Loons Gerringer - Forlorner

  • Das Buch könnte eins meiner Jahreshighlights werden! <3


    Klappentext


    Gehst du in die Irre, dann hat dein Herz vielleicht ein anderes Ziel als dein Kopf


    So steht es auf einer Bronzeplakette im Irrgarten von Wokenduna Hall, in dem an einem Augusttag 2011 vier junge Londoner spurlos verschwinden.


    Nur ein Schritt vom Weg ab, und für den Medizinstudenten James, die beiden Schüler Pix und Carmino und die Übersetzerin Kate beginnt eine Odyssee. Ohne Zahnbürste und Rückfahrkarte in einem Land, das gar nicht sein kann – auf dem Bildschirm oder zwischen Buchdeckeln ist das vielleicht unterhaltsam. Im realen Leben gibt es nur ein Ziel: Zurück nach Hause!

    Aber den Weg einfach zurückzugehen, stellt sich als unmöglich heraus.


    Der Anfang der Salkurning-Reihe.

    Roadtrip in eine Nachbarwelt, mit Elementen aus Fantasy, Mystery und Steampunk; im Kern ein Entwicklungsroman.


    Meine Meinung


    Hinter diesem unscheinbaren Cover steckt eine geradezu überwältigende Geschichte und grandiose Ideen, die ich eigentlich mit nichts vergleichen kann! Mit ihren über 800 Seiten hatte es zwar zwischendurch einen kleinen Durchhänger in der Mitte, aber insgesamt ist das eigentlich kaum ins Gewicht gefallen.


    "Das Gehirn ist eine Insel im Nichts, welches es mit der Vielfalt der Erscheinungen bevölkert," ... Pos 6136


    Es beginnt ganz harmlos mit einem Ausflug einer Jugendgruppe, der sich der 20jährige James Barret als Fahrer anschließt, um seiner Freundin Alice einen Gefallen zu tun. Doch in dem Irrgarten von Wokenduna Hall in der Nähe von London verschlägt es ihn und zwei seiner Schützlinge in eine Welt, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.

    Diese Welt, Salkurning, entspricht einem mittelalterlichen Charakter mit kleinen Steampunk Details: dem typischen Flair altertümlicher Dörfer, einer regierenden Oberschicht, lebhaften Marktplätzen, kleinen technischen Feinheiten und frivolen Gauklertruppen, die durchs Land ziehen.


    Zusammen mit James, Carmino und Pix sowie der unnahbaren Kate, die sich alle vier in diesem unbekannten Land wiederfinden, lernt man nach und nach die Besonderheiten kennen und wie sie sich mit den außergewöhnlichen Umständen zurecht finden müssen.

    Die vier Reisenden wollen natürlich unter allen Umständen zurück in unsere Welt, aber da niemand weiß, wie sie überhaupt hier landen konnten, stellt sie das vor ein fast unlösbares Problem. Hilfe erhoffen sie sich von Dorian Inglewind, einem Erfinder und Forscher und ein großartiger Charakter, der jedoch selber vor nicht minderen Problemen steht. Denn Salkurning selbst hat mit einem drohenden Unheil zu kämpfen und die Vorboten einer dunklen Zeit schüren tiefgehende Ängste.


    Grund sich zu fürchten hat man hier vor vielerlei Dingen, z. B. auch vor dem "Gelichter", das allerdings nur in einem bestimmten Gebiet zu finden ist. Magische Geschöpfe oder auch böswillige Geister in vielerlei Arten und Erscheinungsformen: Empusen, Cabbacubbs, Schrillwürmer sind nur einige davon. An den Namen sieht man schon, es gibt viele fremdklingende Bezeichnungen, wie z. B. auch "Gilloc" für ein eselähnliches Zugtier oder auch "Wolkensammler" für Wahrsager.


    Zu Anfang dauert es etwas, bis man sich mit all den Begriffen zurecht findet, aber es hat das fremdländische, in der die Protagonisten gestrandet sind, sehr gut unterstrichen.

