E. Lockhart - Bad Girls/Genuine Fraud

  • Bad Girls - E. Lockhart


    Ravensburger Buchverlag

    320 Seiten

    Thriller

    Einzelband

    20. Juni 2018


    Inhalt:


    Jule Williams ist nicht, wer sie zu sein scheint. Alles an ihr ist falsch:

    Ihr Akzent, ihre Haare, die Namen, die auf ihrer Kreditkarte stehen.

    Sie ist ein menschliches Chamäleon, eine begnadete Lügnerin, deren messerscharfer Verstand ihr Ticket ins Leben der Schönen und Reichen wird. Doch wie oft kann sich ein Mensch neu erfinden?


    Imogen ist ein Waisenkind, umschwärmte Erbin eines Vermögens und eine gewissenlose Manipulatorin.

    Jule ist ein Niemand, eine abgebrühte Überlebenskünstlerin und ein gesellschaftliches Chamäleon.

    Eine zufällige Begegnung. Eine Lüge.

    Eine fatale Kette von Ereignissen.

    Ein Mädchen, das sich weigert zu sein, was andere in ihr sehen wollen.

    Ein Mädchen, das sich weigert zu sein, wer sie einst war.


    Meinung:


    Es ist schon seltsam ein Buch rückwärts zu lesen.

    Bad Girls war das erste, das ich in dieser Art von Erzählstil kennenlernen durfte.

    Ich kann jetzt nicht genau sagen, ob ich noch weitere in dieser Form lesen möchte, aber im Falle von Jules Geschichte hat die Autorin diesen Punkt gut eingesetzt. Es macht auf jeden Fall neugierig. Man möchte wissen, was vorher geschah.

    Wie es dazu kam, dass Jule ist, wie sie ist.

    Rückwärts erzählen ist definitiv positiv für den Spannungsaufbau.

    Aber es wirft auch viele, viele Fragen auf zu Beginn.

    Ein Aspekt, den ich an Büchern eigentlich nicht mag.

    Nichtsdestotrotz bin ich gut voran gekommen.


    Die Geschichte ist in 19 Kapitel gegliedert und man beginnt mit dem Ende.

    Innerhalb dieser Kapitel fühlt es sich an, als hätte man weitere kleine Kapitel zu lesen, es sind immer große Absätze, um Struktur ins Zeitgeschehen zu bringen.

    Diese kurzen Abschnitte lassen einen fast durch das Buch fliegen, weil man immer von Abschnitt zu Abschnitt liest und sich dann denkt „Och, ein Kapitel geht noch“. Der Schreibstil las sich sehr angenehm, wenn mir auch die vielen Fragezeichen etwas zu schaffen machten. Wer ist Julietta West Williams? Was verbirgt sie?

    Was hat Imogen Sokoloff damit zu tun? Was sollen diese komischen Rückblicke?


    Vor allem die letzte Frage brachte mich doch sehr aus dem Konzept.

    Die Story, erzählt aus der personalen Perspektive von Jule, wird hin und wieder unterbrochen von „Rückblenden“ zu diversen Zeitpunkten, an denen Jule und Imogen sich über Literatur und das Leben unterhielten.

    Es gibt einige literarische Werke, die in Bad Girls Erwähnung finden und sie scheinen auch eine große Rolle bei Jules Selbstfindung zu spielen, ich allerdings empfand das eher als nervig und unnötig.

    Die ganzen Gespräche, die sie mit Leuten aus ihrem früheren Leben führt, waren zwar wichtig für die Entwicklung des Ganzen, durch die umgekehrte Lesefolge waren sie für mich jedoch oft nur verwirrend und sinnlos.

    Erst zum Ende hin dröselt sich alles auf und man denkt sich „Ahaaaa, deshalb.“

    Aber es störte mich schon ein wenig beim Lesen.


    Jule ist auf einer Reise. Sie besucht die verschiedensten Orte der Welt, arbeitet sich in die Kultur ein, ist belesen, intelligent und muskulös. Niemand würde auch nur ahnen, was sich hinter ihrer Fassade verbirgt.

    Denn Jule ist gefährlich. Für jeden, außer sich selbst.

    Und so fand ich schon ein, zwei Kapitel vor der Auflösung heraus, was passieren würde.

    Es war keine große Überraschung, aber das Rätseln bis dahin hat mir schon Spaß gemacht.

    Da Bad Girls ein Thriller ist, kann ich euch nicht zu viel zur Handlung sagen, ohne zu spoilern.

    Es ist auf jeden Fall aufregend, sich Jules Geschichte anzuhören - wenn die auch etwas wirr erzählt ist.


    Jule ist nämlich authentisch in dem, was sie tut. Ich konnte mich nicht direkt in sie einfühlen, aber ich fühlte mich ihr nahe und verstand mit der Zeit, wie ihr krankes Hirn arbeitete. Und dass sie krank ist, daran besteht kein Zweifel.

    So krank, dass sie sich an Superheldenfilmen und Waisenkinderbüchern orientiert. Macht momentan keinen Sinn? Richtig. Lesen. ;)


    Fazit:


    „Bad Girls“ ist mal ein etwas anderer Thriller. Durch die rückläufige Erzählweise hält die Autorin den Spannungsbogen hoch und durch beiläufig eingestreute Geheimnisse, Informationen und die knackigen Kapitelabschnitte schürt sie jedes Mal wieder die Neugier. Egal wie wirr die Storys und Gespräche sind, man wird immer wieder gefesselt. Die Protagonistin ist anders.

    Der Verlauf ist anders. Es ist nicht schlecht, aber auch kein typischer Thriller.

    Irgendwas dazwischen und doch interessant genug, um sich ihn mal zu Gemüte zu führen.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)

  • Seit "We were liars/Solange wir lügen" bin ich ein Fan von E. Lockhart und konnte ihr neues Buch gar nicht erwarten!

    Ich habe einige Anläufe für dieses Buch gebraucht, es aber für immer genialer empfunden, je weiter ich gekommen bin.


    Die Geschichte war fesselnd und dass rückläufig erzählt wird, habe ich lange nicht begriffen. Ehrlich gesagt hätte ich es keinesfalls vorher wissen wollen, sonst wäre vielleicht doch einiges an Spannung verloren gegangen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: gebe ich dem Buch, einfach nachdem ich es gelesen habe. Dann erst hat mich eine Freundin auf die vielen Parallelen zu dem Roman "Der talentierte Mr. Ripley" von Patricia Highsmith aus dem Jahr 1955 aufmerksam gemacht. Das Buch habe ich nicht gelesen, aber Wikipedia sagt genug:



    All das ist wirklich sehr, sehr ähnlich, und betrifft durchaus Schlüsselstellen. Die Szene auf dem Meer hätte z.B. durchaus geändert werden können anstatt sie einfach zu übernehmen. Auch wenn die Vorlage schon sehr alt ist, ist das für meinen Geschmack zu sehr angelehnt ... :roll:

    Zwar erwähnt die Autorin Patricia Highsmiths Roman sogar in ihrer Danksagung, aber dennoch ist meine Begeisterung für "Bad Girls" seither getrübt. :|

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."