Inhalt
Der Atlas eines ängstlichen Mannes ist eine einzigartige, in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung. "Ich sah ...", so beginnt der Erzähler nach kurzen Atempausen immer wieder und führt sein Publikum an die fernsten und nächsten Orte dieser Erde: in den Schatten der Vulkane Javas, an die Stromschnellen von Mekong und Donau, ins hocharktische Packeis und über die Passhöhen des Himalaya bis zu den entzauberten Inseln der Südsee.
Dieses Hörbuch von Christoph Ransmayr, gelesen vom Autor selbst habe ich mir nun zweimal angehört, (und höre es nochmals während ich dies schreibe) jedesmal wieder von neuem fasziniert.
Wie ein Mantra, eine potentielle endlose Litanei, beginnen alle Erzählungen auf die gleiche Weise: „Ich sah“. Das klingt nach Langeweile ist es jedoch absolut nicht, denn das Ergebnis ist eine mitreissende Reise in die unendliche Vielfalt der Welt, in die unberührte oder aber auch verwüstete Schönheit der Natur, in die Phantasie, die Hoffnung von Menschen, Tieren und man staune Göttern.
Wenn man dem Autor zuhört bekommt man das Gefühl, er schaut, er sieht, er notiert, und höre vor allem auf jeden und alles, sei es nun eine Person, ein Tier, auf das Wasser, achte auf Sterne, und sogar Steine. All dies bekommt eine unglaubliche Gewichtung in den einzelnen Episoden.
Beeindruckend die Begegnungen welche der Autor schildert - Einsiedler, Fotografen, Vogeljäger, den blinden Sumatra Karaoke Sänger, den Golfspieler am Nordpol. Aber auch die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, wie den Albatros der im Flug schlafen kann, oder die brasilianische Araukarien welche
ZitatVierzig Meter hoch und höher könne sich eine brasilianische Araukarie nach dem Himmel strecken, nach der Sonne den Sternen und in dieser herrlichen Pose Hunderte, ja tausende Jahre alt werden.
All dies ist erzählt in einer fliessenden, klaren Prosa, verbunden mit wissenschaftlichen und philosophischen Betrachtungen. Man spürt seine unendliche Neugier und Hochachtung gegenüber der Schöpfung, sein Interesse an anderen Kulturen deren Ritualen und Zeremonien. Seine Begeisterung für die Astronomie welche er in einem Nebenfach studiert hat,
ZitatIch sah den Nachthimmel über den Graten und Höhenzügen des Taygetos Gebirges, dass die südgriechischen Präfekturen Messenien und Lakonien als ein bis zu zweitausendvierhundert Meter hoher Grenzwall voneinander trennt. Vega, Deneb und Altair, die drei Alpha Sterne in den Himmelsarealen von Leier, Schwan und Adler, stachen jenes gigantische, Abertausende Lichtjahre umspannende Dreieck in die mondlose Finsternis, das in der Astronomie als typische Konstellation am Sommerhimmel der nördlichen Hemisphäre gilt.
Das dies ein sehr persönliches Buch von Christoph Ransmayr ist, beweisen schon seine Worte in der Einleitung wobei er sagt dass er es seiner Frau Judith gewidmet hat wobei er sagt - ohne ihre Liebe wäre ich zumindest von einer Reise nicht mehr zurück gekehrt.
Ich wurde/werde nicht müde der sehr angenehmen Stimme des Autors zuzuhören, er nimmt den Leser/Zuhörer mit auf eine ungewöhnliche Reise welche noch lange nachhallt.