Produktinformation:
144 Seiten
Verlag Ullstein
Sprache deutsch
Klappentext:
Pubertät ist schlimm. Klar. Aber nicht so schlimm wie: Alterspubertät! Alterspubertierende sind angegraute, bequeme, oft kurzsichtige Wesen, die die Ruhe lieben, das Wandern, das Wort »früher« und bestuhlte Pop-Konzerte. Männliche Alterspubertierende zwängen ihren runden Ü45-Körper in Neoprenanzüge und beginnen einen Kitesurf-Lehrgang. Andere laufen Marathon. Weibliche Alterspubertierende flüchten sich gern in die Spiritualität und »wollen sich neu entdecken«. Oder Marmelade einkochen. Klingt scheußlich? Ist es auch. Aber eben auch sehr, sehr lustig ... Ein kleiner Trost: Alterspubertierende sind die größte Bevölkerungsgruppe in Europa. Du bist nicht allein.
Mein Leseeindruck:
Jochen Gutsch und Maxim Leo sind beide hochdekorierte Journalisten. Unter anderem haben sie einen der begehrtesten und angesehensten Preise für Journalisten bekommen: den Theodor-Wolff-Preis. Ich darf mal aus journalistenpreise.de zitieren: Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen - Theodor-Wolff-Preis (TWP) würdigt die Leistung von hauptberuflich journalistisch tätigen Autoren, die das Bewusstsein für Qualität und Verantwortung journalistischer Arbeit lebendig erhalten.
Sie beherrschen also ihr Handwerk.
Das Buch befasst sich mit der Zeit kurz nach dem 40. Geburtstag (und zielt damit auf ein enorm großes Lesepublikum …) und betrachtet in Form von kurzen Glossen das tägliche Leben und - im Mittelteil – den Körper des Alterspubertierenden:
eine Lesebrille wird fällig, die ständig verlegt wird, das Gemüt wird empfindsamer, der Partylärm der Jugend stört, man verliebt sich in die flotte Lehrerin des Sohnes,
Krebsvorsorgeuntersuchungen stehen an, die neue weibliche Fruchtbarkeit betrifft das Marmeladekochen und so fort.
Diese und andere Malessen des Alternden werden witzig-ironisch beleuchtet, und allen gemeinsam ist die schlichte Tatsache, dass man sich noch jung fühlt, es aber einfach nicht mehr ist. Und verkennt man diese Tatsache, dass man nämlich nicht mehr jung ist, wird man zum Gespött der anderen und zur Peinlichkeit für die Familie.
Die beiden Autoren beobachten scharf, und ihre Zunge ist genauso scharf. Sie schonen sich selber nicht, und auch nicht den Leser. Sie verfügen über Wortwitz, der den Leser zum Lachen bringt.
Ein Beispiel:
Bald türmten sich in unserer Küche auch verschiedene Kupferkessel, Edelstahltrichter, zweihundert Retro-Fruchtgläser und ein altertümlicher Apparat zur manuellen Früchtezerkleinerung, den meine Frau »Flotte Lotte« nannte.
Aufgrund der nun vorhandenen industriellen Marmeladen-Infrastruktur brauchte meine Frau bald noch mehr Früchte. Und billige Saisonarbeitskräfte. Heißt: die Kinder und mich. An einem Samstagmorgen gegen sechs Uhr brüllte sie mit heiserer Drillsergeant-Stimme: »Raustreten zum Obsteinsatz, ihr Schlappschwänze!«
Aber:
das alles bleibt oberflächlich-lustig. Mir persönlich vergeht das Lachen, wenn einer mit dem Witze-Erzählen nicht aufhören kann – und so erging es mir mit dem Buch. Irgendwann war es lästig, schon wieder alles ach so lustig finden zu müssen, und diese pausenlose und soooo oberflächliche Lustigkeit und Witzelei liefen sich tot. Als Pubertierender fand ich solche Bücher tatsächlich gut, aber jetzt eben nicht mehr. Ich hätte mir statt Lustigkeit ein bisschen mehr Humor gewünscht.
Das Buch scheint mir mehr als andere Geschmackssache zu sein. Mein Fall ist es nicht.
Weil ich scharfe Zungen mag, gibt es zwei Sterne.
P.S. Ich habe schon immer gerne Marmelade gekocht….