Angela Wheeler - Nachtfluch

  • Nachtfluch - Angela Wheeler


    Selfpublishing

    484 Seiten

    Fantasy

    Debüt

    Einzelband

    30. August 2018


    Inhalt:


    Nach Arons Tod bricht für Leya die Welt zusammen.

    Als der mysteriöse Thala auftaucht und behauptet, dass ihr kleiner Bruder noch lebt und er Leya zu ihm führen kann, klammert sie sich an diese Hoffnung. Sie folgt Thala ins Land der Dunkelheit, das von den Nachtkindern und ihrem verfluchten König beherrscht wird. Doch statt ihren Bruder vorzufinden, sieht sie sich gemeinsam mit anderen Jugendlichen der Willkür der Nachtkinder ausgesetzt und muss plötzlich um ihr eigenes Leben fürchten. Auch das Interesse des verfluchten Königs beunruhigt Leya, da dieser nichts unversucht lässt, um sie auf seine Seite zu ziehen. Sie kommen einander näher und obwohl sie weiß, dass er eigentlich ihr Feind ist, kann sie es nicht verhindern, ihr Herz an ihn zu verlieren.

    Aber Leya wurde nicht grundlos ins Land der Dunkelheit gelockt:

    Will sie ihren kleinen Bruder jemals wiedersehen, muss sie den König töten.


    Meinung:


    Ahhhhh, was für ein Spektakel! Was für ein Debüt!

    Der Wahnsinn. Ich muss mich erstmal kurz sammeln und Luft holen.

    Diese Schreibweise! Und dazu die Tatsache, dass es ein Debüt ist.

    Ich kann nur sagen: Diese Autorin hat ihre Hausaufgaben gemacht.

    Nachtfluch ist bombastisch. Und es kann jeden von uns treffen.

    Mein Blut kocht, meine Augen brennen, ich will diese Geschichte nochmal erleben.

    Erneut ins Reich der Dunkelheit eintauchen und um mein Leben bangen. Seufz.


    Die Geschichte beginnt mit einer Beerdigung und einer Begegnung.

    Leyas Vater, ein durch und durch gütiger Mensch, Vorbild für viele, starb bei einem Autounfall, mit ihr als Fahrerin. Dementsprechend steht sie nun in der Schusslinie ihrer Familie. Vor allem ihre Großmutter drängt sie in jede Ecke die sie finden kann. Von fast allen Seiten erfährt sie nur Hass und Demütigung.

    Auf dem Friedhof, während sie sich in Trauer und Erinnerungen suhlt, lernt sie Max kennen, den sie auf Anhieb mochte.

    Gemeinsam mit Max begibt sie sich auf eine Reise durch Salzburgs Vergangenheit, nicht ahnend, dass sie bald ein Teil davon werden wird. Denn so kurz vor Halloween verschwimmen die Grenzen zu anderen Reichen und die Nachtkinder beginnen mit der Säuberung. Der Säuberung, der auch Leyas Bruder Aron nicht entkommen kann.


    Ohhhh mein Gooott. Wirklich. Ich weiß gar nicht so ich anfangen soll.

    Die Geschichte wird meist aus Leyas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und ist in vier Teile gegliedert. Den anderen Part übernimmt Thala in der personalen Erzählperspektive und auch vom dunklen König wird hin und wieder kurz berichtet.

    Das Ganze spielt 2018 in Salzburg und im Land der Dunkelheit.

    Und diese Story raubt einem den Atem. Gänsehautmäßig genial.


    Es war einmal eine junge Frau, ihr Name war Maria Pauer und sie wurde zu Unrecht auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

    Ihr Hass auf ihre Peiniger schuf etwas Dunkles und schwarz wie Pech war ihr neuer Lebenstrend:

    Rache zu nehmen und Schmerz zu verbreiten, so wie man es ihr angetan hatte.


    Ehrlich gesagt weiß ich wirklich nicht, wie ich den Rest formulieren soll, so baff bin ich. Und mir fehlen selten die Worte...

    Der Schreibstil ist großartig. Einfach und einnehmend. Irgendwie poetisch und gleichzeitig jugendlich frisch. Locker, angespannt und gefühlvoll. Alles zusammen. Die Autorin schafft es, den Leser an die Protagonistin zu fesseln, stellt ihren inneren Zwiespalt erstaunlich gut, nicht übertrieben dar, sodass man gar nicht anders kann, als sich ebenfalls auf diesen Kampf einzulassen.

