mittleren Westen der USA – überall erlief sich Achill Moser ungeahnte Einsichten und erlebte, wie das Gehen den Blick auf die Welt und sich selbst verwandelt.


    Meine Meinung


    Also erstmal: ich hab ja schon lange keine "Sachbücher" gelesen oder etwas in der Richtung wie dieses hier. Dabei mag ich Bücher über Lebensphilosophien sehr gerne, bin da aber eben recht wählerisch, da natürlich nicht jeder Autor auf meiner Wellenlänge liegt. Aber Bücher in diesem Bereich müssen mich innerlich ansprechen, eine Saite zum klingen bringen, sonst hab ich nach dem Lesen das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben.


    Das Buch von Achill Moser hat mich vom Titel her angesprochen, denn eine Reise alleine und zu Fuß, nur mit Rucksack und mir selber irgendwo in der weiten Welt ist schon lange ein sehr großer Wunsch von mir. Durch die Kinder war das aber bisher leider nicht umsetzbar und mittlerweile hab ich auch ein bisschen den Mut dafür verloren. Gerade deshalb, und weil der Autor auch so unglaublich sympathisch auf den Fotos aussieht, wollte ich wieder ein bisschen in dieses Gefühl so einer Reise reinschnuppern.


    Das Buch ist aufgeteilt in verschiedene Reisewege, die der Autor teils alleine, teils zusammen mit seinem Sohn Aaron unternommen hat. Dabei geht es quer durch die ganze Welt. Dabei beschreibt er nicht nur das visuelle Erlebnis, sondern verknüpft seine Routen auch mit geschichtlichen Ereignissen, die ihn gerade zu diesen Wegen inspiriert haben. Zum Beispiel die Indianer in den USA, die Geschichte um Don Quijote in Spanien oder Gustave Flauberts Reiseberichte aus Ägypten entlang des Nils. Außerdem hat es Achill Moser auch einige Male in die großen Wüsten verschlagen, ob ins Sandmeer oder in die größte Lavawüste der Welt, nach Island - aber auch quer durch Deutschland war er unterwegs.


    Bei diesen Berichten seiner Reisen geht er sehr ins Detail, was seine visuellen Eindrücke angeht, aber auch die Flora und Fauna, die Gerüche, die Gefühle und Gedanken, die auf ihn einwirken. Das ergab ein anschauliches Bild, allerdings hätte ich mir mehr über das praktische gewünscht. Ziemlich am Ende gibt er zwar grob einen Einblick über sein Gepäck, aber da ich selbst auch gerne so etwas machen würde, hätten mich ein paar Tipps und Einblicke in die Praxis noch gefreut.

    Dafür gibt es viele geschichtliche Details. Das Wissen hat er sich schon vorher über Bücher angeeignet, aber eben auch durch die Wanderungen und direkte Kennenlernen von Land und Leuten.

    Zwischen den Kapiteln der Reiserouten gibt es jedes Mal eine kleine Pause mit teils schon philosophischen Gedanken. Sein Trieb, immer wieder seine Wanderschuhe und seinen Rucksack zu packen, zeigt ihm, wie sehr die Hektik und der Stress uns Menschen in der heutigen Zeit zusetzen.


    "Denn der Mensch ist Nomade, und die Natur hat uns

    seit Jahrtausenden das Unterwegssein vorgegeben." S. 21


    Das sesshaft werden ist auch für mich ein Knackpunkt in der Menschheitsgeschichte. Denn mal ehrlich: wie viel bewegen wir uns denn tatsächlich noch? Und wenn wir Sport machen, dann auf einem stahlgestützten Laufband ... Wer geht denn noch raus in die Natur, einfach nur so, um die Zeit und die Natürlichkeit zu genießen. Ohne Sinn oder Ziel, sondern einfach nur, weil es guttut? Mentale Stärke durch Entschleunigung - ich denke das trifft es sehr gut. Denn die Schnelligkeit, mit der sich um uns herum alles auf der Technikebene weiterentwickelt, damit konnte unsere Seele einfach nicht mitwachsen.


    Achill Moser hat nie viel mehr im Gepäck als Kleidung, Handtuch, Waschzeug, Schlafsack, Isomatte, Proviant und Wasser - mehr scheint es nicht zu brauchen, oder? Wir sind mittlerweilse so an die "Helferlein" und "Gebrauchsgegenstände" gewöhnt, dass wir gar nicht mehr wissen, wie wenig eigentlich zum Leben nötig ist.


    Natürlich muss niemand in die Einöde ziehen, aber ich denke, so ab und an mal innehalten und sich selbst zu genügen, die Gedanken mal nach innen und nicht nach außen schweifen zu lassen, würde sich sicherlich positiv auswirken. Ich werde mir jedenfalls vornehmen, wieder öfter mal zu Fuß zu gehen. Keine Weltreise, aber auch im Kleinen kann man anfangen - und wer weiß, wohin der Weg mich führen wird :D

    Die Zitate vor jedem neuen Kapitel sind perfekt ausgewählt und haben mir sehr gut gefallen, auch die vielen schwarz-weiß Bilder, die den Autor auf seinen verschiedenen Reisen zeigen.


    Mein Fazit: 4 Sterne


    © Aleshanee

    Weltenwanderer