Autor: Miguel de Unamuno
Titel: Nebel, aus dem Spanischen übertragen von Otto Buck
Originaltitel : Niebla erschien erstmals 1914
Seiten: 251 Seiten in 34 Kapiteln, plus Nachwort und 2 Vorworten
Verlag: dtv
ASIN: B00804A63Y
Der Autor:
Miguel de Unamuno (1864-1936), war ein spanischer Philosoph, Literaturkritiker und Schriftsteller. Unter Diktator Primo de Rivera wurde er 1924 auf die Kanareninsel Fuerteventura verbannt, von den Republikanern 1930 begeistert zurückgerufen und zum Rektor der Universität Salamanca ernannt, wo er zuvor als Professor für griechische, von 1931 ab für spanische Philologie tätig war. Im Spanischen Bürgerkrieg war er ein Kritiker General Francos, der ihn seines Rektorenamtes entheben liess und unter Hausarrest stellte, wo er kurz darauf, am 31. Dez 1936, starb.
Inhalt und Meinung:
Es ist schon einige Wochen her, seit ich das Buch gelesen habe. Gerne möchte ich ein paar Worte dazu schreiben, bloß wo soll ich hier anfangen, ohne zu viel zu verraten. Der Roman ist so vielschichtig, voll überraschender Wendungen, es wäre schade zu viel zu verraten. Sage ich allerdings gar nicht, um was es geht, so greift auch niemand zu dem Buch…
Also versuche ich es mal so: Vordergründig geht es um eine Liebesgeschichte zwischen dem vermögenden Augusto Pérez und der Klavierlehrerin Eugenia Domingo del Arco, die so schön ist, dass sich der junge Mann augenblicklich in sie verliebt. Er findet heraus, wo sie wohnt, macht ihr den Hof, aber leider ist die Gute bereits vergeben. Ihre Eltern wären aber von dem reichen Schwiegersohn sehr angetan und versuchen, für ihn zu werben.
Diese Rahmenhandlung dient dazu, die Protagonisten diverse philosophische Dialoge führen zu lassen, in denen es um das Leben geht. Das klingt zunächst etwas platt, aber der Philosoph de Unamuno holt hier grundlegend aus: was macht den Menschen aus, was ist die eigene Identität, was ist Fiktion, was Realismus, was echt, was Traum, Sterblichkeit, Seele – existentielle Fragen, die dazu führen, dass man sozusagen im Nebel lebt, solange man keine Gewissheit hat. Hinzu kommen Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Esperanto, Anarchie, den Unterschied zwischen einer Novelle und der von de Unamuno neu definierten «Nivola»,…
Es ist ein essayistisches Werk: der Autor hat hier viele unterschiedliche Themen angesprochen, allerdings nur leidlich mit einer ansprechenden Rahmenhandlung verwoben. Der Roman bezieht seinen Reiz nicht so sehr (oder gar nicht) von der Handlung, als vielmehr durch den experimentellen Aufbau, das etwas «nebulöse» Leitmotiv, und seine Vielschichtigkeit. Bereits die beiden Vorwörter spielen mit den Erzählebenen: gab es Augusto Pérez wirklich, war er ein Freund des Autors, oder ist alles nur erdacht. Beide Vorwörter sind bereits ein Streitgespräch und verwirren zunächst. Dennoch ist das ganze Buch auch humorvoll. Der Autor , bzw die Novelle nimmt sich nicht zu ernst. Es gibt witzige Stellen in dem Buch, nachdenkliche, Diskussionen, denen ich nicht ganz folgen konnte, und bekannte Situationen.
Ich kann (und möchte) hier gar nicht erst alle Aspekte der Erzählung wiedergeben. Trotz der schwachen Rahmenhandlung möchte ich die Lektüre empfehlen. Man muss sich aber darauf einlassen, «wach» sein – ein Buch zum nebenher lesen, ist es sicherlich nicht. Aber man wird auch bei mehrmaligem Lesen noch neue Aspekte darin entdecken.