Isabel Allende - Ein unvergänglicher Sommer/Más allá del invierno

  • Allende erzählt in ihrem Buch vier Geschichten: Eine in der Jetztzeit und drei aus der Vergangenheit ihrer Protagonisten und wie es dazu kommt, dass sie sich jetzt und hier in New York begegnen. Leider hat sie die zäheste der vier zur fortlaufenden Handlung gemacht.


    Es könnte eine spannende Tour sein, zwei ältere Leute, Professoren, und eine junge Migrantin ohne Aufenthaltserlaubnis mit einer Leiche im Kofferraum eines entwendeten Autos stundenlang über verschneite Straßen und durch unpassierbares Gelände auf der Suche nach einer Möglichkeit, Auto und Leiche zu entsorgen. Aber es plätschert vor sich hin; gelegentlich baut Allende eine kleine Szene ein, die Spannung hervorrufen könnte, doch diese versickert schnell.


    In dem Ganzen verbirgt sich auch eine Liebesgeschichte. Ich sage deshalb: verbirgt, weil nichts spürbar wird, keine Emotion, keine Leidenschaft, keine Erotik.

    Die Figuren, vor allem Richard, der wie aus Bruchstücken zusammen gesetzt wirkt, agieren in Dialogen und Handlungen hölzern, leblos und wie auf einer Theaterbühne, wo ein Souffleur ihnen Worte und Emotionen diktiert.


    Lebendiger und engagierter schildert Allende das Leben ihrer Personen in Südamerika, Lucia in Chile, Evelyn in Guatemala und Richard in Brasilien. Man merkt deutlich: Hier erzählt sie mit Herzblut, aber leider erzählt sie aus zeitlicher Distanz, wenn also der Ausgang der Ereignisse bekannt ist, und vermeidet es so, den Leser unmittelbar am Geschehen teilnehmen zu lassen.


    Denis Scheck nannte das Buch „unterhaltsam“. In die Tonne würde ich es auch nicht kloppen, aber „unterhaltsam“ fiele mir als Fazit nicht ein. :bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie nun bin ich fast untröstlich dass dir das Buch nicht gefiel. Dabei klingt ihr Interview sehr überzeugend und ich dachte dass sie mit dieser Geschichte wieder zu ihrer alten Form wie man gut erzählt zurück gefunden hat.

    Meine Bibliothek hat zwar das Buch, jedoch noch nicht online. Aber sobald es erhältlich ist werde ich es lesen und sicher berichten.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ein wunderbarer Erzählstil, in dem ich sofort wieder versunken bin, wie auch schon in anderen Romanen von Isabel Allende.Die beiden Hauptfiguren gefallen mir ausnehmend gut, Lucia, eine pragmatische Chilenin, die schon einiges erlebt hat und weiß wo sie steht und was sie will. Sie hat ein halbes Auge auf Richard, ihren Chef und Vermieter geworfen, aber wenig Hoffnung, dass daraus etwas werden könnte.

    Richard, der typische Professor? Einsiedler, gutmütig und anspruchslos wie es scheint. Liebt seine Katzen mehr als ihm bewusst ist.Zwei Charaktere, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, soweit die Leseprobe schließen lässt. Sie liebt das Unvorhersehbare, auch in ihrem Alter noch, er meidet es wo er kann, bekämpft seine Ängste mit Pillen.


    Das waren meine Eindrücke nach der Leseprobe, der Roman nahm dann jedoch einen anderen Fortgang als erwartet. Nicht unbedingt zum Schlechteren hin, aber es hat mich schon überrascht, dass im Klappentext die, für mein Empfinden, Hauptsache nicht weiter erwähnt wird. Da geht es nur um den eher knappen Gegenwartsplot, das schicksalhafte Zusammentreffen dreier ganz verschiedener Menschen, die umständehalber eine skurril-abenteuerliche Fahrt durch winterliche Wälder unternehmen. Dabei fand ich diesen Teil trotz der wirklich interessanten Figuren und des spannend angelegten Hintergrundes weniger überzeugend. Für mich wirkte das zu konstruiert, irgendwie künstlich zusammengebastelt. Auch die Liebesgeschichte, denn emotional ist da bei mir kein Funke übergesprungen. Mit schien das mehr ein Gerippe zu sein für das eigentlich Bedeutsame dieses Romans, nämlich die Geschichten der drei Hauptfiguren bis zum Zeitpunkt ihrer Begegnung. Diese haben mich gefesselt und berührt, insbesondere die von Evelyn.


    Mit den genannten Einschränkungen hat mir auch dieses Buch von Isabel Allende ganz gut gefallen.