Jennifer Egan - Manhattan Beach

  • Anna Kerrigan verrichtet im 2. Weltkrieg in einer New Yorker Werft kriegswichtige, aber langweilige Arbeit und hat sich, nach dem sie die Kollegen bei der Arbeit beobachtet hat, in den Kopf gesetzt, als erste Frau zu der Tauchercrew zu wechseln, die unter Wasser Schiffsreparaturen vornimmt. Ihre Entschlossenheit trifft auf einige Widerstände, doch so schnell gibt sie nicht auf, schließlich ist sie Schwierigkeiten gewohnt.


    Als sie zwölf oder dreizehn war, verschwand ihr Vater spurlos und ließ sie mit ihrer Mutter und ihrer schwerbehinderten Schwester alleine zurück. Anna ist sicher, dass das irgendwie mit Dexter Styles zusammenhängen muss, dem Unterweltboss, für den der Vater öfter den Laufburschen gespielt hat und den sie einmal selbst kurz kennengelernt hat.


    So weit, so interessant die Grundlage. Das Tauchen spielt eine wesentlich geringere Rolle, als ich erwartet hatte, wobei die Tauchszenen wirklich gut geschrieben sind und auch andere nautische Elemente (von denen ich aber jetzt nichts verraten möchte, weil sie mich sehr überrascht haben) zu den besten Parts des Buches gehören.


    Was mich hingegen total angeödet hat, waren die Szenen, in denen Styles und seine Gangstertypen im Mittelpunkt standen. Es hat mich einfach null interessiert und wirkte manchmal auch ein bisschen zu gewollt auf hardboiled gebürstet. Und auch Annas persönliche Entwicklung hat mich nicht immer überzeugt, vor allem nicht ihr erneutes Zusammentreffen mit Styles, das in eine für mich total unpassende Richtung abdriftete.

    Manchmal ist die Autorin überdies ein bisschen zu verliebt in ihre eigene Sprachgewandtheit und versteigt sich in eher seltsamen Metaphernungetümen.


    Unterm Strich für mich so mittelprächtig - richtig tolle Passagen waren schon drin, aber nicht genug, dass es für eine mehr als durchschnittliche Bewertung reicht.