Ulf Schiewe - Land im Sturm

  • Kurzmeinung

    Aleshanee
    Viele Fakten, aber für mich nicht so fesselnd umgesetzt wie erhofft
  • Auf über 900 Seiten durchlaufen wir die Geschichte von 955 im Welschen in den Alpen bis 1848 in Deutschland. 5 Teile, die aufeinander aufbauen und zentrale Wendepunkte der Geschichte markieren.

    „Land im Sturm" von Ulf Schiewe war für mich ein Glücksgriff.

    Ich gebe zu, 925 Seiten Buchlänge mögen zunächst erschreckend wirken. Bei diesem Buch braucht man jedoch wirklich nicht in Sorge sein:


    Der flüssige Schreibstil und die handlungsreiche Geschichte lassen einen schnell jegliche anfängliche Sorge vergessen.


    Deshalb meine Bitte: Wendet euch nicht wegen der Seitenzahl gleich von diesem Buch ab, bevor ihr Näheres wisst oder die ersten 3 Kapitel gelesen habt:


    Gebt diesem Buch eine Chance.

    Inhaltsübersicht:

    Teil 1:


    955. Kleines Dorf, von Welschen, Nachkommen romanisierter Kelten, bewohnt. Genauer: In einer Familie eines Hufschmieds, dessen Erbe Arnulf antreten wird. Sein älterer Bruder Volkmar möchte Bauer werden. Wie es das Schicksal will, wirft die Vogtstochter ein Auge auf Arnulf. Und dann ist da noch die Angst vor den Ungarn, die jeden Moment einziehen und alle Dörfer plündern könnten. Die Probleme nehmen ihren Lauf...

    Teil2:


    Lüneburg/Lümborg, 1146. Wieder in einer Schmiedsfamilie, bestehend aus Arnulf und Gero, vermutlich Nachkommen des Arnulfs aus Teil1. Außerdem im Wendenland bei deren Schwester Irmhild, die mit Erik zusammen ist. Dieser, einst ein sächsischer Fischerssohn, versucht nun sein Glück als Seefahrer und Kaufmann.


    Kein Leben in Frieden: Die Angst und Unsicherheit plagen sie. Denn die Sachsen werfen begehrliche Blicke auf das heidnische Wendenland, Herzog Heinrich der Löwe bereitet schon einen Kreuzzug gegen dieses vor.


    Zu allem Unglück geraten Gero und Arnulf auch noch in eine Schlägerei, deren Konsequenzen Gero bis in den Tod hinein verfolgen...

    Teil3:


    1647. Ein Krieg jagt schon seit beinahe 30 Jahren übers Land und „hinterlässt eine breite Schneise des Schreckens und des Elends". Das Volk leidet unter den Machtkämpfen der Fürsten. Wir begleiten eine Schwadron unter der Leitung von Ewalt Freiherr von Billung, deren Vorfahren uns in in den Teilen zuvor als Nebenpersonen begegnet sind.


    Doch in der Schwadron rumort es. Noch mehr in Ewalts Herz: Er hat genug vom Krieg und nicht übel Lust, zu desertieren. Wenn nötig, mit der ganzen Truppe...

    Teil4:


    „Januar 1813. Napoleon hat eine empfindliche Niederlage erlitten. (...) Niemand denkt daran, die Monarchie abzuschaffen, und doch muss sie erneuert werden." Die preußische Armee ist geschlagen und wird neu organisiert.


    Der König zögert: Er hat Angst, durch seine Entscheidung sein ganzes Land zu verlieren.


    Wir sind in einer Familie, Nachfahren der Schmiedsfamilie. Noch stehen sie finanziell gut. Wir begleiten Hedwig, die die meiste Zeit auf ihrer Arbeit bei den Buschardts als Magd verbringt.


    Alles gut so weit, wäre nicht eines Tages der Freiherr Ewalt von Billung bei den Buschardts zu Gast gewesen und hätte er kein Auge auf Hedwig geworfen...

    Teil5:


    Februar 1848.


    Hedwigs Sohn Ewalt ist "ein fähiger Ingeneur" geworden. "Fabriken wachsen aus dem Boden und verdrängen die kleinen Handwerksbetriebe".


    Deshalb steigt die Arbeitslosigkeit.


    Hedwigs Familie gehört jedoch zu „den Gewinnern der industriellen Entwicklung". Aus der kleinen Hammerschmiede ist die Schmitt-Werke geworden, die sich nun auf den Bau von Dampfmaschinen und Gleisen konzentriert.


