Der Genuss-Leser, eine bedrohte Art?

  • Da der Thread-Titel immer wieder für Aufregung und Missverständnisse sorgt, sollte man ihn evtl. umbenennen in "Fehlende Wertschätzung beim Lesen"?

  • Herrlich auf den Punkt gebracht!

    Das trifft wohl auch auf Magdalena und €nigma zu...:-,
    Definitiv. Und auf zig andere hier.

    Den Begriff Genuss interpretiert doch jeder anders, nicht nur was Bücher angeht. Für den einen oder anderen Zeitgenossen ist zum Beispiel eine Currywurst mit Pommes ein Genuss, während der andere ein Lammfilet in einem Sterne-Lokal Genuss nennt.

    Und manche Zeitgenossen wissen sowohl eine leckere Currywurst als auch Sterneküche zu schätzen, alles zu seiner Zeit :wink:

  • So geht es mir auch ohne BT-Treffen :wink: , allerdings stelle ich fest, dass auch die größeren Läden immer kleiner werden. Neulich war ich zum ersten Mal nach dem Umbau im Hugendubel am Münchner Marienplatz. Früher eine meiner Lieblingsbuchhandlungen (neben Waterstones und Foyles), ab jetzt kann ich auf Besuche dort verzichten. Total eingestampft, Auswahl bei Geschichtsbüchern und englischen Romanen geringer als im heimischen Wohnzimmer.

    Das kann ich zum Beispiel auch aus der Mayerschen bestätigen. Dort liegt es wohl hauptsächlich daran, dass sich an den Non-Books einfach viel mehr verdienen lässt. Aufgrund der Buchpreisbindung ist die Gewinnspanne ansonsten nur gering, bei Spielwaren und dem ganzen Krimskrams lässt sich wesentlich mehr rausholen.

    Das fällt sogar hier im BT auf, ständig gibt es irgendwelche Rezensionen zu Cafés, Buchhandlungen an Stränden, auf Inseln etc. und sogar die Cover sehen irgendwie alle gleich aus. Auch wenn solche Bücher für mich weder vom Cover noch vom Klappentext auch nur den geringsten Reiz haben, kann ich mir vorstellen, dass so ein Buch für den Einen oder Anderen vielleicht leichte, entspannende Urlaubslektüre ist. Dass man solche Bücher aber ständig am Stück liest, wie es die Auslagen in manchen Buchhandlungen suggerieren, übersteigt mein Vorstellungsvermögen.

    Ich glaube, das ist auch einfach ein Spiegel der Verlagslandschaft. Es gibt immer wenige kleine unabhängige Verlage, dafür gehört der Rest gefühlt zu 5 großen Konzernen. (5 ist natürlich etwas drastisch, aber wenn man sich mal ansieht, was allein zur Bertelsmanngruppe alles gehört...) Und die melken die Kuh dann natürlich, wenn sich ein Thema als lukrativ herausstellt.


    Manchmal habe ich das für mich schon als Vorteil empfunden, wenn es sich um Themen handelte, die mich interessierten. Dann schwamm man plötzlich nur so in Lesemöglichkeiten. Im Moment scheinen ja die Bienen auch ein wenig im Kommen zu sein und das bzw. das ganze Insektensterben-Thema finde ich sehr spannend.

  • Aber es gibt ja auch Leute hier, die grundsätzlich nur ihre Bewertungen von anderen Portalen hier reinkopieren und da frage ich mich schon, wie vielfältig ist das noch.

    Zum Verständnis: Meinst du Leute, die hier nur vorbeischauen, um hier ihre Netgalley-Rezension dazulassen, und ansonsten wenig beitragen?


    Meine Rezis sind nämlich auch nur (übersetzte) Kopien von Rezis, die ich für andere Portale schreibe.


    edit: Sorry, das wurde ja schon beantwortet, war mir beim ersten Lesen durchgerutscht.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Ich bin definitiv ein Genussleser und ich werde richtig unleidlich, wenn ich - so wie in letzter Zeit - zu wenig Zeit und vor allem vor lauter Stress keinen Kopf für's Lesen habe.

    für mich ist Lesen ein Hobby, ein Ritual und eine nebenberufliche Tätigkeit.

