Wie man im Prolog erfährt, verschwanden an einem Morgen vor 15 Jahren im Campinglager Nightingale Emma Davis´ drei Freundinnen Vivian, Allison und Natalie spurlos. In der Gegenwart verarbeitet die nun 28-jährige Emma, nach einem Kunststudium, diesen Verlust immer noch und immer wieder in ihren Gemälden. Allerdings ist das außer ihrem Freund, der ihr Geheimnis kennt, niemandem bewusst, da sie die Figuren der Mädchen jedes Mal unter dicken grünen und blauen Farbschichten, die den Wald und den See symbolisieren, verschwinden lässt. Auf ihrer ersten großen Vernissage trifft sie überraschend auf die damalige Verantwortliche Camp-Leiterin, die schwerreiche Erbin Franny. Sie ist inzwischen eine Mittsiebzigerin und will Emma ein Angebot machen.
Franny will das Camp nun nach 15 Jahren wieder aufmachen. Es war schon immer für die Töchter der Reichen und Bekannten. Jetzt soll es kostenfrei sein und Emma soll den Mädchen das Malen beibringen. Sie ist von dem Angebot perplex, denn nach all den Jahren lässt sie das Verschwinden und die folgenden Ereignisse noch immer nicht los. Aber vielleicht könnte sie ein Aufenthalt weiterbringen, denn sie steckt auch künstlerisch fest. Sie lässt sich auf diese sechs Wochen Aufenthalt ein, denn sie will nach Spuren und Hinweisen suchen. Emma fühlt sich immer noch schuldig, da sie nachts das Fehlen der Freundinnen bemerkte und sich dann aber wieder schlafen gelegt hat.
Halb freiwillig, halb unabsichtlich landet sie in derselben Hütte wie damals, zusammen mit drei jugendlichen Mädchen. Erste verschüttete Erinnerungen werden wach. Emma findet ein geheimnisvolles verstecktes Foto einer Frau und eine Skizze des Camps, beides muss noch von Vivian sein...
Man kommt sehr schnell in die flüssig erzählte Geschichte rein. Sie wechselt immer wieder zwischen der Gegenwart und Rückblicken auf den ersten Aufenthalt vor 15 Jahren. Es gelingt der Autorin eine leicht schaurige Atmosphäre zu schaffen, auch durch die Legenden um den See Lake Midnight und seine Entstehung. Man folgt der Protagonistin Emma gespannt von Lösung zu Lösung und neuem Rätsel zu neuem Rätsel. Das Thema Lüge zieht sich überzeugend durchs ganze Buch. Man rätselt mit und kommt zu manch falscher Verdächtigung, das hat die Autorin gut entwickelt.
Emma und viele der Nebenfiguren sind sehr sympathisch und nachvollziehbar. Emmas Probleme werden sehr begreiflich und eingängig beschrieben. Zur Mitte hat es dem Buch ein wenig an Spannung gefehlt, was das letzte Drittel völlig wett macht. Die Erzählung steigert sich sehr spannend zum Ende hin und birgt einige Überraschungen. Zum Schluss wird alles aufgelöst und man bleibt zufrieden mit diesem tollen Thriller zurück.
4,5 von 5 Punkten