Carolina Conrad - Mord an der Algarve

  • Klappentext:

    «An diesem Donnerstag würde eine alte Ratte sterben. Wenn alles gut ging. Wenn nicht – nun, es kamen noch viele Donnerstage.» Sieben Tote in vier Monaten. Allein drei aus einer Familie. Alle alt. Dennoch glaubt niemand im verträumten Hinterland der Algarve an einen Todesengel. Niemand, bis auf Anabela Silva, die gerade für eine Auszeit ins Land ihrer Eltern zurückgekehrt ist. Die Journalistin stellt Nachforschungen an – und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Dann geschieht ein Mord, an dem es keinen Zweifel gibt. Und Bela Silva wünscht sich, sie hätte nie eine Frage gestellt


    Meine Meinung:

    Schade, gab es diesen Krimi noch nicht, als ich vor einigen Jahren an der Algarve in den Ferien war. Er wäre ein toller Reisebegleiter gewesen.


    Die deutsch-portugiesische Anabela Silva fährt zu ihren Eltern an die Algarve, in ihr Heimatdorf, um ihrem Vater zu schauen, solange ihre Mutter den Arm im Gips hat. Bald fällt ihr auf, dass in ihrem Dorf an der spanisch-portugiesischen Grenze bei Alcoutim zwischen Januar bis April viele ältere Leute starben. Die Journalistin in ihr wittert Gefahr und wird neugierig. Anabela beginnt zu recherchieren und verärgert damit nicht nur ihren Cousin Luis, den Polizisten. Als in der Nähe ein Mord geschieht, rücken die Kommissare Joao Almeido und Paulo Pinto aus Faro an. Wie gut, dass niemand Deutsch spricht - Anabela wird als Dolmetscherin angestellt und kommt so zu neuen Informationen. Ob sie diese mit Mario teilen kann?


    Mario ist der Archivar der kleinen Gemeinde und hilft Bela bei ihren Nachforschungen. Auch die neue Dorfärztin Catarina will mehr über Belas Verdacht wissen. Schnell schafft sich Anabela neue Freunde. Die Freundschaft wird aber bald durch ihre Arbeit als Dolmetscherin in Frage gestellt. Zum Ende hin sind alle Probleme ausgeräumt und Bela kann sich sogar vorstellen hier zu bleiben und nicht mehr zurück nach Deutschland zu gehen.


    Ich bin gespannt, wie es mit Bela weitergeht - ja, ob es überhaupt neue Fälle gibt oder ob dies ein Einzelkrimi bleibt. Bei weiteren Bänden wünsche ich mir mehr Spannung, denn die kommt in "Mord an der Algarve" nicht auf. Die Geschichte verläuft sehr gemächlich, dem portugiesischen Sommer entsprechend. Man bekommt aber auf jeden Fall ein Gefühl für die landestypische Lebensart und lernt die Gegend an der Ostalgarve kennen.


    Der Plot rund um die Morde an den älteren Herrschaften hat mir sehr gut gefallen. Viel portugiesische Vergangenheit wurde darin verarbeitet und nicht nur gut von der Autorin Carolina Conrad recherchiert, sondern auch ideenreich umgesetzt.


    Die Autorin schreibt hier unter einem Pseudonym. Ihre anderen Bücher unter ihrem Namen Bettina Haskamp kenne ich nicht. Es ist ihr erster Krimi. Doch "Mord an der Algarve" ist mehr ein Enthüllungsroman denn ein Krimi. Der Leser kennt den Täter nicht (also am Schluss dann schon), weiss aber, wieso es zu diesen vielen Toten kommt. Als Roman unterhaltend und gut zu lesen, als Krimi eher schwach.


    Fazit:

    Gemächlicher Erstlingskrimi, man darf auf weitere Bände gespannt sein. In Erwartung dieser runde ich auf 4 Punkte.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mit großem Erstaunen habe ich gesehen, dass ich die Autorin aus einem ganz anderen Genre kenne. Bettina Haskamp, mit deren Roman ich schon viele Stunden schmunzelt auf dem Sofa verbracht hatte. Nun wagt sie sich also an einen Krimi. Klar, dass ich nun sehr gespannt war.

    Schon mit dem Prolog wird klar, in welche Richtung der Krimi gehen wird. Wut, Zorn, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Unverständnis, Angst, Befreiung... all dieses kompensiert der Prolog. Ich konnte die Gefühlswelt der Protagonistin durchaus nachvollziehen. Nun war ich jedoch sehr neugierig, was sich die Autorin noch alles hatte einfallen lassen, um einen Krimi zu konstruieren.

    Anfangs waren noch viele Beschreibungen der Algarve, der Portugiesen, ihrem Leben usw. verarbeitet und auch recht ausführlich beschrieben. Ja, ich würde behaupten, dass es sich anfangs wie ein Roman gelesen hatte. Ein Urlaubsroman um genau zu sein. Von Mord keine Spur. Es wurde zwar mal so ganz nebensächlich erwähnt, dass in dem Ort viele Menschen in der letzten Zeit gestorben sind, jedoch haben die Landschaftsbeschreibungen und familiären Verhältnisse so viel Raum eingenommen, dass diese Informationen, die ja eigentlich den Krimi ins Laufen bringen sollte, irgendwie untergegangen ist.

    Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. (Zitat Seite 42)

    Aber auch nach der Hälfte des Buches, ist nicht wirklich mehr passiert. Da half auch nicht das eingeschoben kursiv gedruckte Kapitel mit der Andeutung, weshalb es zu den Morden gekommen ist. Gut, zumindest wurde nun das "Womit" beschrieben. Dennoch überwiegt der Romanteil und seicht vor sich hin plätschernde Teil deutlich. Wer nun den Eindruck hat, dass dieser Krimi langatmig wäre, liegt komplett falsch. Es ist eher so, dass das Randgeschehen viel mehr Platz einnimmt, als erwartet. Hatte ich mich da etwa vom Titel, Untertitel und Klappentext so fehlleiten lassen?

    Nein, im letzten Drittel des Buches erkennt man den Krimi. Endlich, möchte ich fast schon sagen. Hier kommt dann auch die Geschichte endlich ins Rollen und wird sogar ein bisschen spannend. Ja, wer hätte sich dieses Ende zu Beginn träumen lassen. Ich jedenfalls nicht.

    Noch kurz ein paar Worte zu Cover und Klappentext. Das Cover zeigt die Klippenlandschaft von Portugal. Einerseits wird eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit demonstriert, andererseits sieht man auch die gefährlichen Wellen an den Steinküste. Jedoch allein durch die Farbgebung, macht dieses Cover sehr neugierig und wird den einen oder anderen Leser animieren, diesen Krimi als Urlaubslektüre zu verschlingen.

    Der Klappentext: Man muss schon einige Seiten gelesen haben, um an den Inhalt des im Klappentext erwähnten, zu gelangen.

    Lesespaß oder Lesefrust?

    Anfangs konnte ich keinen Bezug zu einem Krimi finden. Klar, die Story war nett geschrieben und die Landschaften und Menschen sehr gut ausgearbeitet - aber für einen Krimi nicht ausreichend. Jedoch kann man sehr gut portugiesische Redewendungen und Eigenarten kennenlernen, denn damit ist diese Story noch und nöcher gespickt.

    Der Schluss war nun für mich ausschlaggebend dafür, dass ich einen Nachfolgeband sehr gerne lesen würde.

    Im Großen und Ganzen hat mir dieses Buch gut gefallen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein KRIMInalROMAN, der Lust auf Portugal bringen soll.