    Ob das jedoch so bleibt, ist fraglich, denn die Konkurrenz ist hart...

    Familiennamen tauchen immer wieder auf, so besonders die Namen Hedwig, Arnulf, Gero, Ewalt und von Billung. Im Prinzip begleitet man das komplette Buch über die gleichen Familien, sodass sich ein besonderer Effekt herausbildet: Man wird Zeuge einer Familiengeschichte. Verwechslungsgefahr besteht meiner Meinung nach jedoch nicht.

    Auch hat man keine Schwierigkeiten, sich in die jeweilige Zeit mit ihren wirtschaftlichen und politischen Problemen einzufinden, da der Autor vor jedem Teil zwischen 1 und 3 Seiten die aktuelle Lage kurz und anschaulich geschildert hat.

    Das Buch ist gespickt mit zahlreichen Dialogen, aber auch die Beschreibungen der Umgebungen und Arbeitstechniken sowie die Gesellschaft zu dieser Zeit bewegende Themen kommen nicht zu kurz.


    Aber auch hier braucht man nicht in Sorge zu sein: Der Autor versteht es wunderbar, wahre Begebenheiten mit Fiktion zu vermischen, ohne, dass sich der Leser dabei langweilt. Im Gegenteil, in mir ist zumindest mein geschichtliches Interesse wieder vollends aufgeblüht!

    Ich denke, die Inhaltsübersicht zeigt zur Genüge auf, wie abwechslungsreich die Handlungen des Buches sind. Es wird einem nie langweilig, da der Autor immer gekonnt alles, was das Leserherz begeht, miteinander vermischt. Nichts kommt zu kurz, nichts ist zu lang.

    Politik, Wirtschaft, Handwerk, Militär, Kampf, Waffen – Langeweile? Sicherlich nicht.


    Wer wirklich an nichts von alledem Interesse hat – den interessiert vielleicht die Art zu leben der Menschen an sich, die Ängste, die sie plagten oder die Art, wie mit Krankheiten umgegangen wird.


    Selbst (tragische) Liebschaften und Tode kommen hier nicht zu kurz. Das nur, um zu zeigen, was für Themen in diesem Buch unterschwellig mit aufgegriffen werden.

    Zu den Figuren lässt sich sagen: Sie sind mir sehr stark ans Herz gewachsen, was sicherlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass man eine Familiengeschichte miterleben durfte. Dabei sind die Charaktere ebenso abwechslungsreich wie die Handlung. Und findet man mal eine Ähnlichkeit zwischen den Verwandten – so freut man sich, diese wieder miterleben zu dürfen.

    Mein Fazit:


    Ein Buch, das ich niemals vergessen werde. Der Autor hat es geschafft, mich nicht nur für seine Werke, sondern auch für die wahren Begebenheiten, die dahinterstecken, zu öffnen.


    Meine Empfehlung: Lesen, mitfiebern und faszinieren lassen!

  • KatharinaHohenfels , noch hast Du Zeit, Deine Rezension zu bearbeiten. In die Titelzeile muss der Name des Autors und der Buchtitel; die Überschrift für Deine Rezension kannst Du über den Text setzen. Sonst wird es von einem Moderator erledigt. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „So abwechslungsreich wie die Geschichtsschreibung, ist auch dieses Buch“ zu „Ulf Schiewe - Land im Sturm“ geändert.
  • Auf über 900 Seiten durchlaufen wir die Geschichte von 955 im Welschen in den Alpen bis 1848 in Deutschland. 5 Teile, die aufeinander aufbauen und zentrale Wendepunkte der Geschichte markieren.

    Für mich nicht nachvollziehbar was du damit meinst.:scratch::scratch::scratch: Jahre, Stunden, Seiten oder was

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Es ist ein ungewöhnliches Buch, das uns der Autor Ulf Schiewe hier geliefert hat. Wir hüpfen einmal durch die deutsche Geschichte, beginnend im Jahre 995 und endend im 19, Jahrhundert.

    Alles beginnt mit dem jungen Schmied Arnulf, der auf eine schöne Frau reingefallen ist und von ihr verraten wurde. Auf seiner Flucht trifft er Hedwig, die von den Ungarn verschleppt, aber entkommen ist. Sie ziehen nach Augsburg und geraten in die Ereignisse um König Ottos Lechfeld-Schlacht.

