Nick Harkaway - Gnomon

  • Klappentext/Meine Übersetzung:


    Das Britannien der nahen Zukunft ist nicht nur eine Nation unter Überwachung, sondern eine, die darauf aufgebaut ist: ein radikales Experiment in persönlicher Transparenz und direkter Umgebngsdemokratie. Jede Handlung wid gesehen, jedes Wort aufgezeichnet.


    Diana Hunter ist eine Verweigerin, eine ehemalige Kultautorin, die in einem Haus mit eigenem Faradayschen Käfig lebt. Kein elektronisches Signal kann hinein oder hinaus. Sie betreibt eine Verleihbibliothel und Tauschhandel. Sie ist vom Schirm verschwunden in einer Gesellschaft, die alle auf dem Schirm hat. Denunziert, verhaftet und verhört von einer Maschine, die die Lebensgeschichte direkt aus dem Hirn ausliest, stirbt sie in Haft.


    Mielikki Neith ist die Ermittlerin, die damit beauftragt worden ist herauszufinden, wie es zu dieser Tragödie komen konnte. Neith ist das Gegenteil von Hunter. Sie ist eine Frau in besten Jahren, eine treue Advokatin des SYSTEMS. Es stellt die demokratischste aller Regierungsformen dar und Neith wird es mit ihrem Leben schützen.


    Als Neith die Aufzeichnungen zur Befragung öffnet findet sie darin nicht Hunters Geist, sondern vier andere, die eigentlich gar nicht dort sein dürften: den Bankier Constantine Kyriakos, der von einem geisterhaften Hai verfolgt wird, der Firmen verschlingt; die Alchemistin Athenais Karthagonensis, abgelegte Geliebte des Heiligen Augustinus von Hippo und Mutter seines toten Sohns, die entführt worden ist, um ein Wunder zu vollbringen; Berihun Bekele, Künstler und Großvater, der einer Brandstiftung entkommen muss, indem er durch Wände läuft - wenn er sich nur erinnern könnte, wie das geht; und Gnomon, eine soziopathsiche menschliche Intelligenz aus der fernen Zukunft, die durch die Zeit zurückwirbelt um vier Meuchelmorde auszuführen.


    Unterstüzt - oder vielleicht behindert - durch den blassen und paradox erscheinenden Regno Lönnrot muss Neith sich durch die Rätsel ihres Falles arbeiten und die Bedeutung dieser vier unmöglichen Leben herausfinden. Hunter scheint ihr eine Botschaft hinterlassen zu haben, aber ist es eine, auf die sie achten sollte, oder wird sie sie in die Katastrophe führen? Und während die Geschichten sich langsam verknüpfen und die Geheimnisse und Verschlüsselungen des Gnomons enthüllt werden, ist die wichtigste Frage am Ende: Wer wird leben und wer sterben?


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Das Wort „Gnomon“ hat sehr viele Bedeutungen – am geläufigsten ist wahrscheinlich noch die als das aufrechtstehende schattenwerfende Dreieck einer Sonnenuhr, oder überhaupt eine Schablone für das Zeichnen rechter Winkel. Also etwas sehr pythagoräisches. In der Natur sieht wohl am ehesten die Rückenflosse eines Hais an der Wasseroberfläche so aus und genau so einem Hai begegnet der Bankier Constantine Kyriakos bei einem Tauchgang. Mit dem Abwerfen seiner funkelnden Uhr kann er die Aufmerksamkeit des Tieres von sich weglenken, doch danach ist er nicht nur eine kleine Berühmtheit, sondern träumt auch ständig von dieser Begegnung. Und dann beginnt in den Computern seiner Bank eine Art Gomon-Orakel aufzutreten, dessen Vorhersagen Kyriakos auf eine ganze neue Ebene des Geldbesitzes katapultiert.


    Dieses Buch ist kein leichter Lesestoff. Die Sprünge zwischen den Schauorten und Charakteren folgen nur beschränkt einem nachvollziehbarem Muster – was durchaus seine Berechtigung hat -, und allerlei Anspielungen aus ganz unterschiedlichen Wissensbereichen, Wort- und Bilderrätsel – nicht umsonst gibt es ein U-Boot namens REBUS -, sprechende Namen und steganographische Spielereien machen diesen teils an „1984“, teils an „Matrix“, teils an "G.A.S." und teils an „Angel Heart“ und natürlich "Die Welt am Draht" erinnernden Roman – mit haufenweise anderen Bezügen – zu einem sehr dichten Werk, das so aus einer Kooperation von Umberto Eco und Margaret Atwood stammen könnte. Man lernt eine Menge neue Dinge über Bekanntes und über Bereiche, mit denen man sich bisher sicher noch nie beschäftigt hat, erfährt, wie wichtig es ist ein richtiger Grieche zu sein und man beginnt wirklich die zunehmende Digitalisierung und das „Internet der Dinge“ zu hinterfragen. Überaus empfehlenswert. :thumleft::study: