Karolyn Ciseau - Das Blatt des dunklen Herzens

  • Ein Cover, wie die Spielkarte der Herzkönigin und doch in Schwarz-Rot, aber warum? Normalerweise fange ich nicht mit dem Cover an, aber hier passt es sehr gut.

    Wir sehen eine neugestaltete Spielkarte der Herzkönigin, doch wir sehen eine junge Frau mit langem Haar, nicht so herausgeputzt, wie sonst auf den Spielkarten, sondern ganz natürlich. Auch gibt es die Unterscheidung zwischen Rot und Schwarz und genau das bringt uns zur Handlung.

    Denn alle 50 Jahre werden die männlichen Erstgeborenen der mächtigsten Fürstenhäuser in einen Kampf geschickt. In einen Kampf um den Thron und in einen Kampf, aus dem nur einer der vier wieder entkommen kann. Doch eigentlich ist ja alles ein Spiel und wenn man sich an die Regeln hält und die Gegner nicht umbringt, so kann man aus diesem Spiel wieder entkommen, doch die Frage ist - wie? Kjell soll für sein Fürstentum antreten und seine Schwester Feye begleitet ihn bis in die Nähe des Spieles. Doch tritt nicht Kjell das Spiel an, sondern Feye nimmt seinen Platz ein. Sie muss sich als ihr Bruder ausgeben, da dieser sich das Leben genommen hat. Sie soll seinen Platz einnehmen und in diesem Spiel gewinnen. Noch nie hat daran eine Frau teilgenommen. Was, wenn es auffällt? Aber Feye gelangt in das Spiel und versucht sich durch die Aufgaben zuschlagen und dabei nicht ihre Identität preiszugeben. Doch gibt es den Magier Ares und er erfährt sehr schnell, dass sie nicht ihr Bruder ist. Was macht er mit der Information? Wie soll sie sich ihm gegenüber verhalten? Das Spiel verlangt so schon sehr viel von den Spielern ab und nun heißt es auch noch den anderen Kandidaten verstehen und sich bloß nicht zu sehr auf ihn einzulassen, denn am Ende kann nur einer gewinnen. So trifft Feye auf grausame Wesen, die ich nicht mal bei Tageslicht treffen möchte und muss versuchen bei Verstand zu bleiben, denn in diesem Spiel ist nichts wie es scheint und wenn man aus diesem Spiel herauskommt, dann ist man nicht mehr der Mensch, der man einmal war.

    Karolyn Ciseau erzählt diese Geschicht auf sehr spannende und teilweise auch sehr irreführende Art und Weise, denn wir erfahren nicht mehr, als auch Feye erfährt. Diese gefiel mir richtig gut, denn so unterliegt man immer wieder diesem: nichts ist, wie es denn scheint Phänomen. Oder ist dann vielleicht doch alles genauso, wie man es sich denkt? Am Anfang dachte ich: ohje, da wird sich eine große Liebe zwischen Feye und Ares anbahnen, schade, doch nicht viel mit Fantasy und Spannung, aber: die Liebe ist hier nicht das Hauptthema, sondern das Spiel und der Weg durch ein verwirrendes Labyrinth aus Sein und Schein. Und keine Angst, ein Hauch Liebe gibt es doch, für alle die nicht ohne Liebe lesen können. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Zeit und ihre Geschichten verweben sich immer mehr ineinander ohne sich in dem Strang des anderen zu verlieren. Man gelangt in eine fantastische Welt mit ebenso fantastischen, wie auch schaurigen Wesen, die dem ganzen Spiel eine Würze geben und dabei die Seiten dahinfliegen lassen. Am Ende des Buches steht man dann da und denkt sich nur: es gibt einen zweiten Teil? Was? Warum hört das denn jetzt hier auf? Und wie geht es weiter? Das hat die Autorin hier sehr gut gemacht und wird uns hoffentlich vor dem Ende des Jahres noch erlösen, indem wir weiterlesen dürfen.

  • Inhalt: (Amazon.de)

    Alle fünfzig Jahre schicken die vier mächtigsten Fürstenhäuser ihre männlichen Erstgeborenen in den Kampf um den Thron von Tenebris. Auch Feyes Zwillingsbruder, der Elfenprinz Kjell, sollte im Spiel der vier Farben antreten. Doch er nimmt sich kurz vor Beginn das Leben. Sein letzter Wille ist, dass Feye an seiner Stelle am Spiel teilnimmt. Feye beugt sich seinem Wunsch; ein Schritt, den sie schon bald bereut. Nicht nur weil im Spiel tödliche Wesen lauern und sie gefährliche Prüfungen bestehen muss, sondern auch weil es immer schwieriger wird, ihre wahre Identität zu verschleiern. Als einer ihrer Konkurrenten – der attraktive Dunkelmagier Ares – Feyes Geheimnis aufdeckt, beginnt ein Kampf, in dem nichts ist, wie es scheint. Und in dem Feyes Gefühle auf eine harte Probe gestellt werden.


    Meinung:

    Aufgrund der vielen positiven Meinungen zu dem Buch war ich sehr gespannt auf "Das Blatt des dunklen Herzens", doch obwohl die Geschichte mich von Anfang an gefesselt hat und ich das Konzept sehr interessant fand, konnte mich vor allem das letzte Drittel begeistern. Die Autorin konfrontiert den Leser mit einer sehr überraschenden Wendung, die alles, was man bisher zu wissen glaubte, auf den Kopf stellt und auch die ganzen kleinen Ungereimtheiten erklärt, die im Laufe der Handlung aufgetreten sind. Ich hatte meine eigenen Theorien, bin der Wahrheit aber nicht einmal im Ansatz nahe gekommen und das hat mir sehr gefallen, da alles plausibel und zugleich schockierend und fast schon erschütternd ist. Vor allem mochte ich, dass deutlich gezeigt wurde, welche Konsequenzen diese Enthüllungen hatten und dass es nicht einfach weiterging wie zuvor.


    Feye selbst fand ich sympathisch und mit ihren Ecken und Kanten sowie einigen sehr ausgeprägten Schwächen ist sie ein gut ausgearbeiteter Charakter, wodurch es leicht ist, sich in sie hineinzuversetzen und ihren Gefühlszustand nachzuempfinden. Sie erlebt gleich zu Beginn der Geschichte etwas traumatisches und es war realistisch, dass der Verlust ihres Bruders durchgängig eine Rolle spielt, sie beeinflusst und ihr Handeln antreibt, sodass sie auch in schweren Situationen nicht aufgibt. Ares ist eher geheimnisvoll, man erfährt erst nach und nach mehr über ihn und obwohl er eine dunkle Seite hat, kann er sehr liebevoll sein und ist der Protagonistin eine große Hilfe; dieser Kontrast hat ihn für mich noch etwas interessanter als Feye gemacht und ich hoffe, dass man im zweiten Band noch mehr über ihn herausfinden wird. Die Liebesgeschichte der beiden fand ich überzeugend und die Autorin hat das komplexe Verhältnis von Rivalität und aufkeimenden Gefühlen sehr schön dargestellt.


    Das World Building hat mir ebenfalls gefallen und das Buch ist atmosphärisch sehr dicht. Das Spiel der vier Farben ist einerseits unglaublich beängstigend und grausam (man kann sich gar nicht vorstellen, wie furchtbar es sein muss, es zu bestreiten), doch andererseits war es faszinierend zu sehen, was Ciseau sich ausgedacht hat und wie die Charaktere die verschiedenen Hindernisse überwinden. Dazu kommt noch, dass eigentlich nur ein Kandidat gewinnen kann, was die Zusammenarbeit von Feye und Ares brisanter macht, weil sich so die Frage stellt, wie die Situation aufgelöst werden soll. In diesem Zusammenhang gibt es ein paar emotionale Szenen am Ende und die Entwicklungen machen auf jeden Fall neugierig darauf, wie es weiter geht.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Carpe Diem.
    :study: Nora Roberts - Schattenmond

    2024 gelesen: 23 Bücher | gehört: 5 Bücher