Ted Staunton - Von Lügen und anderen Wahrheiten / Who I am not

  • Inhalt ("Quelle: Klappentext")


    Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. All diese Jungen bin ich einmal gewesen, aber keiner von ihnen war ich. Und Danny Dellomondo bin ich auch nicht, egal, was ich gesagt habe. Wäre ich Danny würde ich das jetzt nicht erzählen, oder? Ich meine, dann könnte ich es nicht erzählen.


    Zusätzliche Inhaltsinformationen:
    Dannys Hintergrund ist kein ganz Ungewöhnlicher. Er gehört zu den Kindern, die durch das Raster des Systems gefallen sind. Von klein an stand er unter der Vormundschaft der Jugendfürsorge bis sich der Kleinganove Harley seiner angenommen hat. Dann geschah ein Unfall und hier beginnt die Geschichte.


    Mein Eindruck:

    Die Sprache ist einfach, das Buch lässt sich flüssig lesen und ist auch ein wenig kurzweilig. Es geht linear vorwärts, in der Ich-Perspektive und genau das mochte ich am Erzählstil. Um Danny zu verstehen muss man dieses Buch mit seinen Gedanken im Ohr lesen, denn darum geht es, um Dannys Geschichte, nicht um Moral oder Unmoral.

    Einblicke in die Vorgeschichte waren immer nur knapp gehalten oder Beigedanken, nie Rückblicke in epischer Breite, dadurch fühlte sich der Gedankenfluss natürlich an.


    Was Danny nicht ist, ist sympathisch, zumindest mir nicht und das ist auch gut so. Ich habe immer ein Problem damit, wenn Autoren eine Figur schreiben und mit dem Label: Hauptcharakter = der Gute = der darf alles, versehen und rechtfertigen. Das passiert hier nicht, ob man ihn oder seine Handlungen gut findet, spielt keine Rolle und das ist Ted Staunton gelungen. Klar hatte ich zwischendurch Gedanken wie: "Du kleiner, arroganter Mistkerl." Oder auch: "Was soll das, du selbstgerechter Vollpfosten?" Mir hat aber gereicht, diesen Charakter und seine Handlungen miterleben und nachvollziehen zu können, eben weil nicht entschuldigt oder beschönigt wird.


    Auf dem Rückumschlag steht: "Atemberaubend, spannend, wahr" - das wahr stimmt nur bedingt. Ted Staunton schreibt auf einer der letzten Seiten als Anmerkung, dass die Geschichte selbst, die Charaktere und die Ereignisse Produkte seiner Fantasie sind, die grundlegende Idee zur Figur und ihrer Situation dennoch auf einer wahren Begebenheit beruhen und hierzu gibt er auch die Quelle an. Sein Verweis hat mich daran erinnert, dass es diese Geschichten gibt, im Großen wie im Kleinen, die so verquer, so merkwürdig, so empörend sind, dass sie nicht wahr sein können und manchmal auch nicht wahr sein dürften, über die man im Alltag den Kopf schüttelt und denkt: Sowas könnte sich kein Autor oder Regisseur ausdenken.


    Was mir nicht gefallen hat:

    Wirklich gestört haben mich drei Dinge.

    Mir ist bewusst, dass Jugendliche mit Dannys Geschichte durch ihre Erfahrungen charakterlich ganz eigen sind und eine ganz eigene Art zu denken und zu handeln besitzen, das kritisiere ich nicht, das fand ich gut umgesetzt. Allerdings kam es mir ab und an so vor als hätte der Autor im Zuge des Schreibens Charakternotizen abgehakt. Eigenschaft a, b oder c eingebracht - check, Situation so und so gelöst mit dieser und jenen Erklärung - check, z. B. Danny passierte dies und das, deshalb mag er es zu lesen oder Danny erging es so und so, deshalb ist er so und so und agiert so und so, ohne das Danny in dem Moment für mich tatsächlich greifbar wurde.

    Dann gibt es noch den Umstand, dass sich während der Geschichte durch verschiedene Umstände und erzählte Unwahrheiten als Konsequenz eine Ermittlungsbehörde hätte einschalten müssen, und egal welche Lösung dafür angeboten würde, es wäre unumgänglich gewesen. Nicht in diesem Buch, hier wird es einfach unter den Teppich gekehrt und findet im Laufe der Geschichte nie mehr Erwähnung. Es wirkt als ob Ted Staunton den Anfang und sein Ende schon geschrieben hatte und krampfhaft an seinem Ersteinfall festgehalten hat, um seine Geschichte zu verwirklichen.

    Und zum Dritten, gibt es gegen Ende ein - zwei Wendungen, die das kleine bisschen zu viel sind und mit ein paar Andeutungen liest es sich zu sehr wie: Ende gut und Eierkuchen. Als Hoffnungsträger hätte mir das eigentliche Ende genügt, denn das ist durchaus gelungen und fühlte sich eher wieder nach der eigentlichen Geschichte an.


    Mein Fazit:

    Ich bin zwiegespalten. Einerseits mag ich das Buch, weil es ohne tiefgreifende seitenlange Charakteranalyse auskommt, ziemlich selbsterklärend ist und der Grundgedanke wirklich interessant ist, andererseits gibt es Macken an diesem Buch und eine fehlende Tiefe, die mich denken lassen, dass Ted Staunton einen guten Ansatz, eine gute Idee hatte, die er unbedingt umsetzen wollte, wenn nötig mit der Brechstange und eine Lektorin, die zu wenig hinterfragt hat.

    Lesenswert ist es für Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren, alle die kurzweilige Unterhaltung suchen, über Fehler gut hinweg gehen können und einen Hauptcharakter abkönnen der nicht unbedingt durch Symphatiepunkte glänzt.
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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Ted Staunton - Who I am not“ zu „Ted Staunton - Von Lügen und anderen Wahrheiten / Who I am not“ geändert.