    Im 12. Jahrhundert lernen wir die Nachkommen von Arnulf und Hedi kennen und wieder geraten sie in eine kriegerische Auseinandersetzung, der Wendenkreuzzug findet statt.

    Danach gibt es einen großen Sprung ins die Zeit des „Dreißigjährigen Krieges“, als Ewalt von Billung sich mit Jan van Werth anlegt.

    Auch im 19. Jahrhundert Zeit begegnet Hedwig Schmitt dem jungen Freiherrn Ewalt von Billung. Doch ihnen ist kein langes Glück beschieden, denn es gibt wieder Krieg. Man will sich von Napoleon befreien.

    Die kleine Schmiede der Schmitts ist zu den angesehenen Schmitt-Werken geworden. Nicht nur die politischen Verhältnisse machen Schwierigkeiten, es gibt auch noch einen rücksichtslosen Konkurrenten.

    Das Verbindende bei diesen Geschichten ist, dass es sich über die vielen Jahre um Mitglieder der gleichen Familien handelt. Es tauchten auch immer wieder die gleichen Namen auf. Dazu kommt ein Säbel, der einst einem Ungar gehört hat und innerhalb der Familie weitgegeben und in Ehren gehalten wurde.

    Ich mag die Bücher des Autors, der es auf eine ganz besondere Weise schafft, historisches Wissen in unterhaltenden Geschichten zu verpacken. Das ist auch in diesem Buch wieder gut gelungen und doch war ich immer etwas zwiespältig, denn kaum hatte ich die Protagonisten kennengelernt, musste ich auch schon wieder loslassen und mit ihren Nachkommen vorliebnehmen. Dabei hätte ich über jeden Einzelnen gerne noch mehr erfahren. Trotzdem hat wir dieser „Wälzer“ mit über 900 Seiten sehr gut gefallen.

    In jedem Abschnitt gab es Personen, die einem gleich sympathisch waren und mit denen man gefiebert hat. Aber immer war da auch ein Gegenspieler, bei dem man am liebsten selber den genannten Säbel benutzt hätte.

    Es gab viele kriegerische Auseinandersetzungen und es wurde mir noch einmal bewusst, wie viel Hin und Her es über die Jahrhunderte gegeben hat und wie viele unterschiedliche Interessen, Bündnisse, Kriege und Revolutionen es gab, bis sich unser heutiges Deutschland gebildet hat. Da fragt man sich doch glatt: Ist man überhaupt deutsch?

    Sehr schön fand ich auch die Anfänge der Eisenbahn und der beginnenden Industrialisierung beschrieben.

    Ich kann diesen unterhaltsamen und spannenden historischen Roman nur empfehlen.

  • Für mich nicht nachvollziehbar was du damit meinst.:scratch::scratch::scratch: Jahre, Stunden, Seiten oder was

    Es sind Jahreszahlen - der erste Abschnitt spielt im Jahr 955, der fünfte im Jahr 1848.

    Könnte man diesen Roman mit den Werken von Edward Rutherfurd vergleichen?

    Ich habe noch kein Buch des Autors gelesen, aber von dem, was ich über seine Bücher weiß - ja. Die deutsche Geschichte wird in "Land im Sturm" beispielhaft am Schicksal einer Familie erzählt und den Inhaltsangaben zufolge ist die Konzeption von Rutherfurds Büchern ähnlich.


    Inhalt: (Verlagsseite)

    Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf Hedwig, die von feindlichen Ungarn verschleppt wurde, aber entkommen konnte. Gemeinsam wandern sie nach Augsburg, wo sie in die Ereignisse um die große Ungarnschlacht König Ottos verwickelt werden. Dabei verlieben sie sich - und legen den Grundstein einer Familie, deren Nachkommen durch manchen Sturm gehen müssen, bevor sie fast tausend Jahre später die Deutsche Revolution miterleben …


    Meinung:

    Ich war sehr gespannt darauf, "Land im Sturm" zu lesen, was nicht zuletzt daran lag, dass ich das Konzept interessant fand. Die Handlung ist in fünf Abschnitte unterteilt, die alle in einer unterschiedlichen Zeit spielen und jeweils eine entscheidende Entwicklung in der Geschichte der Deutschen behandeln. Das Buch beginnt mit den Vorbereitungen auf einen möglichen Einfall der Ungarn im Jahr 955, thematisiert anschließend den Konflikt mit den Wenden, den Dreißigjährigen Krieg, die Befreiungskriege gegen Napoleon und abschließend die Revolution von 1848. Dabei begleitet der Leser die Nachfahren der Protagonisten aus dem ersten Teil und neben Namen, die über die Generationen hinweg in der Familie weitergegeben werden, gibt es auch noch ein Erbstück, das im Lauf der Handlung immer wieder auftaucht. Das hat mir sehr gut gefallen, da es die einzelnen Abschnitte miteinander verbunden hat und sich so ein roter Faden durch die 900 Seiten zieht.


