Pierre Adrian – Des âmes simples

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Das abgeschiedene Aspetal in den Pyrenäen: einsame, schlichte und "heilige" Seelen...?!
  • (Behelfsübersetzung: Schlichte Seelen)


    Original : Französisch, 2017


    INHALT :

    Bei einer immensen Radtour durch die Pyrenäen stieß Pierre Adrian in einem alten Kloster im Aspe-Tal auf den 1942 geborenen Priester und Prämonstratenser Pierre. Dort lebt er als Ordensmann von einigen verschiedenen Personen umgeben. Seit circa 50 Jahren ist er als Gemeindepriester für die umliegenden Ortschaften tätig.

    Hier geht es nicht um fromme Geschichten, sondern wie man sich den Herausforderungen gewisser Hoffnungslosigkeit stellt und nicht mehr so tut als ob Kirche und Glaube noch allgemein angenommen sind. Insofern – wie es der französische Klappentext ankündigt – eine « Schilderung des Aushaltens, Zuhörens der Dunkelheiten und der Hoffnungslosigkeit einer Epoche ».


    BEMERKUNGEN :

    Auf den Autor wurde ich durch Pierre Adrian – La piste Pasolini aufmerksam, ebenfalls in gewissem Sinne eine Schilderung von jemand, der Zeitzeuge und ein lebendiger Widerspruch ist. Dabei ist Adrian nicht nur distanzierter und rein objektiver Berichterstatter, sondern nimmt quasi teil an den Wegen seines Protagonisten, befragt sich selbst und uns, seine Leser. So geht er auch hier vor.


    Die Begegnung mit dem älteren Priester Pierre wird zu einer existenziellen Begegnung : Was trägt mich ? Wie halte ich der Stille und dem Leiden stand ? Denn P. Pierre ist kein in Kirchenräumen verborgener Prediger, sondern Zeuge der verworrenen Leidenswege der Menschen drumherum, ob sie nun glauben oder nicht. Und sticht er auch hervor, geht es hier eben auch um kleine Einblicke in das Leben der ihn Umgebenden, bzw Anvertrauten. Teils voller Dunkelheit, wie eben schon die ersten Seiten anklingen lassen. Wie käme Pierre denn schon an der Auseinandersetzung mit Tod, Krankheit, Einsamkeit vorbei ? Diese so oft ignorierten Bestandteile unseres Lebens ?


    Dazu kommen einige Beobachtungen über die Situation dieses Tales, den Wegzug vieler Menschen, über zB die Lahmlegung einer Zugstrecke, alte, aussterbende Traditionen, das benachbarte Baskenland... All das ist einerseits nicht einfach rosig, sondern durchaus teils dunkel gezeichnet. Und zur selben Zeit ist für Adrian ein Mann wie Pierre wie ein schlichter Zeuge, ein Anhaltspunkt für andere, ob sie nun glauben oder nicht.


    So anders das ausschauen mag als sein Buch über Pasolini findet man einen Ton wieder. Adrian befragt sich auch selber und uns damit. Er ist ein engagierter Schreiber, der nicht neutral hinter den Kulissen bleibt. Manchmal legt er etwas Empörendes oder auch fast anklagend-Freches in seine Zeilen . Doch letztlich mag da die jugendlichen Aufwallungen sprechen. Hier und da sieht man nicht den direkten Zusammenhang mit dem Hauptthema. Ich konnte das Buch nicht absolut geniessen in dieser Sommerhitze…, doch bin bestätigt in einem positiven Grundeindruck dieses jungen Autors. A suivre – wie man so sagt : unter Beobachtung stellen !


    AUTOR :

    Pierre Adrian ist 1991 geboren und ein französischer Schriftsteller. Er wuchs im Pariser Umfeld auf. Er studierte Geschichte und Journalismus. Amateur von Fussball und Radsport ist er auch Chronist bei « L’Equipe », der grössten franz Sportzeitschrift.


    Er erhielt für dieses hier besprochene Buch den Prix Roger Nimier 2017.


    Broché: 190 pages

    Editeur : Des Equateurs (5 janvier 2017)

    Langue : Français

    ISBN-10: 2849904708

    ISBN-13: 978-2849904701