Alison Weir - Katharina von Aragon: Die wahre Königin / Katherine of Aragon

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    […] A Spanish princess. Raised to be modest, obedient and devout. Destined to be an English Queen.
    Six weeks from home across treacherous seas, everything is different: the language, the food, the weather. And for her there is no comfort in any of it. At sixteen-years-old, Catalina is alone among strangers.
    She misses her mother. She mourns her lost brother.
    She cannot trust even those assigned to her protection.
    KATHERINE OF ARAGON. The first of Henry's Queens. Her story.
    History tells us how she died. This captivating novel shows us how she lived. […]


    Autorin (Quelle: amazon)
    Alison Weir is the top-selling female historian in the United Kingdom, and has sold over 2.7 million books worldwide. She has published seventeen history books, including Elizabeth the Queen, Eleanor of Aquitaine, The Lady in the Tower and Elizabeth of York, and five historical novels. Her latest biography is The Lost Tudor Princess. Katherine of Aragon: The True Queen is the first in a series of novels about the wives of Henry VIII.


    Allgemeines
    Erster Band einer Reihe um die sechs Ehefrauen des Henry VIII
    Erschienen am 26. Januar 2017 bei Headline Review als TB mit 624 Seiten
    Familienstammbäume der spanischen und englischen Königshäuser - Biographischer Roman in drei Hauptteilen mit nummerierten Kapiteln – Autorennachwort – Personenverzeichnis – Zeitleiste – „Reading Group Questions“
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Katharine von Aragon
    Handlungsort und -zeit: verschiedene Orte in England, 1501 bis 1536


    Inhalt und Beurteilung
    Alison Weir ist eine in England sehr bekannte und geschätzte Historikerin, die viele Sachbücher (Biographien) verfasst hat. Bei dem vorliegenden ersten Teil einer Reihe um die sechs Ehefrauen des englischen Königs Henry VIII (1491 – 1547) handelt es sich um einen biographischen Roman, dessen Handlung im Jahr 1501 einsetzt, als Henrys spätere erste Ehefrau Catalina, fortan anglisiert Katherine genannt, von Spanien nach England reist, um den Thronfolger Prince Arthur zu heiraten.
    Prince Arthur erliegt nach wenigen Monaten der Tuberkulose; bis zu Katherine Eheschließung mit seinem jüngeren Bruder Henry vergehen sieben lange Jahre, in denen Katherine am englischen Hof den Machenschaften ihres geizigen Schwiegervaters Henry VII ausgesetzt ist, der sie extrem kurz hält und sie dafür büßen lässt, dass ihr Vater, Ferdinand von Aragon, vor der Eheschließung mit Henry nicht die ganze Mitgift auszahlen will. Die zunächst glückliche Ehe von Henry und Katherine wird eindrücklich geschildert, die Beziehung des Königspaares leidet zunehmend, als es immer wieder zu Tod- und Fehlgeburten kommt, sodass Katherine ihrem Mann letztlich keinen Thronfolger, sondern „nur“ eine Tochter (Mary) schenken kann. Sehr ausführlich wird der Zerfall der Ehe dargestellt, als Henry – bewegt vom Wunsch nach einem Thronfolger und auch von der Begierde nach der jungen Anne Boleyn – versucht, sich von Katherine scheiden, bzw. die Ehe annullieren zu lassen. Dieser – von der Katholischen Kirche nicht sanktionierte - Versuch resultiert in der Trennung der Kirche Englands von Rom und der Gründung der anglikanischen Kirche, deren Oberhaupt nicht mehr der Papst, sondern der König ist.
    Die Autorin fühlt sich äußerst feinfühlig in die Persönlichkeit der Königin Katharine ein und macht deutlich, warum diese vor dem Hintergrund ihrer Epoche nicht anders kann, als die Trennung von ihrem Mann und ihre „Absetzung“ als Königin zu negieren, obwohl dieses für den heutigen Leser schier unverständliche Verhalten viele Repressalien für sie und ihre Tochter Mary mit sich bringt. Die tiefe Religiosität Katherines und das verinnerlichte Gefühl für die "gottgegebene" Würde ihres Amtes machen es ihr unmöglich, ihrem Mann zu gehorchen, wenn dessen Wünsche in Konflikt mit ihrem Gewissen geraten.
    Der biographische Roman überzeugt durch gründliche Recherche, einen ebenso anschaulichen wie eindrücklichen Erzählstil und Zusatzmaterial in Form eines sehr umfangreichen Personenverzeichnisses und einer chronologischen Zeittafel, das Zusatzmaterial dürfte auch Lesern ohne Vorkenntnisse zur tragischen Geschichte der ersten Ehefrau Henrys das Verständnis der Details erleichtern.
    Wer sich intensiv mit Katherine beschäftigen will, aber nicht gern Sachbücher liest, findet in diesem Roman eine ausgezeichnete Quelle seriösen und gleichzeitig unterhaltsam präsentierten Wissenserwerbs.


