David Whitehouse - Der Blumensammler / The Long Forgotten

  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    toll geschrieben, eine Hommage an die Liebe und der Schönheit der Natur, herzergreifendes Ende
  • Blumige Erinnerungen


    Der Roman ist auf drei Strängen aufgebaut: Professor Cole, der bei einer Meeresuntersuchung per UBoot auf Umwegen einen Flugdatenschreiber findet zu einem Flugzeugabsturz, der seit über 30 Jahren ungeklärt ist - Dove, der als Telefonist im Notdienst arbeitet und immer wieder Erinnerungsfetzen eines anderen sieht, nämlich die von Peter Manyweathers, der 30 Jahre zuvor einen alten Liebesbrief in einem Buch fand, in dem die 6 seltensten Blumen der Welt erwähnt stehen und der sich auf den Weg zu eben jenen Blumen machte, um sie in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Er bildet den dritten Erzählstrang.


    Ich habe eine Schwäche für Bücher, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Ich liebe es, wenn das verschwommene Bild durch stetigen Perspektivwechsel immer mehr aufklart und mir als Leser mehr als eine Sichtweise geboten wird.

    Und im Gegensatz zu bisher gelesenen Büchern dieser Art habe ich dieses Mal keinen Erzählstrang von dem ich sagen müsste, dass ich ihn nicht mag. Am spannendsten ist zweifellos Peters Strang, am unterhaltsamsten war für mich der von Professor Cole, weil dieser Protagonist schon eine sehr spezielle und direkte Art hat. Leider ist sein Part nur recht klein innerhalb der Geschichte.

    Mit und mit entwickelt sich die durchaus spannende Geschichte des Peter Manyweathers und erst recht spät bekommt man eine Ahnung, wie die einzelnen Stränge ein in sich geschlossenes Ganzes bilden. Dabei sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt, dass längst nicht alles in dieser Story tieferer Recherche standhält. Allerdings entschuldigt eine gute Geschichte m. E. so manches. Definitiv kann man dem Autor eine gute Portion Phantasie sowie Fabulierkunst nicht absprechen.

    Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und hielt beständig meine Neugier aufrecht, wie sich letztlich alles zusammenfügen mag. Mich hat es über die komplette Lesezeit ausnehmend gut unterhalten und ich habe mich immer gefreut, wenn ich es wieder zur Hand nehmen konnte. Da kann man über die ein oder andere sachliche Schwäche durchaus hinwegsehen.


    Fazit: Ein Buch, das ich wirklich empfehlen kann, wenn man auch mal Fünfe gerade sein lassen und sich einer Geschichte hingeben kann.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „David Whitehouse - Der Blumensammler - The Long Forgotten“ zu „David Whitehouse - Der Blumensammler / The Long Forgotten“ geändert.
  • Hallo, ich habe das Buch bei vorablesen leider nicht gewonnen, fand aber die Leseprobe sehr genial.


    Eine Frage an die, die es schon gelesen haben: kann man es eventuell mit dem "Wolkenatlas" von David Mitchell vergleichen? Den Eindruck hatte ich nämlich. Und inwiefern hat es denn nun mit den Blumen wirklich zu tun? Damit wird es ja vielfach beworben...

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Leider habe ich den Wolkenatlas nicht gelesen - wenn das allerdings die Grundlage für den Film Cloudatlas ist, dann hat es m. E. nicht wirklich was damit gemein.

    Die erwähnten seltenen Blumen (es sei mal dahin gestellt, ob sie wirklich so selten sind - jedenfalls wird der Eindruck vermittelt, als wären es Seltenheiten) - vielleicht sollte man besser sagen besonderen Blumen - bilden eine Art Rahmen der die Schicksale der drei Handlungsstränge umschließt und die Verbindung schafft. Wie genau das abläuft sollte man nicht verraten, denn das nimmt dem Buch zu viel vorweg.