    Jede der fünf Erzählungen legt den Fokus darauf, wie die bedeutsamen historischen Ereignisse die Menschen beeinflusst haben, weshalb die politischen Hintergründe und größeren Zusammenhänge ein wenig in den Hintergrund treten und eher nebenbei in die Handlung einfließen. Das alltägliche Leben an sich wurde durch viele Details lebendig dargestellt und die Schilderungen wirkten authentisch und in den Kontext der damaligen Zeit eingebettet. So haben die Figuren beispielsweise zu Beginn keine Nachnamen, sie vertreten Ansichten, die zu ihren jeweiligen Umständen passen und es werden zeitgenössische Personen und Geschehnisse erwähnt. Durch die episodenhafte Darstellung begleitet man die Charaktere immer nur für eine vergleichsweise kurze Zeitspanne, die aber immer sehr entscheidend und prägend ist; zwar hätte ich in jedem Abschnitt gerne noch mehr erfahren und das Ende der Erzählungen kam mir teilweise ein wenig abrupt vor, doch Schiewe hat immer einen mehr oder weniger runden, passenden Abschluss gefunden und so kann man seine eigene Fantasie spielen lassen, wie es weiter gegangen sein könnte, was ich irgendwie interessant fand.


    Die Protagonisten selbst haben nicht unbedingt eine privilegierte Stellung (wobei es auch adelige Personen gibt), sondern müssen oft um ihr Überleben kämpfen und werden dabei mit Krieg, Leid und Elend konfrontiert. Dadurch war es leicht, mit ihnen zu fühlen und zu hoffen, dass für sie alles gut ausgehen wird, doch der Autor hat stets darauf geachtet, dass die Darstellungen realistisch waren, selbst wenn dies Verluste und noch mehr Schmerz bedeutete. Der Titel "Land im Sturm" ist daher sehr passend, da das Land und seine Bevölkerung durch die verschiedenen Kampfhandlungen und deren Folgen aufgewühlt werden. Zugleich spielten aber auch Emotionen und private Probleme eine wichtige Rolle, sodass eine gute Balance gehalten wurde.

    Obwohl die Namen sich wiederholen, fand ich es leicht, den Überblick über die Charaktere zu bewahren und da sie nicht nur von Mal zu Mal andere Lebensverhältnisse haben, sondern sich auch charakterlich voneinander unterscheiden, bestand keine Gefahr einer Verwechslung und sie waren klar voneinander abgegrenzt. Positiv zu erwähnen ist ebenfalls, dass alle ihre Stärken und Schwächen hatten, selbst wenn es Nebenfiguren gab, die schwarz/weiß gezeichnet wurden; sie erfüllten eine gewisse Funktion und kamen oft nur recht kurz vor, also hat mich dieser Punkt nicht gestört.


    Insgesamt hat das Buch mir sehr gefallen. Es war interessant, die Entwicklung der deutschen Geschichte anhand des Schicksals einer Familie zu betrachten und dabei war es immer leicht, sich in die unterschiedlichen Charaktere und die jeweilige Zeit hineinzuversetzen. Der Fokus auf den Auswirkungen, die die großen Konflikte auf die Menschen hatten, war gut gewählt und hat für mich auf jeden Fall funktioniert, da bekannte Ereignisse so aus einer anderen Perspektive erzählt wurden.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    Herzlichen Dank an den Verlag, der mir das eBook über die Lesejury zur Verfügung gestellt hat.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Verlagsinfo


    Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf Hedwig, die von feindlichen Ungarn verschleppt wurde, aber entkommen konnte. Gemeinsam wandern sie nach Augsburg, wo sie in die Ereignisse um die große Ungarnschlacht König Ottos verwickelt werden. Dabei verlieben sie sich – und legen den Grundstein einer Familie, deren Nachkommen durch manchen Sturm gehen müssen, bevor sie fast tausend Jahre später die Deutsche Revolution miterleben …


    Meine Meinung

    Das ist ja ein ganz schön dicker Schinken! Aber es erstreckt sich ja auch über einen langen Zeitraum denn es beginnt im Jahr 955 in der Nähe von Augsburg und endet in Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts.