    Fazit
    Ein höchst lesenswerter biographischer Roman, der Wissensvermittlung gelungen mit guter Unterhaltung kombiniert, für Tudor-Interessenten uneingeschränkt empfehlenswert!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:



    Soweit es mir bekannt ist, wurde dieses Buch (noch?) nicht ins Deutsche übersetzt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Fazit
    Ein höchst lesenswerter biographischer Roman, der Wissensvermittlung gelungen mit guter Unterhaltung kombiniert, für Tudor-Interessenten uneingeschränkt empfehlenswert!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Wow, wenn Du 5 Sterne vergibst, dann ist das wirklich ein hervorragendes Buch :D

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Wow, wenn Du 5 Sterne vergibst, dann ist das wirklich ein hervorragendes Buch :D

    Ich finde es wirklich sehr gelungen.:thumleft: Man muss sich allerdings auch intensiv für die Thematik interessieren, denn es ist alles sehr detailliert ausgeführt und Leser mit oberflächlichem Interesse könnten manche Passagen als "unnötige Längen" sehen.

    Und ich hab das auch aufm Sub!

    Da sollte es nicht lange bleiben. Ich habe mir letzte Woche gleich den zweiten Band um Anne Boleyn zugelegt. Die beiden Bücher habe ich mir als E-Books angeschafft, da sie mir sonst mit ihren beachtlichen Seitenzahlen zu unhandlich wären und meine Regale auch schon ziemlich verstopft sind.:uups:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Man muss sich allerdings auch intensiv für die Thematik interessieren, denn es ist alles sehr detailliert ausgeführt und Leser mit oberflächlichem Interesse könnten manche Passagen als "unnötige Längen" sehen.

    daran scheitert es bei mir ja nicht :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Da sollte es nicht lange bleiben. Ich habe mir letzte Woche gleich den zweiten Band um Anne Boleyn zugelegt. Die beiden Bücher habe ich mir als E-Books angeschafft, da sie mir sonst mit ihren beachtlichen Seitenzahlen zu unhandlich wären und meine Regale auch schon ziemlich verstopft sind. :uups:

    Ja ich weiß...:uups: Allerdings hab ich so viele Rezi-Exemplare noch... und es ist auf englisch....:uups:

    Hach ja... vielleicht im nächsten Urlaub :mrgreen:

  • daran scheitert es bei mir ja nicht :)

    Das glaube ich auch. Ich habe eine gute Woche gebraucht, weil man sich ziemlich konzentrieren muss und auch mal Lesepausen zum "Verdauen" einlegen sollte. Zumindest mir geht es bei umfangreichen und auf Tatsachen beruhenden Büchern immer so.


    Ja ich weiß... :uups: Allerdings hab ich so viele Rezi-Exemplare noch..

    Das Problem kenne ich. Ich kann jetzt auch nicht gleich mit Anne Boleyn anfangen, weil ich Rezensionsexemplare zu lesen habe. ("Der Spielmann" liest sich richtig gut, ist aber auch ein dicker Schinken.:wink:)

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  • Waaah - damit rennst Du mal wieder offene Türen bei mir ein, liebe €nigma ! Bei Heini 8 und seinen Ehefrauen kann ich einfach nur schwerlich widerstehen, vor allem, wenn das Ganze auf einer fundierten Grundlage basiert wie bei Weir.

  • Am 31. Juli 2020 erscheint die deutsche Ausgabe unter dem Titel "Katharina von Aragon: Die wahre Königin".

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Alison Weir - Six Tudor Queens - Katherine of Aragon“ zu „Alison Weir - Katharina von Aragon: Die wahre Königin / Katherine of Aragon“ geändert.
  • das klingt doch wie etwas, das mir gefallen könnte! gleich ab auf die Wu-Li. Und jetzt warte ich auch noch auf die deutsche Ausgabe! die gibt es dann sogar (Hoffentlich!) in meiner Bibliothek!