    Leyas war für mich authentisch in ihrer Trauer. In ihrer Wut, ihrem Hass und ihrer Liebe. Das Hin und Her zwischen Herz und Verstand fand ich absolut gelungen.


    Zitat

    „Mut bedeutet nicht, mutig zu sein. Mut bedeutet, selbst dann zu handeln, wenn man sich am meisten fürchtet.“

    (Seite 191)


    Und da kommen so viele Faktoren in dieser Geschichte zusammen.

    Leya folgt Thala in ein Land, das nur aus Dunkelheit zu bestehen scheint und von den hasszerfressenen Nachtkindern und ihrem König regiert wird. Sie muss ihren Bruder befreien, denn an seinem Verlust würde sie zugrunde gehen. Dumm nur, dass Hass und negative Gefühle Ihre Gefängnis und seine Wärter nur anziehen und stärken. Und es nur wenige Lichtkinder gibt, die sich der Dunkelheit entgegen stellen können.


    Nachtfluch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen. Es ist unheimlich spannend, man entdeckt immer wieder neue Geheimnisse, denen man auf die Spur kommen kann und am schlimmsten:

    Wenn man nicht damit rechnet, setzt die Autorin noch einen drauf.

    Das Buch ist zuende. Und der „Epilog“ zerstört die friedvolle Illusion einfach, der man sich hingegeben hatte.

    Man hat gerade Frieden mit dem Inhalt geschlossen und Zack - eine letzte Frage muss ja noch gestellt werden.

    WAS SOLL DAS BITTE? Es ist und bleibt ein Einzelband (soweit ich weiß).

    Das reißt etwas an meinem Nervenkostüm. Aber ich schweife ab.


    Die Charaktere in Nachtfluch sind unglaublich vielseitig. Thala, Kilian, Nihan, Maria, Leya, Aron, die Terrorzwillinge, Gator und noch einige mehr, die die Strippen in der Hand halten und daran ziehen. Es ist der übliche Kampf gut gegen böse ist - und doch wohnt dem noch eine tiefere Botschaft inne. Licht gegen Dunkelheit. Liebe gegen Hass. Verbitterung gegen Hoffnung.

    Das Setting ist atemberaubend. Die Atmosphäre düster. Die Spannung prickelnd. Die Liebesgeschichte roh und gewaltig.

    Ich bin einfach hin und weg und angetan und möchte auch nicht mehr viel dazu sagen.

    Außer vielleicht: Lesen und überraschend lassen.


    Zitat

    „Es genügt ein Blick unsererseits und wir Menschen glauben schlagartig zu wissen, was sich hinter der Fassade unseres Gegenübers verbirgt. Wir glauben anhand der Kleidung, anhand des Verhaltens zu erkennen, welcher Mensch sich vor uns befindet. In Wirklichkeit wissen wir gar nichts.

    Nur wie man voreilige Schlüsse zieht. Darin sind wir die Besten.“

    (Seite 246)

    Fazit:


    Nachtfluch ist eins der wenigen Debüts, das mich vollkommen überzeugen konnte. Ein wahrer Pageturner, was das Fantastische und Geheimnisvolle angeht. Adrenalin pur, auch wenn manche Szenen eher leise, nachdenkliche und tiefgründige Töne anschlagen.

    Die Autorin hat gefühlt alles in eine Schale geworfen, was sie hatte und einmal kräftig umgerührt: Ein genialer Plottwist. Herausragende Charaktere, die sich mal nicht einfach umdrehen und besiegen lassen. Immer wiederkehrende Dunkelheit.

    Ein umwerfendes, manchmal beklemmendes Setting, wie eine Eisenschraube, die das Herz langsam erdrückt.

    Sie erzählt von Tieren aus Licht und Schatten. Dunkler Partikelmagie.

    Flucht, Jagd, Akzeptanz. Freund- und Gefangenschaft.

    Von Parallelwelten und einem inneren Kampf.


    Nachtfluch ist für mich ein echtes Highlight.

    Es ist neu, es ist anders, es ist 100% empfehlenswert.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)