    An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen: er fühlte sich etwas umständlich an und hat mir dadurch einen langsamen Rhythmus fast schon aufgezwungen. Das war sehr ungewohnt, aber nach einiger Zeit passt man sich automatisch diesem Tempo an und es las sich auch flüssiger.


    Allerdings kam ich mit dem Aufbau und der Umsetzung nicht so ganz klar. Es gibt ja fünf Abschnitte, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Es beginnt mit Arnulf und Hedi, die in der Schlacht um Augsburg durch die Ungarn zueinander finden, dann geht es mit den Brüdern Arnulf und Gero und ihrem Schwager Erik weiter, die durch einen schweren Schicksalsschlag ums Überleben kämpfen müssen. Danach macht es einen größeren Sprung ins Jahr 1647 mitten in den 30jährigen Krieg und den Feldhauptmann Ewalt und schließlich ins Jahr 1813 in die Zeit Napoleons zu Hedwig und ihrer weiteren Entwicklung im Jahr 1848.


    An sich ein schöner Querschnitt durch die Zeit und die Veränderungen in Deutschland, die wirklich mit vielen Fakten und Details belegt ist, allerdings ohne rechten Zusammenhang zueinander. Mir kam es eher so vor, als würde ich vier einzelne Bücher lesen, die einfach aneinander gereiht wurden, weil ich keinen Bezug dazwischen erkennen konnte - bis auf die letzten beiden Abschnitte, in denen es um Hedwig und die Fortschritte in ihrer Familie geht. Natürlich war mir bewusst, dass man mit einem so langen Zeitraum keine großen Verbindungen schaffen kann, aber ich hatte mir einfach doch mehr erhofft. Mir kam es eher wie eine Geschichts-Stunde vor mit ein bisschen Rahmenhandlung, die mich aber eben leider gar nicht fesseln konnte.

    Das einzige, das sich als Verbindung zu den Figuren durch jede Geschichte zieht sind der Beruf des Schmieds, die Vornamen die sich immer wiederholen, die in der Familie typischen strahlend blauen Augen und der ungarische Säbel, der in ihren Besitz gelangt und geblieben ist. Ja, prinzipiell schon viele Details, aber trotzdem kam ich mit der Verbindung über die Jahrhunderte nicht so gut zurecht.


    In den einzelnen Abschnitten lernt man die Charaktere zwar schon gut kennen, trotzdem bin ich nicht so recht mit ihnen warm geworden. Mit Arnulf und Hedi gleich zu Beginn hatte es gut angefangen, aber dann verlor es sich komplett in der Schlacht um Augsburg, die wirklich sehr in die Länge gezogen wurde und endete mit einer recht kurzen Zusammenfassung ihrer Schicksale.

    Der zweite Teil, in dem vor allem Gero und Erik eine tragende Rollen spielen, war mir zu sehr auf Einzelheiten fixiert, die zwar einen guten Einblick auf einen Lebensabschnitt von ihnen gegeben, aber mir kein Gefühl für diese Zeit gegeben haben und für mich nur eine Momentaufnahme waren, die nicht wirklich etwas ausgesagt oder mir etwas gegeben hat, bei dem ich mitfiebern konnte.

    Weiter ging es mit 1647 mit Ewalt, einem Feldhauptmann, mitten im 30jährigen Krieg. Ein Verrat bringt ihn zu einer unbedachten Handlung, die sein Schicksal komplett wendet und auch wenn hier wieder viele Details herausgearbeitet wurde, empfand ich die Ereignisse nicht wirklich spannend.

    Leider ging es mir ebenso mit Hedwig und ihrem Bruder Gero zur Zeit von Napoleon 1813 in Berlin, deren Geschichte dann 1848 weitergeführt wird, in der es hauptsächlich um ihre Fabriken, die Entwicklung der Industrie und die Einführung der Demokratie geht.


    Die Glaubwürdigkeit hat mich vor allem in Bezug auf die Figuren nicht erreichen können. Ihr Handeln passte mir nicht in die Zeit und ihre Reaktionen waren zum Teil sehr naiv und passte mir nicht so recht zu dem Eindruck, dass ich mir von ihnen gemacht hatte. Auch der Stil, der zwar schon an das historische Setting angepasst ist, mir in den Dialogen aber zu sehr in der heutigen Zeit.


