Original : Griechisch, Ende IV. Jahrhundert
ZUM BUCH :
Für die christliche Tradition der Kontemplation sind die Schriften des Evagrius Ponticus, grundlegend. In diesiger Schrift fasst er die Lehren der Wüstenväter über das Gebet zusammen. Er deutet uns die Erfahrungen, die wir auf dem Weg der Kontemplation machen. Indem er sie uns deutet, zeigt er uns, wie wir damit umgehen sollen und führt uns zu immer tieferen Erfahrungen des Geheimnisses Gottes.
In
153 kurzen Kapiteln zeigt er, wie das Gebet zur Grundlage von Freude
und Dankbarkeit wird, zu Demut und Milde führt, und Traurigkeit und
Mutlosigkeit vertreibt. Er beschreibt auch, wie wir uns vor Ärger,
Zorn und beunruhigende Gedanken schützen und wie wir mit ihnen
umgehen als auch im Gebet zur Ruhe kommen können. Dann ist das Gebet
mehr als nur Gewohnheit, sondern wird mehr und mehr zu wirklicher
innerer Erfahrung. Evagrius deutet uns die Erfahrungen, die wir auf
dem Weg der Kontemplation mit dem Gebet machen.
(Quelle: ua Vier-Türme-Verlag)
BEMERKUNGEN:
Der
ganz wiedergegebene Kerntext von Evagrius ist relativ kurz. Die 153
Kapitelchen könnte man auch Sentenzen (?) nennen, kurze Bemerkungen,
Erfahrungen. Diese sind in weiten Kreisen und über Jahrhunderte
hindurch ein wesentliches Traktat zum Gebet gewesen, so wie es jene
Weisen in der Wüste ab circa II. Jahrhundert erlebten.
Evagrius gab dem einen Ausdruck, was mehr oder weniger bewusst schon
da war und schöpfte aus seinem Erfahrungsschatz. Es mag sein, dass trotz einer grossen
Lesbarkeit dieser Sentenzen diese dennoch einer Einbettung in das
kulturelle Umfeld bedürfen. Ohne jedwedes Vorwissen oder einen
Begleittext mag manches nicht direkt erschließbar sein. Das
erarbeitete Irénée Hausherr für die von mir gelesene französische
Version. Immer auch ein partielles Verständnis und manchmal war ich
erstaunt, was er da hervorhob oder aber eben nicht. Dennoch oft sehr
hilfreich. Eine hier deutsch verlinkte Ausgabe von Gabriel Bunge ist
wahrscheinlich noch zeitgemässer und verständlicher (zumal auf
Deutsch erhältlich). Ein von mir geschätzter französischer Spezialist von Evagrius empfahl ganz eindeutig Bunge als Referenz.
Hier nur einige von mir festgehaltene Stichpunkte des Kerntextes von Evagrius, den ich auch anderweitig als hervorragenden Menschenkenner entdeckte :
- wie sich von seinen Gedanken lösen um zur Kontemplation zu gelangen ? Eine Distanz zu unseren Vorstellungen einnehmen ?
- Gott ist jenseits der Gedanken und der Gefühle, also nicht « geographisch » verstanden
- die wesentlichen Veränderungen und Umgestaltungen unseres Wesens zum Wesentlichen hin geschehen durch das Gebet, die Zuwendung zu Gott
- es geht nicht um philosophische Spekulationen, sondern um die Praxis der Tugenden, Liebe, die die einzige Pforte zur wahren « Gnosis » (hier im Sinne von Schau ist.
- unsere Gedanken sind oft angefressen durch das Nicht-Umsetzen der Tugenden
- auf dem Wege voran eine gewisse Form der Ignoranz praktizieren
- das Gebet entdeckt mir auch mich selbst
- die Traurigkeit ist zu bekämpfen
- sich nicht an die Reichtümer hängen
- sich nicht allein auf seine eigenen Kräfte stützen
- im Gebet gegenwärtig sein
- eine gewisse Form der Unbeeindruckbarkeit hier, und doch tiefer Liebe und Sanftmut da
Sicherlich ist diese Liste stark ausbaubar. Was beeindruckt bei Evagrius ist, dass eine gewisse Form von uns als « äußerer Praxis » verstandener Werte so wichtig sind für den « inneren Menschen » und das Gebet. Hier findet der Mensch in gewissem Sinne trotz eventueller verschiedener Instanzen im klassischen Sinne zu einer Einheit. Man könnte auch sagen, dass hier spirituelle Sehnsucht und gelebte Liebe ineinsfallen ?!
Wahrscheinlich nicht jür jeden sinnvoll und zugänglich am Anfang eines Weges, aber ist es nicht wertvoll, sich in einen grösseren Zusammenhang von Suchenden aller Zeiten zu stellen ?
AUTOR :
Euagrios
Pontikos (latinisiert Evagrius Ponticus; * 345 in Ibora, Pontos, in
der heutigen Türkei; † 399 in Ägypten) war ein christlicher Mönch
(„Wüstenvater“), Asket und Schriftsteller.
Evagrios wurde von Basil von Cäsarea zum Lektor bestimmt und war Schüler des Gregor von Nazianz, der ihn zum Diakon weihte und den er nach Konstantinopel begleitete. Dort fanden seine Predigten reiches Echo. 382 verliess Evagrius die Hauptstadt und zog sich in Jerusalem zurück, dann aber in die nitrische Wüste (Ägypten). Dort führte er ein monastisches Leben und verdiente sein Leben als Kopierer.
Als Vertreter einiger Thesen, die Origines zugeschrieben wurden, wurde er postum mehrmals verurteilt, so im Jahr 553 auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel. Sowohl Origines als auch eben Evagrius besitzen heute sozusagen einen anerkannten Ruf und Autorität.
Evagrios erwarb durch sein schriftstellerisches Schaffen und seine wissenschaftliche Bildung hohes Ansehen unter den Anachoreten. Nur wenig seines Werkes ist heute überliefert. Da viele seiner Werke schon früh in andere Sprachen des christlichen Orients übersetzt wurden, wurde er zum Vermittler monastischer Spiritualität im Orient und Okzident. Er gilt als einer der einflussreichsten Denker und Theologen des IV. Jahrhunderts, der durch seinen Schüler Cassian westliches Denken beeinflusste, im Osten aber direkt rezipiert wurde, bzw unter Pseudonym.
Hier auch ein kostenloser Zugang zu einer englischsprachigen Ausgabe : http://www.ldysinger.com/Evagrius/03_Prayer/00a_start.htm .
und hier eine reicheQuelle...: http://evagriusponticus.net/corpus.htm
Taschenbuch: 80 Seiten
Verlag: Vier Türme; Auflage: 1., Auflage (10. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3896807048
ISBN-13: 978-3896807045