    Genauso sehe ich das auch. Mit Schwerpunkt auf Hobby.

    Und dann noch als letztes zum Thema provokant: wo, wenn nicht hier, darf und soll übers Lesen und über Literatur diskutiert werden? Im Gegenteil finde ich sogar, das sollte hier viel mehr stattfinden. Man kann sich doch als Mitglieder gegenseitig schätzen und gut verstehen, auch wenn man das Lieblingsbuch des anderen mies findet. Das führt doch erst zu spannenden Gesprächen! Und die muss man doch auch nicht immer im Keim ersticken mit einem "Da gibt es eben unterschiedliche Meinungen und wird es immer geben." Ja, genau, wird es, aber warum diese Meinungen nicht häufiger austauschen?

    Genau aus diesem Grund bin ich doch hier. Es nützt mir nichts, wenn sich nur Leser äußern, die ein Buch toll fanden. Wenn ich das will, kann ich auch die "Rezis" bei amazon lesen. Ich mag auch negative Meinungen sehr. Manchmal sind es genau die Kritikpunkte, die mich dazu bringen, ein Buch zu lesen.

    Auch die Anzahl der lesenden Bücher erstaunt mich immer wieder, da werden 4 oder 5 Bücher gleichzeitig gelesen, wo ich mich Frage wie geht das.

    Eins auf dem tolino für Wartezeiten, eins in Print. Eins hatte ich angelesen, aber dann doch wieder beiseite gelegt (mit der Absicht, es bald weiterzulesen) und dann noch ein Hörbuch. Sind schon mal 3. Dann noch ein Langzeitprojekt mit 365 Märchen (also jeden Tag eins - dieses Buch lese ich dann das ganze Jahr lang). Du siehst: ist gar nich so schwer.:wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Gefunden in der Woche von 6.-12.8.:


    Zitat von Carl Larsson

    Wenn man alles gelesen und

    alles wieder vergessen hat,

    was dann übrig bleibt, das ist Bildung.


    dazu das Bild "Die gemütliche Ecke".

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • @Jessy1963 Ich glaube, wenn die Leute wirklich ehrlich zu sich sind, geht es ganz vielen so. Ich habe mich in dem Bericht teilweise auch wiedererkannt. Und das nicht nur in Bezug auf das Lesen. Aufmerksamkeit und Konzentration sind scheinbar selten geworden.

  • Mir persönlich ist egal, wie viele Bücher ich lese. Klar finde ich es toll, wenn ich mehr von meinem SuB abarbeiten kann, da dann mein schlechtes Gewissen vielleicht ein bisschen kleiner wird (:lol:), aber generell geht es mir eher darum, Freude beim Lesen zu haben. Ich habe ja nichts davon, wenn ich völlig übermüdet die Seiten überfliege und den Inhalt nicht verstehe, nur weil ich viele Bücher "gelesen" haben möchte..

    Mit ein bisschen Mut kann man sein, wer man möchte.

    Mit noch etwas mehr Mut, kann man sogar sein, wer man ist.

  • @Jessy1963 Ich glaube, wenn die Leute wirklich ehrlich zu sich sind, geht es ganz vielen so. Ich habe mich in dem Bericht teilweise auch wiedererkannt. Und das nicht nur in Bezug auf das Lesen. Aufmerksamkeit und Konzentration sind scheinbar selten geworden.


    Als ich letztens mit einer Freundin im Kino war, wir haben "Aquaman" gesehen, waren hauptsächlich Jugendliche in der Vorstellung. Die waren entweder am quatschen, am kichern, am Smartphone tippen. am herumhampeln und ganz oft am aufstehen, rausgehen, wieder rein kommen. Zum Klo oder weiss der Geier wohin. Das war eine permanente Unruhe. Meine Freundin sagte, Himmel, können die nicht mal zwei Stunden still sitzen und sich auf den Film konzentrieren ? Scheinbar nicht.


    Vielleicht stürzt einfach zu viel von allen Seiten auf die Leute ein, das ist der Konzentration nicht zuträglich. Ich persönlich habe mit Konzentration auf etwas eigentlich keine Probleme. Wenn mich etwas interessiert bin ich da dran :lol: Bei mir sind es leider eher meine blöden Augen die stundenlanges Beschäftigen mit ein- und der selben Sache mir unmöglich machen.