    Vor allem war es aber leider die Handlung, die sich zu sehr in unnötige Details verloren hat, aber trotzdem kein anschauliches Bild zeigen konnte bzw. hab ich mir kein Gesamtbild so richtig vorstellen können. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber mich hat einfach keiner der Zeitabschnitte wirklich fesseln können.

    Positiv zu nennen sind auf jeden Fall die sicher sehr authentischen Informationen zu den jeweiligen Jahrhunderten, die politischen Einflüsse und auch die vielen bekannten Namen und Reformen, die sich entwickelt haben. Hier hat der Autor viel Wissen weitergegeben und das mag für interessierte Leser sicher ein faszinierender Einblick in die damaligen Ereignisse sein. Meins war es leider nicht.


    Fazit: 2.5 Sterne


    © Aleshanee

  • Buchmeinung zu Ulf Schiewe – Land im Sturm


    „Land im Sturm“ ist ein Historicher Roman von Ulf Schiewe, der 2018 bei Knaur erschienen ist.


    Zum Autor:
    Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.


    Klappentext:
    Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf Hedwig, die von feindlichen Ungarn verschleppt wurde, aber entkommen konnte. Gemeinsam wandern sie nach Augsburg, wo sie in die Ereignisse um die große Ungarnschlacht König Ottos verwickelt werden. Dabei verlieben sie sich - und legen den Grundstein einer Familie, deren Nachkommen durch manchen Sturm gehen müssen, bevor sie fast tausend Jahre später die Staatsgründung des Deutschen Reiches miterleben …


    Meine Meinung:
    Dieses Buch beschreibt fünf Episoden der deutschen Geschichte aus der Sicht kleiner Leute.
    Es beginnt mit der Abwehr der Ungarnraubzüge, dann der Kreuzzug gegen die Wenden, eine Episode aus dem 30-jährigen Krieg, eine Geschichte zum Zeitpunkt der Völkerschlacht zu Leipzig und dann die Revolution von 1848 im Berlin Preußens. In jedem Abschnitt wird die Geschichte aus der Sicht eines Beteiligten erzählt. Sie ist als Abenteuer- oder Liebesgeschichte angelegt und behandelt schwerpunktmäßig das Leben und Empfinden von Personen aus dem Mittelstand, wie man heute sagen würde. In die Erzählung sind historische Vorgänge und Entwicklungen eingebunden, vorrangig wird aber das Leben in der jeweiligen Zeit beschrieben. So wird an den jeweiligen Protagonisten die Entwicklung der Menschen deutlich. Der Autor legt Wert auf das Denken der Leute und berücksichtigt gesellschaftliche Entwicklungen. Vor allem aber sind die fünf Episoden spannende Abenteuer- oder Liebesgeschichten. Die Protagonisten sind allesamt Sympathieträger, auch oder gerade weil sie vielleicht die ein oder andere Schwäche haben. In Anbetracht der Kürze der einzelnen Abschnitte ist die Figurenzeichnung gelungen und auch die Besonderheiten der jeweiligen Zeit sind deutlich hervorgehoben worden. Sehr schön sieht man dies beispielsweise an der Entwicklung der Frauenrollen. Es gelingt dem Autor jedes Mal, die Atmosphäre der Zeit lebendig werden zu lassen und dazu eine spannende Handlung zu entwerfen. Man fieberte mit den Guten, auch wenn nicht alles glücklich endete – aber auch das ist Geschichte.


    Fazit:
    Die einzelnen Geschichten haben mir durch die Bank gefallen und auch die Atmosphäre wurde gut getroffen. Mich hat das Werk von Anfang bis Ende gefangen genommen und ich vergebe gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten). Dazu kommt eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Freunde historischer Romane.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Gelungene Zeitreise durch fast tausend Jahre deutsche Geschichte


    Inhalt

    Der junge Schmied Arnulf lebt im Jahre 955 in Bayern. Er ist gezwungen, aus seinem kleinen Heimatdorf zu fliehen, da er für ein Verbrechen verantwortlich gemacht wird, das er nicht begangen hat. Auf der Flucht trifft er Hedwig, die von Ungarn verschleppt wurde, sich aber befreien konnte. Zusammen gehen sie nach Augsburg, das von den Ungarn angegriffen wird. Arnulf und Hedwig gründen schließlich eine Familie. Ihre Nachfahren begleitet der Leser über verschiedene interessante Zeitpunkte der deutschen Geschichte hinweg bis zur Deutschen Revolution im Jahre 1848.