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Divorced, Beheaded, Died, Divorced, Beheaded, Survived (Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt) ist ein beliebter englischer Reim, der die Schicksale der Königinnen an der Seite von Henry VIII., der jedem Netflix-Fan durch die erfolgreiche Serie "Die Tudors" vertraut ist, auf eine einfache Formel bringt.

    In ihrem biographischen Roman "Katharina von Aragon. Die wahre Königin" beleuchtet die englische Autorin Alison Weir das tragische Leben von der ersten Frau von King Henry VIII. von England. Im Alter von 16 Jahren kommt die spanische Prinzessin Katharina von Aragón 1501 nach England, zunächst um Prince Arthur zu heiraten, der jedoch kurz darauf stirbt. Sofort wird sie mit dem Thronerben verlobt: Prince Henry. Was zunächst nach einer glücklichen Vermählung aussieht, wird schnell zum Alptraum für die junge Frau. Bald kursieren Gerüchte über King Henrys Affäre mit dem Hoffräulein Anne Boleyn. Katherine muss nun stark sein und kämpfen: für ihre Ehre, die Zukunft, für die Liebe.

    Das schlichte Cover ist in einem dunklen Blau gehalten und besticht durch ein schmeichelndes Portrait der attraktiven, jungen Herrscherin. Der Titel erscheint in fein geschwungenen goldenen Lettern, der Untertitel macht deutlich, dass Katharina die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe niemals in Zweifel gezogen hat.

    Alison Weir gelingt es nicht nur, die schillernde Welt der Tudors zum Leben zu erwecken, sondern sie fühlt sich in die komplexe Persönlichkeit der spanischen Prinzessin und englischen Königin ein, die fest in ihren historischen Kontext gebunden ist. Aufgrund ihrer standesgemäßen Erziehung, ihres festen Glaubens an ihre gottgebene Stellung und ihrer tiefen Religiosität war es ihr unmöglich, die Wünsche ihres Mannes zu erfüllen, in eine friedliche Trennung einzuwilligen und ein stilles Leben in einem Kloster zu führen, was ihrer einzigen überlebenden Tochter Maria und ihr viele Demütigungen erspart hätte. .

    Alison Weir ist eine in England sehr bekannte und geschätzte Historikerin, die zahlreiche Bücher über wichtige Persönlichkeiten der Tudor-Zeit verfasst hat. Ihr biographischer Roman basiert auf einer gründlichen Recherche, verbindet historische Fakten mit literarischer Fiktion und zieht jeden Leser durch seinen geschliffenen Stil in seinen Bann. Atemlos verfolgt man das tragische Leben von Katharina von Aragon, die durch ihre tadellose Haltung in Glück und Unglück beeindruckt. Abgerundet wird dieses lesenswerte Buch durch ein ausführliches Personenverzeichnis und eine chronologische Zeittafel, die einen kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben der stolzen Protagonistin gibt.

    Eine absolute Pflicht-Lektüre für alle Fans der englischen Geschichte!

  • Aus dem Leben der wahren Königin


    Die spanische Prinzessin Katharina von Aragón wurde dazu erzogen, einst einen Prinzen zu heiraten. Königin Isabella von Spanien hat sich dafür entschieden, die junge Prinzessin mit Prinz Arthur von England zu verheiraten. Eine Verbindung, die für beide Seite nur Vorteile bietet, so die Annahme. Katharina ist 16 Jahre alt, als sie im Jahre 1501 englischen Boden betritt. Leider verstirbt Arthur kurz nach der Vermählung. Um das Bündnis mit Spanien zu erhalten, wird sie kurzerhand mit dem nächsten Prinzen verlobt. Henry VIII. wird ihr Gemahl. Zu Beginn ihrer Ehe sieht es nach einer glücklichen Verbindung aus, aber dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Für Katharina beginnt ein langer Kampf um Liebe und Anerkennung und um die Zukunft ihrer Tochter.