    Der Weltenaufbau ist wirklich phänomenal, denn während dem Lesen hab ich alles vor mir gesehen und war immer mitten im Geschehen. Loons Geringer hat eine herausstechende Art, die Dinge zu beschreiben und sie lässt sich genau die Zeit, die sie dafür braucht - und das ist nicht wenig: es geht somit in einem eher gemächlichen Tempo voran, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, sondern das ich genossen habe, denn bis auf ein paar wenige Stellen, die sich etwas gezogen haben, war es ein absolutes Vergnügen in diese befremdliche Welt einzutauchen.


    Wie nun Salkurning und unsere Welt zusammenhängen könnten bzw. warum James, Kate, Carmino und Pix überhaupt dorthin gelangen konnten, wird hier in Band 1 natürlich noch nicht geklärt. ABER es gibt einige Hinweise und Andeutungen, ziemlich abgefahrene Einblicke und Verbindungen, die mich total begeistert haben. Sie streifen immer nur das, was dahintersteckt, aber man merkt, wie man immer näher dran kommt, ohne es aber genau fassen zu können. Dabei eröffnen sich sehr geniale Impulse und ich hoffe sehr, dass Loons Geringer das in den Fortsetzungen auch genauso gut auflösen wird, wie sie es hier begonnen hat!

    Der Weg ist das Ziel - und man darf hier wirklich nicht eine schnelllebige, actionreiche Handlung erwarten, sondern eine intensive Faszination von einer völlig fremden Welt, in der man komplett eintauchen und sich verlieren kann!


    Erzählt wird hauptsächlich aus James Perspektive, zwischendurch aber auch mal aus der Sichtweise der anderen, so dass man einen immer tieferen Eindruck bekommt. An Kate kommt man nie so wirklich ran, aber je näher ich sie kennengelernt habe, umso sympathischer war sie mir. Carmino ist ein Freigeist und eine erfrischend positive Kraft, während Pix ein echt unausstehlicher Teenager ist, für die ich aber nach etwas mehr Einblick in ihre Vergangenheit auch Mitgefühl aufbringen konnte. Auf ihre weitere Entwicklung bin ich immens gespannt! Vor allem aber James hat einige Überraschungen parat, die eine mysteriöse Verbindung zu Salkurning herstellen, die noch einiges an Aufklärung bedarf.

    "Treppenstufen schlafen nie" - ein seltsames und scheinbar orakelhaftes Fragment, das ihm z. B. immer wieder durch den Kopf schießt und das eine tiefergelegene Bedeutung offenbaren wird, die ich super originell fand, wie überhaupt alles, was mit Salkurning zusammenhängt. Ob es die mysteriöse Prophezeiung betrifft, das Leben dort, die Tiere und Gelichter, der Glaube und Aberglaube oder "Racht", das Schicksal, das die Fäden spinnt.


    "Es ist Racht. Der große Teppich, dessen Muster wir nicht erkennen können, weil jeder von uns nur ein Fädchen darin ist." Pos 10234


    Es werden aber auch einige aktuelle Themen aufgegriffen, wie die Flüchtlingskrise oder die Rangordnung verschiedener Gesellschaftsklassen. Und es wird auch eine Lebensart gezeigt, die zwar nicht nur positive Seiten hat, durchaus aber seinen Reiz oder auch die Suche eines Einsamen, das Glück auf eigenem Weg zu finden. Wie Dorian Inglewing, der sich sein eigenes Nest gebaut hat und seine Freiheit genießt, soweit es ihm nur möglich ist.


    "Aber schon als Kind hatte er täglich beobachten können, dass die Angst, wenn man sich ihr überließ, das Leben verdammt eng und langweilig machte - und das wollte er auf keinen Fall. Deshalb hatte er sich angewöhnt, Beängstigendes einfach zu ignorieren." Pos 3654


    Anspruchsvoll und nichts leichtes für zwischendurch, dafür umso bewegender und eindrucksvoller - ein Buch das genau meinen Nerv getroffen hat und mich jetzt einfach nur auf die Fortsetzung freuen lässt!


    Fazit: 5 Sterne - Highlight


    © Aleshanee

    Weltenwanderer

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Loons Geringer - Forlorner“ zu „Loons Gerringer - Forlorner“ geändert.