    Meine Meinung

    Das Buch, das über einen Zeitraum von fast tausend Jahren spielt, ist in fünf Teile gegliedert. Zunächst begleitet man Arnulf und Hedwig, dann ihre Nachfahren zu verschiedenen Zeitpunkten der deutschen Geschichte. Am Anfang jedes Abschnitts wird die jeweilige Zeit und Lage in Deutschland sowie der Protagonist kurz vorgestellt, so dass man sich in der Handlung leichter zurechtfindet. Das Buch ist aber mehr als eine Sammlung von Kurzgeschichten, denn die Protagonisten gehören zu einer Familie und es gibt weitere Details, die die Figuren miteinander verbinden.


    Ulf Schiewe hat ein sehr schönes Werk geschaffen, das die Geschichte Deutschlands mit der Geschichte der einfachen Leute verknüpft. Dabei sind die historischen Ereignisse und persönlichen Erlebnisse der Charaktere gleichgewichtet. Geschichtliche Gegebenheiten sind in die Handlung eingewebt, so dass man die Umstände und Ereignisse zu jener Zeit nebenbei erfährt, sie aber nicht in den Hintergrund rücken. Vielmehr erlebt man die Ereignisse mit den Figuren zusammen auf einer persönlichen und emotionalen Ebene. Die Informationen zum damaligen Leben sind gut in die Handlung eingebettet, interessant und überhaupt nicht langweilig. Zudem wirkt die Beschreibung der damals bestehenden Lebenssituationen sehr anschaulich. Wissenswert finde ich auch, wie beispielsweise in der Schmiede gearbeitet und dort verschiedene Gegenstände oder Waffen hergestellt wurden. Kampfszenen sind auch vorhanden. Diese sind bildhaft und detailliert geschildert, ohne zu blutrünstig oder ausufernd zu sein.


    Charaktere sind alle vertreten: gute und böse, freundliche und gemeine. Vor allem zur damaligen Zeit war das Leben oft nicht einfach, so dass es gutherzige Charaktere gibt, die Schlimmes erfahren und deshalb auch weniger schönes tun mussten. Die Charakterentwicklung ist trotz der manchmal etwas kurzen Zeit, während der man die Personen im jeweiligen Abschnitt begleitet, sehr gut gelungen. Man konnte sich in die sympathischen Charaktere sehr gut einfühlen, denn trotz der relativen kurzen Abschnitte lernt man die Figuren gut kennen und verfolgt gerne ihr Leben und möchte wissen, wie sie manch schwierige Lage überstehen und hofft auf ein Happyend. Schade war, dass man Charaktere, die man kennen gelernt und lieb gewonnen hat, nach einem Abschnitt wieder loslassen musste. Aber das ist nachvollziehbar, da Ulf Schiewe fast tausend Jahre Geschichte in einem Buch erzählt, was ihm sehr gut gelungen ist.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, da man nebenbei sehr viel über die deutsche Geschichte lernt und durch die Zeitsprünge und gut gewählten zeitlichen Epochen einen schönen Überblick bzw. Einblick in die Entwicklung der Menschheit und Gesellschaft über annähernd tausend Jahre erhält. Man erfährt woher „der Deutsche“ kommt und wer er ist.


    Der Schreibstil des Autoren gefällt mir gut, er ist leicht und flüssig zu lesen. Die Lage der damaligen Zeit und das Leben der Menschen wird anschaulich und detailreich geschildert. Die Atmosphäre der Veränderung und die Aufregung und Entschlossenheit der Menschen, beispielsweise während der Deutschen Revolution, konnte man spüren und es entstand das Gefühl, als wäre man dabei.


    Fazit

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und Ulf Schiewe hat die Idee, annähernd tausend Jahre deutscher Geschichte in einem Buch zu erzählen, hervorragend umgesetzt. Sowohl die geschichtlichen Aspekte als auch die persönlichen Ereignisse der Charaktere sind gut dargestellt und keines der beiden rückt in den Hintergrund. Ich habe schnell in jeden Abschnitt hineingefunden und mit den Figuren mit gefiebert.
    Dies war mein erstes Buch von Ulf Schiewe und ich werde auf jeden Fall noch weitere lesen, da mir dieses so gut gefallen hat. Es ist eine Empfehlung nicht nur für Leser historischer Romane, sondern für jeden, der mehr über die deutsche Geschichte erfahren möchte.
    Daher vergebe ich 4,5 von 5 Sternen.

