Kurz nach einer Vorstellung bekommt die Schauspielerin
Lucetta ungebetenen Besuch von ihrem ungeliebten Stiefvater Nigel, der vehement
darauf besteht, dass Lucetta ihm die Besitzurkunde für die Plum Plantage
aushändigt, denn er hat beim Kartenspiel haushoch verloren. Als Lucetta sich
weigert, eröffnet er ihr, dass sie dann zukünftig das Eigentum von Silas Ruff
wäre, bei dem er die Spielschulden hätte. Lucetta ist entsetzt, stellt dieser
widerliche Silas Ruff ihr doch seit Jahren nach und scheut sich auch nicht,
dafür Verbrechen zu begehen. Lucetta sieht nur eine Möglichkeit, nämlich New
York so schnell wie möglich zu verlassen. Dabei bekommt sie Unterstützung von
ihrer Freundin Abigail, die allerdings dazu neigt, alles und jeden miteinander
zu verkuppeln. So findet sie einen Weg, Lucetta auf Burg Ravenwood in
Sicherheit zu bringen und sie gleichzeitig ihrem Enkel Bram Haverstein, dem
Burgherrn vorzustellen. Zwischen Lucetta und Bram herrscht von Beginn an eine
große Sympathie, doch Lucetta denkt gar nicht daran, sich zu verlieben. Auf der
Burg häufen sich merkwürdige Vorfälle, die nicht nur Bram, sondern auch seiner
Familie und seinen Angestellten zu schaffen machen. Als es Silas Ruff gelingt,
Lucettas Aufenthaltsort herauszufinden und sie von der Burg Ravenwood entführt,
ist das Chaos perfekt. Wird es Bram gelingen, Lucetta zu finden und zu befreien?
Jen Turano hat mit ihrem Buch „Braut wider Willen“ einen
sehr unterhaltsamen und amüsanten historischen Roman vorgelegt, der den Leser
von Beginn an mit auf eine verrückte Reise nimmt. Der Schreibstil ist flüssig
und lässt auch einen spritzigen Humor mit gewissem Tiefgang nicht vermissen. Die
Dialoge sind schlagfertig und entbehren nicht einer gewissen Komik, die dem
Leser immer wieder ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Schon mit den ersten Seiten
findet sich der Leser mitten im Geschehen wieder und heftet sich unsichtbar an
Lucettas Fersen, um sie auf Schritt und Tritt zu ungekannten Ufern zu begleiten.
Die Autorin widmet sich in ihren Romanen hauptsächlich starken Frauen, die ihre
eigenen Vorstellungen vom Leben haben und sich in der Welt selbstbewusst zu
behaupten wissen. Alle von ihnen haben genaue Wertevorstellungen und einen
Glauben an Gott, der sie in ihren Aufgaben und Entscheidungen bestärkt. Durch
geschickte Wendungen gelingt es der Autorin, den Leser immer wieder zu
überraschen. Die Landschaftsbeschreibungen rund um die Burg sind sehr
bildgewaltig und detailliert, so dass der Leser sich an alte Märchen und
Schauergeschichten erinnert fühlt und während der Lektüre leichtes Kribbeln
verspürt.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie bestechen durch ihre individuellen Ecken und Kanten und wirken dadurch sehr real und authentisch, wodurch der Leser sich gut in sie hineinversetzen kann, um sich als Teil der illustren Gesellschaft zu fühlen. Lucetta ist eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will und vor allem, was nicht, nämlich einen Ehemann. Sie ist eine gefeierte Schauspielerin, die sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen kann und hat auch sonst so einige Fähigkeiten, die ihr genug Geld einbringen, aber ihr Geheimnis bleiben. Sie denkt gar nicht daran, sich einen Verehrer zu nehmen, der sie aushält. Überhaupt sind ihr diese Galane alle nicht geheuer, da ist sie lieber mit guten Freunden und Freundinnen zusammen. Sie ist intelligent, schlagfertig und hat ein gutes Herz. Abigail ist ihre Vermieterin, aber gleichzeitig auch ihre ältere Freundin, die immer ein Auge auf sie hat und sie so gern verkuppeln würde. Das erfordert allerdings einiges an Geschick, doch leider ist Abigail so gar nicht suptil. Skukman ist Lucettas Leibwächter, ein stilles Wasser, das Poesie von Lord Byran liebt und seine Aufgabe als Beschützer sehr ernst nimmt. Bram ist ein sympathischer Träumer, der ein Geheimnis hat und dieses recht gut zu verbergen weiß. Auch die übrigen Protagonisten wie Ruby, Ernie, Tilda und Nigel bieten der Handlung zusätzliche Spannung und einige Überraschungen.
Der christliche Aspekt ist in diesem Buch nicht so stark
ausgeprägt, doch wird er durch kleine Gebete sowie durch die Fürsorge von Bram deutlich,
der sich um ausgestoßene und ehemals kriminelle Mitmenschen kümmert und ihnen
eine neue Chance bzw. neue Hoffnung bietet.
„Braut wider Willen“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Liebesroman, der manchmal wie eine Räuberpistole wirkt, aber gerade dadurch unwiderstehlich ist, denn hier gibt es eine Burg, Gespenster, ein Verlies, eine Entführung, einen wildgewordenen Ziegenbock sowie mehrere Liebesgeschichten, die es zu entdecken gilt. Absolute Leseempfehlung für eine sehr kurzweilige Lektüre voller Charme und Witz!
Amüsante