Sabyl Ghoussoub – Le nez juif

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Junger Libanese auf Identitätssuche. Wechselnde Kulissen - Paris, Beyrouth, Istanbul, New York...
  • Original: Französisch, 2018 (Behelfsübersetzung : « Die jüdische Nase »)


    INHALT :

    Von klein auf wiederholt die Mutter Alephs ihm : « Du bist häßlich und ich hoffe, dass du dir die Nase neu machen läßt, wenn du wachsen wirst. Zudem ähnelst du einem Juden. » Aleph aber geht in die Diskos, verführt die Mädels, macht sich Freunde. Er macht dies und das, er reist. Und kommt in den Libanon. Er verliebt sich, landet im Kinomilieu, doch nichts geschieht wie vorgesehen. Zwischen Paris und Beyrouth, Pal¨stina und Israel, Hezbollah und dem Mossad steht er dauernd vor diversen Wahlmöglichkeiten. Araber in der Haut eines Juden sucht er nach seiner Identität. (übersetzt vom französischen Klappentext)


    BEMERKUNGEN :

    Aleph/Alef ist auch der erste Buchstabe des hebräischen UND arabischen Alphabets ! Er ist maronitischer (=christliche Konfession) Libanese und wächst in Paris und einer katholischen Privatschule auf. Doch seit je her wird er bis hinein in seine eigene Familie als « Jude » betrachtet, das alles aufgrund seiner… jüdischen Nase ! Mal « dreckiger Jude » für die einen, mal « dreckiger Araber » für die anderen. Bleibt man da ein Fremder und Außenstehender ? Verhärtet sich oder sucht seine Stapfen ? Jung wird er in den Libanon fahren, weg von der engen Familie, in Hoffnungg auf Anerkennung und « Heimat ». Aber hören da die Probleme auf ?


    Und wir verstehen, dass der Roman einer der Suche nach Identität ist, bzw so gelesen werden kann. Die äußere Unrast ist ein Zeichen : vielerlei Reisen, Übergangsorte und sich abwechselnde Wohnungen. Dieses Leben ist schon leicht chaotisch zwischen den verschiedenen Kontinenten, Ländern einerseits, aber auch den verschiedenen Frauengeschichten. Dieses teils unkontrolliert Wirkende, Ausgelassene könnte zunächst abstossen oder etwas an der Leserfreude nehmen, doch dahinter versteckt sich die Frage nach den wahren Unterschieden zwischen Arabern und Juden, bzw der Relativität dieser Unterschiede. Arabischer Jude ? Jüdischer Araber ?


    Der Autor hat sicherlich – es genügt auch ein Blick auf seine Biographie und einigen im WEB gefundenen Chroniken (siehe auch : https://orientxxi.info/lu-vu-e…a-langue-de-l-ennemi,1409 ) - im eigenen Leben und Erfahren geschöpft. Er stellt hinter den Beschreibungen eines jugendlichen Libanesen zwischen Musik und Kino die Fragen nach der Identität. Und wenn dieses « handicap » einer jüdischen Nase ihm gar einen Weg zeigte ?


    Ich bin – wie angedeutet – nicht ganz so einverstanden oder glücklich mit dem manchmal legeren Ton (so typisch er sein mag?) und Stil, doch einige Aussagen und Erfahrungen sind bedenkenswert und interessant !


    AUTOR :

    Sabyl Ghoussoub wurde 1988 in einer libanesisch-maronitischen Familie in Paris geboren. In Frankreich machte er die Schullaufbahn, studierte dann Mode, Recht und schliesslich Theater. Er ist Schriftsteller, Chronist, Photograph, Videast und Ausstellungsleiter. Von 2012-2015 war er Leiter des Beyrouther Filmfestivals. Seit 2015 widmet er sich dem Schreiben und der Photographie. « Le nez juif » ist sein erster Roman. Er lebt zwischen Paris und Beyrouth.


    Broché: 128 pages

    Editeur : L ANTILOPE (15 mars 2018)

    Langue : Français

    ISBN-13: 979-1095360605