    Es wird immer zu jeder Pflanze ausgeführt, was sie so besonders macht, wie sie in ihrem Biotop lebt und wie sie zu finden ist bzw. war. Das Buch spielt ja z. T. in den 80er Jahren, als die Welt noch nicht so globalisiert und vernetzt war. Ansonsten haben die Blumen an sich kaum Einfluss auf das Geschehen im Buch. Der Blumensammler macht sich halt auf den Weg, um sämtliche genannten Blumen in ihrem Habitat blühen zu sehen. Sammeln ist hier nicht wörtlich zu nehmen, denn sie werden nur mit den Augen und der Nase gesammelt.

    Welche Fragen hast du denn genauer zu dem Thema? Was verunsichert dich an dem Blumen-Thema? :scratch:

  • Diamondgirl ,

    Ich hatte schon den Verdacht, dass das Blumenthema in der Werbung zum Buch absichtlich aufgebauscht wird. Dass es nicht wirklich mit dem Inhalt zu tun hat.


    Und die Frage nach "Cloud Atlas" (ja, genau das meinte ich!) diente schlicht als Hilfe zur Kaufentscheidung.

    Nach allem, was ich jetzt so höre, würde ich es lieber leihen, nicht kaufen.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Ich hatte schon den Verdacht, dass das Blumenthema in der Werbung zum Buch absichtlich aufgebauscht wird. Dass es nicht wirklich mit dem Inhalt zu tun hat.

    Also hättest du lieber ein Buch gelesen, in dem Blumen eine wirklich wichtige Hauptrolle spielen? So wie bei manchen Büchern über Bücher?

    Das bietet es leider nicht.

  • "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Lesevergnügen trotz kleiner Schwächen

    Inhalt

    1983 findet Peter Manyweathers in einer Bibliothek in New York einen alten Liebesbrief mit sechs besonderen Blumen. Sie sind so außergewöhnlich, dass Peter beschließt, sie zu finden.
    2013 sieht Dove Gale Peter in seinen Erinnerungen. Sie erzählen von dessen Leben und Reisen zu den besonderen Blumen. Wieso sieht er diese Erinnerungen? Besteht eine Verbindung zu dem Mann?

    Meine Meinung

    Es gibt drei unterschiedliche Handlungsstränge: Dove in der Gegenwart, der Peters Leben in der Vergangenheit durch seine Erinnerungen erlebt und ein dritter, von dem man lange nicht weiß, wie er dazu passt. Nach und nach erfährt man mehr und es fügen sich verschiedene Puzzleteile zusammen.

    Gefallen haben mir die unterschiedlichen Charaktere. Es gibt sympathische wie Dove und Peter, die als Protagonisten tiefgründig dargestellt werden, aber auch unsympathische und solche, bei denen man unentschlossen ist, wie man sie einordnen soll. Durch das Buch zieht sich eine tolle, nachvollziehbare und große Charakterentwicklung von Dove und Peter.

    Dem Schreibstil kann man gut folgen und er zeichnet sich durch viele, einzigartige Vergleiche aus. Die Blumen wurden insgesamt gut beschrieben, allerdings hätte ich mir manchmal eine genauere Schilderung der Blüten gewünscht.


    Der Roman hat ein paar kleine Schwächen. Nicht alles ist realistisch. So erholt sich eine Person nach einem Vorfall erstaunlich schnell und auch der Zufall spielt eine große Rolle. Aber das sind Kleinigkeiten, die mich nicht gestört haben. Am Ende werden viele der Fragen beantwortet, aber nicht alle zu hundert Prozent. Stattdessen gibt es Hinweise. Der Rest ist der Fantasie des Lesers überlassen.

    Fazit

    Ein schönes Buch zum Mitfiebern und Rätseln. Es ist spannend und berührend geschrieben. Allerdings ist nicht alles realistisch, was aber nicht weiter gestört hat. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

  • Dieses Buch hat ein wunderschönes Cover, viele verschiedene teils sehr seltene Pflanzen sind rund um den Titel angeordnet.

    Der Klappentext sagt dazu, das Peter in einem Buch einen alten Liebesbrief entdeckt in dem sechs seltene Blumen gelistet sind. Er reist um die Welt um sie einmal in Wirklichkeit gesehen zu haben.