    Das Leben von Katharina von Aragón, die als erste Gemahlin von Henry VIII. in die Geschichtsbücher einging, dürfte wohl jedem bekannt sein. Ich hatte schon einiges von ihr im TV gesehen und kannte sie aus den Geschichtsbüchern, also hatte ich hier keine großartigen neuen Erkenntnisse erwartet. Umso erstaunter war ich, als ich diesen Roman gelesen hatte. Alison Weir beginnt ihre Handlung mit dem Tag, als Katharina englischen Boden betritt und erzählt ihr gesamtes Leben in England. Aus Sicht der Königin wird die Handlung geschildert. Somit ist man hautnah an ihrem Leben beteiligt. Man erlebt, wie aus dem jungen Mädchen langsam eine erwachsene Frau wird. Sie hat Träume und Hoffnungen und Wünsche für ihre Zukunft und die Zukunft Englands. Man ist dabei, wie diese Träume zerplatzen, wie sie erst zur Königin gemacht wird und dann fallen gelassen wird. Aber was ganz besonders anrührt, sind die vielen kleinen Szenen dazwischen. Die Verzweiflung, weil der Thronerbe sich nicht einstellen will. Die Zerrüttung zwischen ihr und Henry. Aber auch die Treue ihrer Dienerschaft oder Ehrendamen. Fremde Frauen und Männer, die ihr zur Seite stehen und ihr nicht nur das Leben erleichtern, sondern zu Freunden werden. Die Gespräche mit den spanischen Abgesandten Chapuys zum Beispiel, die ihre Verzweiflung wiedergeben. So viele kleine Szene, die ein ganz neues Licht auf die Frau werfen, die auszog, um Königin in einem fremden Land zu werden, und dabei so viel zu Erdulden hatte.


    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich habe Katharina ganz neu kennengelernt. Mit Details aus ihrem Leben, die mir so nicht geläufig waren. Der Erzählstil von Alison Weir ist dabei angenehm zu lesen. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, war, dass in der deutschen Übersetzung auch die Namen übersetzt wurden. Aus Henry wurde Heinrich und aus Mary Maria, um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen. Ich finde es besser und authentischer, wenn die Protagonisten ihre ursprünglichen Namen behalten dürfen, aber dies ist nur ein kleiner Mangel, für den die Autorin ja auch nicht verantwortlich ist. Die gelungene Aufmachung macht dieses aber locker wieder gut. Es sind nämlich Personenregister, Zeittafel und ein Nachwort am Ende vorhanden. So kann man gut nachverfolgen, in welcher Reihenfolge welche Ereignisse in dem Leben der Königin stattgefunden haben.


    Fazit:

    „Katharina von Aragón“ ist ein exzellent recherchierter Roman über die erste Königin von Henry VIII. . Ihr Leben wird glaubhaft geschildert. Mir hat gut gefallen, wie hier von und mit ihr erzählt wurde. Gleichzeitig bekommt man die Ereignisse dieser Jahre in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Dies ist erst der erste Band von Alison Weir über die Frauen von King Henry VIII. , es werden wohl noch 5 weitere Bände folgen, ich bin gespannt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, war, dass in der deutschen Übersetzung auch die Namen übersetzt wurden. Aus Henry wurde Heinrich und aus Mary Maria, um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen.

    Das finde ich auch unmöglich, was soll denn das?

    es werden wohl noch 5 weitere Bände folgen, ich bin gespannt.

    Der fünfte Band ist inzwischen im englischen Original erschienen, ich habe ihn vor ein paar Tagen bekommen und werde vermutlich noch im August damit anfangen.

    Der zweite Band erscheint am 2. November in der deutschen Übersetzung.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Prinzessin Catalina von Aragón ist sechzehn, als sie mit einem kleinen Gefolge den Ärmelkanal überquert, um mit dem englischen Thronfolger Arthur vermählt zu werden. Eine Hochzeit aus politischem Kalkül, natürlich - das ist auch Catalina klar, Tochter des wohl berühmtesten spanischen Königspaars, Ferdinand und Isabella, die weiß, dass sie ihre Pflicht zu erfüllen hat. Glücklich ist sie dennoch nicht in diesem kalten, fremden Land, dessen Sprache sie noch nicht spricht, sie vermisst die Wärme der Heimat, die heimische Küche und nicht zuletzt ihre geliebte Mutter. Selbst ihren Namen muss sie aufgeben und wird fortan bei der englischen Variante Katherine gerufen.


    Bis Katherine und Arthur vor den Traualtar treten, geht auch noch einige Zeit ins Land, denn der Kronprinz ist noch sehr jung und überdies recht kränklich. Als es dann endlich soweit ist, währt die Ehe nur sehr kurz. Arthur stirbt nur wenige Monate nach der Hochzeit, und für Katherine beginnt eine quälend lange Zeit der Unsicherheit und des Wartens, wie sich ihre Zukunft nun gestalten soll. Nach schier endlosem Hin und Her um die Mitgift und andere Fragen ehelicht sie schließlich den neuen Thronfolger, Arthurs Bruder Heinrich, einen stattlichen, gutaussehenden jungen Mann. Der ist das krasse Gegenteil seines schwächlichen blassen Bruders, und es scheint, als habe sich endlich alles zum Guten gewendet. Das junge Ehepaar ist über beide Ohren verliebt, das Bündnis zwischen Spanien und England endlich besiegelt, zum ganz großen Glück fehlt nur noch ein Sprössling (oder besser mehrere).