    Allerdings habe ich manchmal auch so eine innere Unruhe, die mich dann unstet macht. Das hab ich immer aufs Alter geschoben, als ich jünger war kannte ich das nicht.


    Mir persönlich ist egal, wie viele Bücher ich lese. Klar finde ich es toll, wenn ich mehr von meinem SuB abarbeiten kann, da dann mein schlechtes Gewissen vielleicht ein bisschen kleiner wird (:lol:), aber generell geht es mir eher darum, Freude beim Lesen zu haben. Ich habe ja nichts davon, wenn ich völlig übermüdet die Seiten überfliege und den Inhalt nicht verstehe, nur weil ich viele Bücher "gelesen" haben möchte..

    Das sehe ich genauso. Und ich habe einige Hobbies, alle gleichzeitig kann man nicht intensiv ausführen. Daher lese ich auch mal mehr und mal weniger. Ich hab Hörbücher seit einiger Zeit für mich entdeckt, da kann ich schon Einiges verbinden dann :)

  • Ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, wie ernst der Artikel gemeint war, wenn er ernst sein sollte, finde ich ihn irgendwie blöd. Was ist denn mit der Erkenntnis, dass Lesen vielleicht einfach nicht das richtige Hobby ist?

  • Habe einen Artikel gefunden, der ziemlich genau das auf den Punkt bringt, was ich mit "Genuss-Leser" meinte. Ich finde ihn interessant, weil er meine Beobachtungen bezüglich des Leseverhaltens in den letzten Jahren widerspiegelt.


    Wie ich einmal versuchte, wieder lesen zu lernen

    Danke für den Link, Yael. Habe den Artikel mit Interesse gelesen. Mich selbst allerdings nicht darin erkannt. Ich habe die Probleme, über die der junge Mann berichtet, oder ist es eine junge Frau, nicht. Aber mich hat es auch eher erschreckt. Ist es wirklich schon so? :-kIch kann verstehen, dass die viele Informationen, Nachrichten und alle möglichen Meldungen, die auf einen zuströmen, dazu führen, dass man irgendwo überfordert ist. :-? Da bleibt auch keine Zeit vielleicht auch keine Konzentration zum Lesen. Aber eins hat der Autor des Artikels ganz gut erkannt: Wenn man lesen möchte, sollte man sich diese Zeit nehmen.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Ich finde ihn interessant

    Das ja, aber :

    Ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, wie ernst der Artikel gemeint war

    Vielleicht versteht die Autorin ihn als Satire, denn es ist alles ziemlich überspitzt dargestellt. Außerdem: Wie dumm ist sie? Konnte früher dicke Bücher schon nicht leiden und fängt mit einem dicken schweren Wälzer an. ](*,) Und wundert sich dann, wenn es nicht klappt. :roll:

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  • Ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, wie ernst der Artikel gemeint war, wenn er ernst sein sollte, finde ich ihn irgendwie blöd. Was ist denn mit der Erkenntnis, dass Lesen vielleicht einfach nicht das richtige Hobby ist?

    Geht mir genauso. Die Autorin schreibt auch nichts darüber, ob sie ihr Buch genauso sorgfältig wie ihr Begleitgetränk ausgewählt hat. #-oVielleicht hätte sie an ihren Lesestoff mindestens so viele Gedanken verschwenden sollen wie an die Ritualbestandteile. Ist ja wie bei einem Film. Da kann man im besten Kino mit allem Pipapo sitzen, der Horrorfan wird eine romantische Kömodie trotzdem nicht 2 Studen gespannt und voller Vergnügen anschauen.

    :study: Georg Schmidt: Die Reiter der Apokalypse

    :montag: Wolfgang Will: Der Zug der 10 000

    :montag: Jürgen Paul: Zentralasien



    Geburtstage sind gut für die Gesundheit! Man hat herausgefunden, dass Menschen, die öfter Geburtstag haben, länger leben! (Uli Stein) :lol:

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht (Afrikanisches Sprichwort)

    Mögen hätt' ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut! (Karl Valentin)

  • Was ist denn mit der Erkenntnis, dass Lesen vielleicht einfach nicht das richtige Hobby ist?