    Aber das ist längst nicht alles, als Leser wird man sehr stark gefordert. Zum einem fängt das Buch mit einem Ozeanforscher an der kurz vor dem Tod durch Sauerstoffmangel am Meeresboden steht. Nirgendwo eine Blume.

    Dann lernen wir Dove kennen der in einer Rettungszentrale arbeitet und plötzlich unter starken Kopfschmerzen leidet die mit fremden Erinnerungen einher gehen.

    Dann Peter ein Sauberkeitsfanatiker dessen Firma besondere Reinigungsaufgaben erledigt.

    Um Grunde wird das Buch von hinten nach vorne erzählt. Ein Kreis entsteht der sich erst auf den letzten Seiten schließt und eine wunderschöne Überraschung enthält.

    Die Suche nach den Blumen ist eher zweitrangig, diese drei Menschen stehen im Mittelpunkt zusammen mit denen die ihnen nahe stehen oder nur begegnen.

    Es sind viele Nebenschauplätze die nur angerissen werden wie ein unvollständiges Bild das der Leser dann zu Ende malen muss.

    Für mich erforderte das beim Lesen, das ich das Buch weglegen und dann das gerade entdeckte Bild "zu Ende zu malen", um dann weiter lesen zu können.

    Es war berührend dieses Buch zu lesen obwohl es anders als erwartet war.

  • Professor Jeremiah Cole hat ein Problem auf einem Tauchgang. Er hat schon mit dem Leben abgeschlossen, als ein Schnabelwal ihm Auftrieb verschafft und dabei sein leben lässt. Später findet Cole im Bauch des Wals die Blackbox eines verschollenen Flugzeugs.

    Peter Manyweather mag es gerne sauber und daher hat er eine kleine Putzfirma. In der Bibliothek fällt im eines Tages ein alter Liebesbrief in die Hände, in dem von sechs seltenen Blumen berichtet wird. Er ist so fasziniert, dass er aufbricht, um diese Blumen zu finden.

    Dove ist Waise Er hat sein Studium abgebrochen und arbeitet in einem Callcenter des Rettungswagen-Dienstes. Er wird von Kopfschmerzen gequält, die ihm die Erinnerungen einer anderen Person bringen.

    Was haben diese Geschichten von drei Menschen miteinander zu tun? Anfang scheint es, als würde man drei unterschiedliche Lebensgeschichten erzählt bekommen. Doch mit der Zeit ahnt man Verbindungen und tatsächlich fügt sich am Ende die Lebenswege zusammen.

    Der Autor erzählt uns hier in einer wundervollen, poetischen Sprache eine Geschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt und eher märchenhaft, denn real ist. Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, denn es ist wirklich keine leichte Lektüre.

    Die Charaktere sind interessant, teils etwas skurril dargestellt und entwickeln sich auch im Laufe der Geschichte weiter. Leider tauchen einige Nebencharaktere nur kurz auf.

    Man möchte wissen, warum Dove immer wieder Erinnerungen eines anderen Menschen hat. Diese Frage und einige überraschende Wendungen sorgen dafür, dass man weiterlesen möchte.

    Es ist eine bezaubernde, ungewöhnliche Geschichte über die Liebe, über Blumen und Erinnerungen.

  • Leider habe ich den Wolkenatlas nicht gelesen - wenn das allerdings die Grundlage für den Film Cloudatlas ist, dann hat es m. E. nicht wirklich was damit gemein.

    Die erwähnten seltenen Blumen (es sei mal dahin gestellt, ob sie wirklich so selten sind - jedenfalls wird der Eindruck vermittelt, als wären es Seltenheiten) - vielleicht sollte man besser sagen besonderen Blumen - bilden eine Art Rahmen der die Schicksale der drei Handlungsstränge umschließt und die Verbindung schafft. Wie genau das abläuft sollte man nicht verraten, denn das nimmt dem Buch zu viel vorweg.

