Emma Claire Sweeney - Beim Ruf der Eule / Owl Song at Dawn

  • "Beim Ruf der Eule" von Emma Claire Sweeney,


    ist ein Buch welches wach rütteln kann, wenn man es an sich heran lässt. Denn nicht immer ist alles wie es auf den ersten Blick scheint. Viele Eindrücke können täuschen. Diese Autorin nimmt uns mit in ein Leben, welches mehrfach nicht nach Plan gelaufen ist. Sie zeigt uns aber auch wie wichtig es ist das Familie zusammen hält und wie wichtig Rückhalt für Menschen mit Behinderung ist, egal wie schwer diese ist. Sie lässt uns Teilhaben mit einem etwas anstrengenden Schreibstil. Sie springt in den verschiedenen Zeiten ohne klare Abgrenzungen, was am Anfang sehr verwirrend ist. Mit den Kapiteln habe ich gelernt ihren Stil zu lesen, immer mehr hat der Stil auch sinn ergeben und die Geschichte auf seine Art rüber gebracht.

    Hier handelt es sich auf keinen Fall um ein Buch für zwischendurch. Aber auf jeden Fall ist es Lesenswert.


    Zum Inhalt:

    Maeve trifft nach vielen Jahren der Wut wieder auf ihren Jugendfreund Vince, was viele Erinnerungen wachruft. Unter anderem taucht sie immer mehr in die Erinnerungen an ihre verstorbene Zwillingsschwester ein und erkennt immer mehr Fehler die sie im laufe ihres Lebens begangen hat.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Emma Claire Sweeney - Beim Ruf der Eule“ zu „Emma Claire Sweeney - Beim Ruf der Eule / Owl Song at Dawn“ geändert.
  • Maeve Maloney ist fast achtzig Jahre alt und führt immer noch die Sea View Lodge, die früher schon ihren Eltern gehört hat. Eines Tages steht Vincent Roper vor ihrer Tür, ein Freund, den sie schon einmal weggejagt hat. Doch sie will nicht an das erinnert werden, das immer noch wehtut und so kommt es, dass sie ihn nach einer Weile wieder wegschickt. Niemand außer Vincent weiß noch, dass sie einmal eine Schwester hatte. Edie, die so anders war und doch so liebenswert.

    Die Geschichte von Maeve und Edie hat mich sehr berührt. Die Zwillinge sind in einer Zeit geboren, als in Deutschland Menschen mit Behinderung getötet wurden und auch in anderen Ländern Eugenik akzeptiert war. Edie war so ein Mensch, den der Sozialdienst am liebsten weggesperrt hätte. Man muss immer auf sie aufpassen, damit sie mit ihren Anfällen nicht alleine ist und sich verletzt. Das kostet alle Kraft. Doch die Eltern kämpfen um ihre Tochter, sie nehmen keine medizinische Hilfe in Anspruch und verweigern die Zwangssterilisation. Zum Glück unterstützen die Menschen in der Gemeinde sie und auch Maeves Freunde Frank und Vincent sind eine Hilfe. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit den Maloneys und so ist die begabte Maeve immer noch in diesem Ort, verdrängt ihre Erinnerungen und kümmert sich um Menschen, die in den Augen anderer nicht ganz „normal“ sind. Besonders für Steph und Len kämpft sie, denn diese beiden lieben sich und wollen heiraten. Aber sie muss erst wieder ihre Erinnerung an Edie zulassen, damit ein paar ihrer Träume sich in ihrem Alter doch noch erfüllen.

    Die Geschichte wechselt zwischen der Vergangenheit und dem Heute immer wieder und erst mit der Zeit erfahren wir, was Maeve immer noch zusetzt. Ihre Schuldgefühle haben immer noch Einfluss auf ihr Leben. Doch man muss erst mit sich ins Reine kommen, damit man

    Für mich waren besonders Edie, Len und Steph ganz besondere Menschen und es ist toll, wie sie mit ihrer offenen und direkten Art die Menschen für sich einnehmen können.

    Die Autoren weiß, wovon sie schreibt und diese Geschichte authentisch, mal traurig und mal lustig, aber immer mit sehr viel Gefühl geschrieben.

    Ein lesenswertes Buch, das mich von Anfang an gepackt hat.

  • Die fast 80-jährige Maeve Maloney führt das Sea View Lodge, das sie von ihren Eltern übernommen hat und schon immer ihr Elternhaus war. Ihre Gäste sind von besonderer Art, denn sie sind gehandicapt. Besonders Len und Steph gibt sie ein Zuhause und kümmert sich rührend um die beiden. Eines Tages wird Maeve durch den Besuch ihres alten Jugendfreundes Vincent Roper überrascht. Die beiden haben sich sehr lange nicht gesehen, der Kontakt war mehr oder weniger sporadisch, denn Maeve hat Vincent nach einer geplatzten Hochzeit vor über 50 Jahren aus ihrem Leben gejagt. Aber Vincent blieb über all die Jahre hartnäckig und schrieb Briefe und Postkarten. Durch sein Auftauchen wird für Maeve allerdings die Vergangenheit wieder sehr präsent, erinnert er sie doch an ihre Zwillingsschwester Edie, die sie über alles geliebt hat…