    Im Artikel schreibt sie, dass Lesen für sie ein tolles Hobby war. Ich zitiere Mercedes Lauenstein:


    Ich habe Lesen mal geliebt. Kein Kinofilm, keine Reise ist zu vergleichen mit dem Sog, der dich erfasst, wenn du ein gutes Buch liest und das Wissen um diese permanent verfügbare Parallelwelt dich tagelang durch die echte Welt begleitet. Diese Bilder gehören dir allein, und egal, was draußen los ist, du kannst jederzeit drin verschwinden. Es gibt wenig, was ein gutes Buch nicht lindern oder trösten könnte. Man muss sich das mal vorstellen: Egal wie viele Millionen Menschen dasselbe Buch lesen, keine ihrer persönlichen Visualisierungen der Geschichte gleicht einer anderen. Außerdem gibt es Studien, die beweisen, dass allein sechs Minuten konzentriertes Lesen bereits Stresslevel und Herzschlag senken.


    Schöner kann man es nicht ausdrücken, finde ich. Und obwohl vielleicht einiges überspitzt im Bericht rüberkommt, verstehe ich das Dilemma, die Fähigkeit verloren zu haben, aus den genannten Gründen in eine Geschichte abzutauchen.

  • Und obwohl vielleicht einiges überspitzt im Bericht rüberkommt, verstehe ich das Dilemma, die Fähigkeit verloren zu haben, aus den genannten Gründen in eine Geschichte abzutauchen

    Ja, aber wie wir alle hier schon festgestellt haben: selbst wenn ich diese Fähigkeit noch habe, beim "falschen" Buch werde ich nicht abtauchen können. Also sollte man beim "Wiedererlernen" der Lektüreauswahl ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Darüber wurde in diesem Artikel kaum Worte verloren.

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    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht (Afrikanisches Sprichwort)

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  • Habe einen Artikel gefunden, der ziemlich genau das auf den Punkt bringt, was ich mit "Genuss-Leser" meinte. Ich finde ihn interessant, weil er meine Beobachtungen bezüglich des Leseverhaltens in den letzten Jahren widerspiegelt.


    Wie ich einmal versuchte, wieder lesen zu lernen

    Danke für den Artikel. Ich bin froh, dass es bei mir noch nicht so schlimm ist. Ich habe zwar leider viel zu wenig Zeit zum Lesen (die 30 Minuten pro Tag finde ich definitiv nicht - zumindest nicht jeden Tag), aber das liegt nicht am ausufernden Surfen im WWW. Aber ich glaube schon, dass die Ablenkung durch die Surferei ein echtes Problem werden kann.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, wie ernst der Artikel gemeint war, wenn er ernst sein sollte, finde ich ihn irgendwie blöd. Was ist denn mit der Erkenntnis, dass Lesen vielleicht einfach nicht das richtige Hobby ist?

    Genau das ist mir auch durch den Kopf gegangen.


    Wenn ich irgendetwas wirklich tun will, dann kriege ich das auch hin - ohne das vorher erst "lernen" zu müssen. ?(

    Jedenfalls dann, wenn es um eine Beschäftigung geht, die ich wirklich und ehrlich mag - und nichts, von dem ich denke, dass ich es halt mal wieder machen müsste, weil es gerade (warum auch immer) angebracht wäre.

    Aber dann ist es eben auch keine Beschäftigung, die ich liebe. :wink:


    Da liegt für mich viel eher der Knackpunkt.

    Mir kam es eher so vor, als wäre die Autorin dieses Artikels eben keine begeisterter Leserin, sondern eher jemand, der meint er müsste das halt mal wieder machen.


    @Yael :

    Aber ein paar Zeilen weiter steht auch etwas wie "ich war schon immer recht ungeduldig, schnell gelangweilt und mochte noch nie Bücher, die dicker als 350 Seiten waren".

    Das schränkt für mich die Leidenschaft für Bücher schon wieder stark ein.


    Ich fand diesen Artikel eher befremdlich und er bringt für mich eher den Drang nach einer Zwangshandlung, als die Liebe zum Lesen rüber. :|