Samantha Silva - Mr. Dickens and his Carol

  • Viele von uns kennen sicherlich den Klassiker "A Christmas Carol" von Charles Dickens. In ihrem Roman "Mr. Dickens and his Carol" beschäftigt sich Samantha Silva fiktiv mit der Frage, wie diese Weihnachtsgeschichte wohl entstanden ist. Das Buch ist ihr Erstling und nach der Lektüre hoffe ich, dass wir noch viel von der Autorin hören werden.


    Wir schreiben das Jahr 1843. Charles Dickens ist in seinen Dreißigern. Der Erfolg hat es bisher gut mit dem Autor gemeint, mit seiner Frau und einer Horde Kinder lebt in einer schönen Villa im Herzen von London. Doch der Ruhm und finanzielle Aufschwung hat für Dickens auch Schattenseiten. Jedermann bettelt ihn um Geld an, sogar und vor allem seine engsten Verwandten. Das Publikum hingegen erwartet immer bessere Geschichten und als sein neuestes Werk, "Martin Chuzzlewit", floppt, stürzt er in eine tiefe Schaffenskrise. Zum ersten Mal seit Langem spürt er wieder Geldsorgen. Nun ist allerdings bereits November und Dicken's Frau und seine Kinder, gewöhnt an ein oppulentes Weihnachtsfest, haben schon eine lange Liste an Wünschen. Zu allem Überfluss setzen die Verleger des jungen Autors ihm auch noch die Pistole auf die Brust: eine Weihnachtsgeschichte muss her und zwar in den nächsten Wochen! Sonst bedeutet das für Dickens den finanziellen Ruin.


    Dickens jammert und sträubt sich, enttäuscht seine Kinder und streitet sich so lange mit seiner Frau, dass diese einen guten Monat vor Weihnachten mit Kind und Kegel zu ihrer Familie nach Schottland abreist und ihren Mann allein zurücklässt. Nun streift unser Autor durch London, taucht in seine Vergangenheit ein und sucht verzweifelt nach dem Stoff, der ihn wieder zum Schreiben bringt. Er lernt eine geheimnisvolle junge Frau kennen, Elena Lovejoy, in der er seine Muse findet. Dennoch sind die Tage bereits gezählt - wird Charles Dickens es schaffen, seine Weihnachtsgeschichte zu vollenden? Und wird seine Familie pünktlich zum Fest zu ihm zurückkehren?


    Der Schreibstil der Autorin ist einfach wunderbar. Er ist modern, passt sich aber der Epoche an, in der die Geschichte spielt. Charles Dickens ist ein sympathischer Charakter, der sich leider viel zu leicht ausnutzen lässt und mit der Rolle als vielfacher Vater noch ein wenig überfordert scheint. Dennoch gibt er sich immer große Mühe, allen gerecht zu werden. Ein Plan, der irgendwann zwangsläufig scheitern muss. Der Roman zeichnet ein glaubwürdiges Bild der Londoner Gesellschaft und lässt die Schauplätze lebendig werden. Geschickt webt die Autorin Details aus "A Christmas Carol" mit ein. So bringt einen zum Beispiel die Geschichte zum Schmunzeln, wie Jacob Marley zu seiner unrühmlichen Rolle gekommen ist. Natürlich ist vieles davon erdacht, aber wer den Roman als reine Unterhaltungsliteratur und Hommage an Charles Dickens liest, der wird sicher viel Freude damit haben. Leider gibt es bisher keine deutsche Übersetzung.


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