    Emma Claire Sweeney hat mit ihrem Buch „Beim Ruf der Eule“ einen wunderschönen und gefühlvollen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und trägt den Leser direkt in die Handlung hinein. Der Leser schaut von Beginn an über Maeves Schulter und erlebt sie beim Führen und Agieren in ihrer Pension und mit ihren Gästen. Dabei erhält er einen sehr guten Einblick in Maeves Gedanken- und Gefühlswelt. Die Handlung beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Gegenwart, sondern wird immer wieder durch Einschübe unterbrochen, die entweder Maeves Rückblenden an die Vergangenheit oder Gedanken von Edie beinhalten, dazu gibt es Arztberichte und Briefe von anderen Protagonisten, die Licht in einzelne Situationen der Geschichte bringen und zum besseren Verständnis beitragen. Gerade durch die verschiedenen Blickwinkel wird dem Leser das Gefühl gegeben, alles hautnah mitzuerleben und die Gedanken und Reaktionen der Protagonisten nachvollziehen zu können. Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Roman sehr einfühlsam mit einem schwierigen Thema, da sie diesbezüglich eigene Erfahrungen gemacht hat. Das Leben mit einem behinderten Familienmitglied ist für alle Angehörigen anstrengend, kräftezehrend und von Entbehrungen geprägt. Gleichzeitig wird ihr Leben durch viele schöne und außergewöhnliche Momente bereichert und lässt sie sehr viel enger zusammenrücken. Erschütternd zu lesen waren die Ansichten der Ärzte über eine mögliche Sterilisierung aufgrund der jeweiligen Erkrankung, wenn sie auch durchdacht und bis zu einem gewissen Grad verständlich sind.


    Die Charaktere sind einzigartig ausgearbeitet und wirken deshalb umso glaubwürdiger und lebendiger. Der Leser hat das Gefühl, als könne er sie leibhaftig vor sich sehen und kommt ihnen während der Lektüre wahnsinnig nah. Dabei bleibt es nicht aus, dass die Achterbahn der Gefühle, die sich durch die Geschichte zieht, auch den Leser erwischt. Maeve ist inzwischen eine alte Dame, die immer noch sehr energisch ihre Pension sowie ihre Angestellten und ihre Gäste im Griff hat. Sie wirkt wie eine selbstbewusste Frau, doch in ihren Gedanken an die Vergangenheit ist sie eher weich und voller Empathie, oftmals ängstlich und mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet. Sie leidet seit Ewigkeiten unter Schuldgefühlen und man hofft als Leser einfach, dass sie endlich mit sich selbst Frieden schließen kann. Len und Steph sind zwei Pensionsbewohner mit Down Syndrom, um die sich Maeve liebevoll kümmert und für die sie die Verantwortung auf sich genommen hat. Die beiden wirken ein wenig chaotisch, aber herrlich normal, während sie die erste Liebe entdecken. Zenka ist die gute Seele der Pension, ein Mädchen für alles, die so liebevoll mit allen umgeht und nie ein böses Wort ihre Lippen verlässt. Vincent ist ein ruhiger und zurückhaltender Mann, der Maeve wohl schon immer sehr geliebt hat und als einziger um Maeves Vergangenheit und ihre Schicksalsschläge weiß. Auch die übrigen Protagonisten wie Lens Mutter Dot, Dave oder auch die Sozialarbeiterin spielen wichtige Rollen in der Handlung und geben zusätzliche Spannung.


    „Beim Ruf der Eule“ ist ein rundum gelungener emotionaler und auch nachdenklich stimmender Roman, den man nicht einfach mal eben so liest. Die Autorin nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch verschiedene miteinander verwobenen Lebenläufe, die sich immer wieder in einer Ausnahmesituation befinden, aber gleichzeitig auch so bereichernd und voller Liebe sind. Ein wunderbares und besonderes Buch, dessen Geschichte noch lange bleibt, während die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!


    Wunderbare :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Maeve hat eine kleine Pension von ihren Eltern geerbt und führt sie auch noch über 80jährig mit etwas Hilfe allein weiter. Ihre Gäste sind alle Menschen mit einem geistigen Behinderung. Als eines Tages Vince als Gast auftaucht, bricht ihre Fassade zusammen, er ist der Mann der alles aus ihrer Jugend weiß und auch die Gründe kennt warum sie die Pension so führt. Er ist alt aber gesund, genau wie Maeve und sie haben sich lange Jahre nicht gesehen.

    Sehr liebevoll wird hier das Leben von Menschen mit Trisomie 21 ( Down Syndrom, Mongolismus) geschildert. Maeve mag den Ausdruck Mongolismus am liebsten er erinnert an galoppierende Pferde in der Steppe, die Behinderung nach einem Arzt zu nennen hat für sie keinen Sinn und das diese Menschen ein Gen mehr haben macht sie so sehr besonders und liebenswert.

    Genau das beinhaltet dieses Buch ein großes Verständnis und viel Liebe und Bewunderung für die besonderen Fähigkeiten der Betroffenen.

    Der Schreibstil ist eher schwierig, die Autorin wechselt mitten im Satz vom Erzählen in direkter Rede und man hat als Leser Schwierigkeiten zu erkennen mit wem Maeve redet. Dazu der Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart auch das geschieht manchmal in einem Satz.

    Nach einigen Seiten lernt man diesen Gegenüber kennen und erkennt die Richtung in der das Buch geht.

    Es ist kein Buch für mal eben lesen, sondern man muss als Leser sich für längere Abschnitte darauf einlassen sonst ist der Schreibstil zu verwirrend. Auch das Thema ist nicht ganz einfach, denn es beschreibt den Umgang mit den Behinderten in einem Zeitraum von 1933 bis jetzt. Die Figuren sind alle interessant und liebenswert, wobei man mit Maeve erst warm werden muss sie ist eine Person mit vielen Ecken und Kanten die durch das Leben so geworden ist und nicht aus eigenem Charakter.

    Trotz des anspruchsvollen Lesens war es ein wunderbares Buch das ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde. M