Anton Badinger - Zwei unter einem Schirm

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Hat mich leider nicht vom Hocker gerissen
  • Das Cover gefällt mir, denn einerseits wirkt es durch den beigen Hintergrund schon fast bieder und langweilig. Andererseits werden so der rote Regenschirm und der Titel gelungen in Szene gesetzt. Da der Schirm einen wichtigen Aspekt im Buch abdeckt, ist das ein gekonnter Hinweis.

    Hier möchte ich auch noch etwas zur Buchbeschreibung anmerken, denn oft ist diese doch passend, damit man sich in etwa auf den Inhalt einstimmen kann. Bei diesem Buch ist der Text allerdings nicht sehr gut gewählt und trägt dazu bei, dass man vom Buch enttäuscht wird.


    Der Schreibstil wirkt sehr erzählerisch und lässt sich gerade zu Beginn flüssig lesen. Dabei habe ich anfangs das Buch auch sehr gerne gelesen, weil ich es tiefgründig und mit gut gesetztem Humor, der sich oft erst bei näherer "Betrachtung" entpuppt hat, geschrieben ist. Die Vorgehensweise, die getrennten Geschichten der Protagonistinnen sich immer abwechselnd zu erzählen, haben einen gewissen Schwung ins Geschehen gebracht. Die Erläuterungen zu den jeweiligen örtlichen Begebenheiten, Bräuchen und Sitten haben ihren Teil zur interessanten Lektüre beigetragen.

    Nach etwa einem Drittel ist es mir aber zusehends schwerer gefallen, das Buch zur Hand zu nehmen. Zuerst dachte ich noch, es liegt daran, dass der Stil aufgrund der Thematik zusehends düsterer und niederdrückender rüberkommt und dies eben so auch beim Leser ankommen soll. Aber nein, es wurde mir dann nach längerem quälendem Lesen bewusst, dass sich das Konzept irgendwie verändert hat. Plötzlich wurde dann auch nur noch zum Großteil vom Chaos einer Protagonistin erzählt und die andere sozusagen "auf Eis gelegt". Das und auch die wirren und chaotischen Anwandlungen der Mitwirkenden wie auch das Fehlen des anfänglichen guten Humors haben mir den Lesespaß genommen.


    Ich habe bis zum Ende des Buches immer weiter gehofft, dass ich den Spaß, den ich zu Beginn hatte, wieder finden würde, wurde jedoch leider enttäuscht.


    Die Charaktere werden, genauso wie die örtlichen Begebenheiten, Sitten, Bräuche und dergleichen im ersten Drittel gut dargestellt und dadurch war Interesse an dem, was da noch kommen mag. Aber danach wurde es von den Vorkommnissen, den Charakteren und allem Drumherum chaotisch und schon etwas unangenehm zu lesen.


    Mein Fazit: Das erste Drittel konnte mich gut unterhalten, danach wurde ich bis zum Ende hin enttäuscht.

  • GudrunMaria

    Hat den Titel des Themas von „Zwei unter einem Schirm - Anton Badinger“ zu „Anton Badinger - Zwei unter einem Schirm“ geändert.
  • Darum gehts:
    Lotta ist in ihren Trafikanten verliebt und kauft ihm jede Woche ein Los ab. Doch als sie den Hauptgewinn macht, geht alles schief: Ihre neue Villa entpuppt sich als renovierungsbedürftig, ihre neuen Freunde als Betrüger. Gülcan aus Istanbul wiederum hat den falschen Mann geheiratet. Nun lebt sie in einer trostlosen Wohnung in Salzburg, und statt in die versprochene Ausbildung steckt Cemil sie in SÜPER CHICKEN, seinen Hühnerimbiss. Eines Tages gelingt ihr die Flucht nach Wien, dort trifft sie Lotta, die von ihrer eigenen Housewarming-Party geflohen ist. Die beiden Frauen schließen Freundschaft und merken schnell, dass gemeinsam alles leichter geht und dass das Glück nicht immer dort liegt, wo man es vermutet. - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Geld allein macht nicht glücklich


    Dieser Debütroman des österreichischen Autors Anton Badinger hat mich nicht wirklich berührt. Die Idee hat mir recht gut gefallen, die Ausführung weniger.


    Worum geht’s?


    Lotta spielt Lotto - über dieses Wortspiel habe ich mich amüsiert - und gewinnt. Anfangs behält sie den Lottogewinn für sich, gerät aber, als sie das Geheimnis lüftet, schnell an Betrüger und falsche Freunde.


    In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir Gülcan und ihre Familie in Istanbul kennen. Gülcan hat einen Traum: Sie will Fremdenführerin werden und erhält von ihrem Vater als Symbol dazu einen handgefertigten Regenschirm. Wie es die gute Tradition so will, wird Gülcan mit einem älteren Mann verheiratet, dem sie nach Salzburg folgt. Recht schnell sind ihre Träume geplatzt und sie findet sich in der Imbissbude „Süper Chicken“ als Hendlbraterin wieder. Als ihr Mann sie mit dem Gürtel schlägt, flüchtet sie mit dem nächstbesten Zug und landet in Wien.


    Das zufällige Zusammentreffen von Lotta und Gülcan bietet beiden Frauen neue Möglichkeiten. Allerdings, Freundschaft, wie im Klappentext beschrieben, schließen die beiden nicht. Sie bilden eher eine Zweckgemeinschaft, wobei Gülcan als Angestellte die Launen von Lotta aushalten muss.


    Meine Meinung:


    Leider kann mich dieses Buch nicht überzeugen. Einerseits liegt das am Schreibstil, der sich vor allem im Mittelteil mit allzu viel Details über die Einkaufswut von Lotta beschäftigt.
    Lotta ist ziemlich klischeehaft beschrieben. Sie macht genau das, was vor dem die Berater der Lottogesellschaft warnen: unüberlegt Immobilien kaufen, Geld für Luxusmarken auszugeben und den Job zu kündigen.


    Lotta hat etwas mehr als zwei Millionen Euro gewonnen und kauft davon eine marode Villa und lässt sie aufwendig restaurieren. Das ist reichlich naiv und kann sich rein rechnerisch mit dem Gewinn nicht ausgehen. Nun gut, vielleicht verstecken sich solche Schnäppchen vor mir. Lotta wird zu Beginn als Zahlenkünstlerin beschrieben und schafft es später nicht, sich auch nur um eine einzige Rechnung zu kümmern. Mag schon sein, dass sie von ihren falschen Freunden eingelullt ist. Trotzdem ist sie für mich nicht ganz glaubwürdig. Da scheint die Figur von Gülcan besser gelungen. Sie macht aus ihrem Leben etwas. Sie verlässt ihren Mann und verlangt die Scheidung. Recht so!


    Einige Stellen im Buch lassen humorvolle Gedanken hervorblitzen. Zum einen das schon erwähnte Wortspiel Lotta/Lotto und zum anderen folgender Ausschnitt aus dem Dialog zwischen Gülcan und dem werbenden Mann, der ihr die Ehe und das Leben mit ihm in Salzburg statt in Istanbul schmackhaft machen will:


    »In Salzburg wären solche Zustände undenkbar«, sagte er, als er den Mund wieder aufmachte. »Dort kann man überall von der Straße essen.«

    »Wir bevorzugen Teller«, sagte Gülcan.


    Davon hätte ich mir mehr gewünscht.


    Fazit:


    Ein Debütroman, der mich leider nicht wirklich überzeugt hat. 3 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)