  • „Land im Sturm“ ist ein Historicher Roman von Ulf Schiewe, der 2018 bei Knaur erschienen ist.

    Das Buch ist bei Lübbe Hardcover erschienen, nicht im Knaur-Verlag, der alle bisherigen Romane des Autors herausgebracht hat.


    Ich selbst bin noch ganz am Anfang des Buches, meine Meinung folgt dann irgendwann demnächst.

  • Streifzug durch 1000 Jahre Geschichte


    5 Abschnitte oder doch eher 5 kleine Bücher, gebunden in ein Großes.

    Die Geschichte beginnt im Jahre 955 und erzählt von einer großen Schlacht gegen die Ungarn. Geht dann weiter durchs Mittelalter, um dann über den 30 jährigen Krieg bis 1813 in die Zeit Napoleons zu wandern. Um schließlich 1848, zur Zeit der Revolution, zu enden.


    Jeweils zu Beginn eines Abschnittes hat der Autor einen Prolog gesetzt, der die Ereignisse dieser Epochen zusammenfasst. Er erzählt dann kurze Lebensgeschichten seiner Protagonisten, und noch bevor der Leser sich richtig an die Charaktere gewöhnt hat, geht es in der Zeit auch schon weiter. Einziges richtiges Verbindungsglied zwischen den Zeiten ist ein alter Säbel und die Handwerkskunst des Schmiedens. Auch sind die einzelnen Charaktere immer irgendwie mit den vorangegangen verwandt. So gibt es bestimmte Handlungen zum Beispiel im 30. jährigen Krieg, die maßgeblich für das Leben der Menschen um 1848 verantwortlich sind.


    Mir hat dieser Streifzug durch die Geschichte gut gefallen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Protagonisten alle miteinander jeder für sich, ein eigenes Buch verdient hätten. Das Potenzial wäre sicher da gewesen, aber dann würde sich dieser Streifzug auch als langwierig erweisen. Mich hätte es nicht gestört, ich fand es aber auch so unterhaltend und hatte nicht das Gefühl, überhaupt 900 Seiten gelesen zu haben.


    Jede Szene hat mich mitgenommen in eine spannende Zeit. Ich fand es interessant, wie es Ulf Schiewe geschafft hat, die so unterschiedlichen Zeiten dann doch irgendwie miteinander zu verbinden. Der Säbel, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde und auch die Schmiede, die sich weiterentwickelt haben, prägen die Handlung. Und natürlich die einzelnen Charaktere und Familien.


    Der Erzählstil von Ulf Schiewe lässt sich dabei gut lesen und man spürt eben, dass er sich mit der Geschichte Deutschlands auseinandergesetzt hat. Er hat spannende Epochen ausgesucht und daraus kurzweilige Unterhaltung gemacht. Hat man „Land im Sturm“ gelesen, hat man einen schönen Querschnitt durch die Geschichte hinter sich und auch einiges Neues erfahren. Ich hätte durchaus auch noch mehr Epochen lesen können, zu interessant waren die Ereignisse, auch wenn ich mir manches mal ein anderes Ende, der jeweiligen Geschichte gewünscht hätte, am Ende hat aber alles zusammengepasst und ich ein spannendes Buch gelesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich etwas länger dafür gebraucht habe und nach den einzelnen Geschichten eine Pause eingelegt habe.

    "Land im Sturm" erinnert mich tatsächlich an die Romane von Edward Rutherfurd, es ist eine sehr gute Idee, Schlaglichter auf bestimmte Ereignisse der deutschen Geschichte zu werfen und dabei eine lose Verbindung durch bestimmte Familien (Vorfahren und Nachkommen) zu halten.

    Die Handlung ist gut recherchiert und anschaulich, oft auch spannend, beschrieben. Dem Autor gelingt es außerdem, den zahlreichen Romanfiguren jeweils individuelle Charaktere zu verleihen.

    Es wäre schön gewesen, wenn dem Roman ein Nachwort und eventuell eine Bibliographie beigefügt worden wäre.

    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:; dies war mein erster, aber sicherlich nicht mein letzter Roman von Ulf Schiewe.:thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998