    Es wird immer zu jeder Pflanze ausgeführt, was sie so besonders macht, wie sie in ihrem Biotop lebt und wie sie zu finden ist bzw. war. Das Buch spielt ja z. T. in den 80er Jahren, als die Welt noch nicht so globalisiert und vernetzt war. Ansonsten haben die Blumen an sich kaum Einfluss auf das Geschehen im Buch. Der Blumensammler macht sich halt auf den Weg, um sämtliche genannten Blumen in ihrem Habitat blühen zu sehen. Sammeln ist hier nicht wörtlich zu nehmen, denn sie werden nur mit den Augen und der Nase gesammelt.

    Welche Fragen hast du denn genauer zu dem Thema? Was verunsichert dich an dem Blumen-Thema? :scratch:


    Die genannten Blumen sind tatsächlich so selten, wie beschrieben :)

  • Die genannten Blumen sind tatsächlich so selten, wie beschrieben

    Leider nicht - zumindest eine davon hatte ich (und mein Cousin) in den 80er Jahren auf der Fensterbank stehen und zu den übrigen gibt es genügend Abhandlungen im net mit Fotos von natürlichen Fundorten. Lediglich die Udumbara scheint wirklich selten zu sein, auch heute noch.

    Aber wie gesagt: Es dient zum Spannungsaufbau der Rahmenhandlung und ist auch nicht essenziell wichtig für das Geschehen ob und wie selten sie tatsächlich sind. Definitiv wird es schwierig gewesen sein, sie zu jener Zeit im natürlichen Habitat zu finden.

  • Die genannten Blumen sind tatsächlich so selten, wie beschrieben

    Leider nicht - zumindest eine davon hatte ich (und mein Cousin) in den 80er Jahren auf der Fensterbank stehen und zu den übrigen gibt es genügend Abhandlungen im net mit Fotos von natürlichen Fundorten. Lediglich die Udumbara scheint wirklich selten zu sein, auch heute noch.

    Aber wie gesagt: Es dient zum Spannungsaufbau der Rahmenhandlung und ist auch nicht essenziell wichtig für das Geschehen ob und wie selten sie tatsächlich sind. Definitiv wird es schwierig gewesen sein, sie zu jener Zeit im natürlichen Habitat zu finden.


    Es geht auch um die Blumen, also die Blüten, nicht wie häufig die Pflanze ist - das ist ein Unterschied. Und was das angeht, sind sie alle selten, ob nun wirklich zahlenmäßig selten, oder die Pflanze häufig, aber die Blüte sehr selten.


    Welche Pflanze war das denn?

  • Die Königin der Nacht. Habe sie erst vor etwa 10 Jahren weitergegeben, weil sie ohne Blüten nicht wirklich schön ist und immer mehr herum schlängelt. Bei meinem Cousin hat sie aber sogar damals geblüht. Der hatte auch Terrarien und sie entsprechend lange beleuchtet vorher.

    Das Glück, die erwähnten Pflanzen blühend im Habitat zu finden muss vermutlich sehr groß sein. Zumal die o. g. ja nur 1 Nacht blüht.

    Mich hat das aber bei dem Buch tatsächlich wenig gestört, denn eine gute Story verzeiht so manches. Schließlich ist es ja nur ein Roman und kein Sachbuch :wink:

  • Ah okay, dann ist das aber nicht die im Buch beschriebene Pflanze. Der deutsche Name wird für verschiedene Kakteenarten verwendet. Man vertut sich gerne damit, die deutschen Namen für nur eine bestimmte Pflanze zu verwenden. (Sorry, bin ein Fachnerd ;))


    Da hast du recht :)

  • Ah okay, dann ist das aber nicht die im Buch beschriebene Pflanze.

    Oh - ich war jetzt nicht davon ausgegangen, dass den Namen verschiedene Pflanzen bekommen haben. Die ich hatte war eine Selenicereus grandiflorus. Von welcher ist im Buch die Rede? Ich habe es leider inzwischen vertauscht und kann es nicht mehr nachgucken. :uups:

  • Genau, das ist dieser Zimmerkaktus, der gehandelt wird. Die im Buch beschriebene Pflanze heißt Epiphyllum oxypetalum. Zwar nicht selten, aber blüht eben nur nachts, wie im Buch beschrieben :).