Peng Shepherd - The Book of M

  • Inmitten einer verheerenden Epidemie, dem Großen Vergessen, leben Ory und Max seit zwei Jahren in einem abgeschiedenen Hotel. Sie verstecken sich dort und schaffen gerade so das Überleben. Es beginnt damit, dass die Menschen ihre Schatten und dann nach und nach ihre Erinnerungen verlieren. Aber es geht nicht darum, dass man nur seinen Einkaufszettel oder die Schlüssel nicht mehr finden kann, sondern schnell werden daraus existenzielle Probleme. Die Menschen verlassen das Haus und finden den Rückweg nicht mehr, sie vergessen das Essen oder Trinken, erkennen sich nicht mehr, verlieren die Sprache, vergessen das Atmen.


    Je mehr Menschen betroffen sind, desto zerstörerischer wird das „Großen Vergessen“. Ory und Max sind schon fast alleine, leben in einem verlassenen Umfeld, müssen für Nahrung verlassene Geschäfte und leerstehende Häuser plündern. Doch dann verliert auch Max ihren Schatten. Verzweifelt versuchen sie dem fortschreitenden Prozess ein Schnippchen zu schlagen, doch Ory muss dringend ausziehen, um neue Lebensmittel zu besorgen.


    Überraschenderweise trifft er auf eine Gruppe von Menschen in Arlington. Sie berichten, dass es viele Gerüchte gibt, dass es in New Orleans Hoffnung geben soll. Alle pilgern nun dorthin. Wogegen in Washington DC etwas Schlimmes vor sich gehen soll, das sich ausbreitet. Aber Ory bleibt skeptisch und will lieber bleiben. Auf dem Heimweg wird er niedergeschlagen und völlig ausgeraubt. Mit einer schweren Kopfwunde schafft er es kaum in den Unterschlupf. Dort muss er geschockt erkennen, dass Max verschwunden ist. Ory macht sich verzweifelt auf die Suche nach ihr. Er ist sich sicher, dass sie nach DC, zu ihrem früheren Appartement aufgebrochen ist.


    Dann wechselt die Perspektive von Ory zu Naz aus Boston. Sie berichtet von den Anfängen. Zunächst hielt man das erste Verschwinden eines Schattens für ein Wunder, aber nach vier Tagen fiel dann das Vergessen auf. Das erste Opfer wurde orientierungslos und aufgeregt gefunden. Er erkannte schon seine Brüder nicht mehr. Das Vergessen weitete sich dann schnell ohne jedes Muster aus. Unabhängig von Alter, Geschlecht, oder Abstammung. Die Wissenschaftler übernahmen das Thema mit Erklärungsversuchen, Tests und Experimenten. Dann griff es auch auf andere Länder und Kontinente über. Man sperrte Betroffene zunächst in Quarantäne. Aber das half auch nicht. Nur vier Wochen nach dem ersten Fall erreicht es auch Amerika. Ory und Max wurden damit am Ende einer Hochzeitsfeier konfrontiert.


    Das Buch springt direkt ins Geschehen, fesselt gleich von Beginn. Die Erzählung wechselt zwischen diesen verschiedenen Sichten und immer wieder Aufnahmestücken von Max, die sie auf einen mitgenommenen Rekorder spricht, den ihr Ory gegen das Vergessen gegeben hat. Ory und Max sind spontan sympathisch. Man spürt sofort die große Liebe, die zwischen den beiden existiert. Gleich zu Anfang hatte ich aber schon Schwierigkeiten zu verstehen, wie das Ganze auf magische Weise auch die Realität verändert.


    Mit ihren Sprüngen und Perspektivenwechseln ist es keine geradlinige Erzählung, aber die Autorin baut sie so geschickt auf, dass die Geschichte schnell dahin fließt, mitreißt. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht und wie das alles passieren konnte. Man klebt an den Seiten, inhaliert die Worte.


    In der Mitte entwickelt die Geschichte jedoch Längen. Immer mehr Kämpfe, immer mehr Vergessen, immer mehr scheinbar magische Entwicklungen. Eine dystopische, trübe, verzweifelte Welt. Das Ende kann dann schließlich überraschen. Mich hat das Buch nachdenklich zurückgelassen. Irgendwie eine Mischung aus Zombie Apokalypse und dem Buch „Der Anschlag“ von Stephen King. Definitiv außergewöhnlich.


    4 von 5 Punkten.

  • Das klingt nach einem wunderbaren Titel, der meiner Aufmerksamkeit absolut entgangen wäre, hättest Du ihn hier nicht mit uns geteilt. Danke dafür! Ich werde es mir direkt bei meiner Buchhändlerin des Vertrauens bestellen. In Deiner Beschreibung erinnert es mich viele der global ausgerichteten Geschichten, die aktuell gerne erzählt und veröffentlicht werden. Ereignisse, die alle betreffen, um zu schauen, was genau mit der Menschheit in solchen Szenarien passieren könnte. So ein Gedankenspiel gefällt mir sehr! :thumleft:


    Edit: Händlerin kann es nicht bestellen, da nicht bei ihrem Lieferanten gelistet. Aber ich komm noch an dieses Buch :wink: