Ma Jian - Stick out Your Tongue

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Die Zunge heraus strecken tut man normalerweise bei einem Arzt und Ma Jian, der bereits seit Jahren in China nur noch stark gekürzt unter Pseudonym veröffentlichen kann (gerade wegen des vorliegenden Texts), sieht China – und auch die besetzte Provinz Tibet – als ein krankes und traumatisiertes Land. Auf der Flucht vor den Verhältnissen in Beijing hatte er sich in das tibetanische Hochland geflüchtet mit der Erwartung, dort eine bessere, erleuchtetere Art von Menschen vorzufinden, die ihm eine Möglichkeit eröffnen, sich mit seinen bisherigen Lebensumständen zu versöhnen. Ach ja, und tolle Sakralbauwerke und atemberaubende Natur.


    Was er gefunden hat, ist ein Land, das sich in erster Linie durch Leere auszeichnet und Menschen, die sich Buddhisten nennen, oder buddhistische Mönche, die man fast so sehr fürchten muss, wie die Verhörspezialisten einiger Geheimdienste, sexuelle Übergriffigkeiten in einer ganz unerwarteten und grausamen Form an Orten, wo man sie erst recht nicht erwartet hätte. Gerade die Darstellung dieser Passagen wurde als Argument für die Zensur genannt – und hat folgerichtig dieses Buch bekannter gemacht, als es vor der Veröffentlichung des Zensurbehördenberichts gewesen ist.


    Wer eine realistische Darstellung der negativen Aspekte des Lebens in Tibets sucht, die vergleichbar ist mit den Darstellungen Mo Yans für China, der wird hier ausgiebig bedient. Wer sich sein idealisierendes Tibetbild erhalten möchte, der sollte die Finger von diesem Buch lassen.