Hermann Markau - Tod eines Bankers

  • Zufällig treffen sich Kriminalhauptmeister Lars Keller und die Speditionsangestellte Bettina Jäger im Zug von Niebüll nach Westerland. Als sie sich am Fundort einer Leiche erneut treffen, geht keiner von den beiden mehr von Zufall aus. Es beginnt eine gemeinsame Ermittlungsarbeit zwischen dem zwar unerfahrenen aber cleveren Polizisten und der hilfsbereiten aber leicht chaotischen Sylterin, in deren Folge am Ende der gesuchte Mörder ding-fest gemacht wird.


    Leseprobe


    Sigmar Breitenbach entstieg als erster Passagier dem Airbus 319 von Eurowings, der in Frankfurt gestartet und eben auf dem Sylter Airport gelandet war. Das Wetter ließ keine Wünsche offen – schon seit Wochen nicht. Es war windstill, wolkenlos und warm. Ideal für einen, der Entspannung suchte und Erholung und Badespaß.

    So einer war Breitenbach aber nicht, obwohl man solches aus seiner Kleidung hätte schließen können: Bequeme Leinenhose. Hellblaues T-Shirt. Luftiger Sommerblazer. Als Gepäck führte er lediglich einen Handkoffer mit sich, in dem Toilettenutensilien und ein dunkler Anzug inklusive Fliege und Krawatte verstaut waren.

    Er hatte ganz vorn gesessen, um die Andeutung von Flugangst in den Griff zu bekommen, die er jedes Mal spürte, wenn eine dieser Flugmaschinen, deren Passagier er war, sich in die Luft erhob.

    Als Zweiter war sein Mitgesellschafter und Aufsichtsratkollege Herbert Christiansen ausgestiegen, den es als geborenen Nordfriesen regelmäßig in den kühlen Norden zog, um romantische Erinnerungen und alte Heimatgefühle aufzufrischen, wobei von Kühle in diesen Tagen ja nicht die Rede sein konnte. Und es ging auch diesmal nicht um romantische Erinnerungen. Jedenfalls war der Zweck des Fluges der beiden Banker aus Frankfurt nicht vordergründig privater Natur. Man wollte auf Sylt einer Verpflichtung nachkommen.


    Zur gleichen Zeit stieg Annika Imhoff in ihren Audi R8 und ließ den Motor aufheulen. Sie liebte dieses Geräusch, und sie gönnte sich diese Freude so manches Mal, bevor sie die Kupplung kommen ließ. Und dann schwebte sie wie auf samtenen Federn langsam ihrem Ziel entgegen.

    Sie wusste natürlich, dass sie die Kräfte, die in diesem Motor schlummerten, nicht im Ansatz hier auf Sylt würde ausfahren können. Nichts lag ihr ferner, als das aber wichtig zu finden. Freiheit war es, die ihr dieses Ungetüm von Auto vermittelte. Unabhängigkeit, die sie spürte, wenn sie am Steuer saß. Auch die Unabhängigkeit von Bodo Imhoff, der jetzt tot war.

    Sie trat auf´s Gas und spürte dieses Gefühl umso mehr. Ihr Ziel war die Kampstraße in Westerland. Sie bog von der L24 in den Bahnweg ein, und dreißig Sekunden später parkte sie ihren Wagen vor dem Bestattungsinstitut Wegener. Die Leiche würde am Dienstagabend freigegeben werden. Das hatte sie unter Aufbietung aller diplomatischen Finessen, derer sie mächtig war, und aller erpresserischen Nachdrücklichkeit, die sie allein aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung auszuspielen vermochte, in mehreren Telefonkonferenzen mit der Staatsanwaltschaft erreicht. Die Beerdigungsfachleute waren tief beeindruckt, denn so etwas war ihnen noch nicht untergekommen.

    »Eines ist mir wichtig, Herr Wegener. Sie wissen das: Die Feier soll nicht in Keitum, also nicht in der Severinskirche, sondern in der Franziskus stattfinden, hier in Westerland. Dass wir uns da verstehen. Ich hoffe, Sie konnten das arrangieren! Vor allem in der kurzen Zeit.«

    Annika Imhoff hatte als Termin für die Zeremonie den Mittwochnachmittag festgelegt. Einladungen waren nicht verschickt worden. Mehrere Todesanzeigen in den großen bundesrepubikanischen Tageszeitungen und dem Insel-Boten sollten morgen erscheinen. Totenwäsche, Sargwahl, Kirchenschmuck, Reservierung der Kupferkanne für den Leichenschmaus und einiges mehr waren mit einer derartig atemberaubender Schnelligkeit und Professionalität geplant und arrangiert worden, dass man in den höheren Kreisen nur mit allerhöchstem Respekt von diesem Jahrzehntereignis sprach, das in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt worden war.

    Es drängte sich der Eindruck auf, dass es Annika Imhoff nicht abwarten konnte, bis dieser Teufel in Menschengestalt endlich unter der Erde lag.

    »Natürlich, Frau Imhoff«, gab Wegener zurück. »Die Durchführung der Feier ist gesichert. Da wir augenblicklich eine Vakanz in der Franzikusgemeinde haben, hat sich der Pastor der St. Martin-Kirche in Morsum als Ersatz angeboten.«

    Vielleicht wollte sie die Bestattung auch deshalb so schnell hinter sich bringen, um diesem großen Betrüger nicht auch noch durch ein bundesweites Spektakel post mortem zu einer Ehre zu verhelfen, die er nicht verdient hätte. Möglicherweise hoffte sie also auf eine geringe Resonanz.


    E-Book bei Amazon: 3,00 €

    T-Buch bei Amazon: 7,00 €

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Tod eines Bankers - Ein Sylt-Krimi“ zu „Hermann Markau - Tod eines Bankers“ geändert.