    Doch in der Hinsicht ist das Schicksal Katherine nicht gewogen. Zwar wird sie mehrmals schwanger, doch nur ein einziges Mal überlebt das Kind - ein Mädchen, Mary. Um die Thronfolge zu sichern, muss aber ein männlicher Erbe her. Katherine steht unter enormem Druck, und Heinrich beginnt, sich anderweitig umzusehen, bis er sich schließlich gänzlich von Katherine abwendet, was schließlich in seiner blinden Leidenschaft für eine weltgewandte, lebenslustige und ehrgeizige Hofdame namens Anne Boleyn gipfelt und dazu führt, dass sich Heinrich nach jahrelangem Streit um die Gültigkeit seiner Ehe mit der Witwe seines Bruders von der katholischen Kirche lossagt und Katherine kaltherzig aufs Abstellgleis schiebt.


    Man hat es schon x-mal gelesen oder in Filmen gesehen, man weiß zumindest in groben Zügen, was kommen wird - und doch gelingt es Alison Weir, die neben historischen Romanen auch zahlreiche Sachbücher über die Tudors verfasst hat und sich in der Materie vorzüglich auskennt, in diesem Auftaktband ihrer Reihe "Six Tudor Queens" über die Ehefrauen Heinrichs VIII. der sattsam bekannten Geschichte Neues abzugewinnen, indem sie Katharina von Aragón, die in den meisten Tudor-Erzählungen mit dem Auftauchen von Anne Boleyn und ihrer Verbannung vom Hof mehr oder weniger ausgeblendet wird, komplett in den Mittelpunkt stellt und ihrem Lebensweg von ihrer Abreise nach England bis zu ihrem Tod konsequent folgt.


    Historisch fundiert und mit viel Einfühlungsvermögen schildert sie, wie sich Katharina von einem unsicheren, heimwehgeplagten jungen Mädchen zu einer gestandenen, stolzen und unbeugsamen Frau wandelt, die fast ihr komplettes Erwachsenenleben über Spielball der Politik bleibt. In vielerlei Hinsicht ist sie eine tragische Figur, die gänzlich ohne eigenes Verschulden eine belastende Situation nach der anderen meistern muss, doch Alison Weir zeigt sie nicht als passiv leidendes armes Wesen, sondern als eine auf stille Art willenstarke Frau, die zwar viel durchmachen muss, im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus aufbegehrt und sich bis zum bitteren Ende nicht widerstandslos herumschubsen lässt, auch wenn ihr alles Widerstreben oft nichts nützt.


    Ihre Darstellung wirkt auch im zeitlichen Kontext realistisch, sie ist tief gläubig und pflichtbewusst, wirkt anfangs recht schockiert von den vergleichsweise losen Sitten am englischen Königshof und denkt und argumentiert wie eine Person ihrer Zeit und nicht wie eine moderne Frau, die man in die Vergangenheit gebeamt hat. Hier zeigt sich deutlich die Sachkenntnis der Autorin.


    Ansonsten tritt eine üppige Fülle von größtenteils historisch belegten Persönlichkeiten auf, die am Ende des Buches auch noch einmal in einem Personenverzeichnis nachgeschlagen werden können, was hilfreich sein kann, um all die vielen Namen richtig einordnen zu können (wobei Weir sie im Roman in aller Regel so einführt, dass das auch ohne Nachschlagen ganz gut funktioniert). Sehr interessant fand ich es, sie alle durch Katharinas Augen zu betrachten - ich bin sehr gespannt, wie die Darstellung dann in den weiteren Bänden sein wird, wenn Alison Weir den Blickwinkel anderer Königinnen einnimmt. Vor allem Anne Boleyn und ihr "inner circle" kommen hier verständlicherweise gar nicht gut weg.


    Es gibt sicherlich schillerndere historische Romane über diesen Stoff, romantischere und auf jeden Fall viel reißerischere - wer aber Wert auf saubere Recherche, fundierte Detailkenntnis und realistische Charakterzeichnung legt und sich nicht nur unterhalten, sondern ein paar neue Aspekte über die Tudorzeit erfahren möchte, ist mit diesem Buch ausgezeichnet bedient.