Nicholas Bowling - Königin der Düsternis / Witchborn

  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    gelungener Erstling in einer historischen (wenngleich nicht vollumfassend dargestellt) Welt; Kampf zweier Königinnen
  • Witchborn (Königin der Düsternis) - Nicholas Bowling


    ChickenHouse (Carlsen)

    384 Seiten

    historische Fantasy

    Einzelband

    31. Mai 2018


    Inhalt:


    Deiner Gabe kannst du nicht entkommen!

    England 1577

    Die Hexenjagd hält das Land in Atem und auch die 14-jährige Alyce wird zur Zielscheibe. Nur knapp kann sie den Jägern entkommen, die auch ihre Mutter ermordet haben. Seitdem ist Alyce auf der Flucht und versucht ihre magischen Kräfte zu verstehen und zu beherrschen.


    Und obwohl sie ihre Verfolger nicht abschütteln kann, kommt sie einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur:

    Sie soll zum Spielball einer königlichen Intrige zwischen Elizabeth I. und Maria Stuart werden.

    Und dabei trifft weiße Magie auf die dunkelste, die man sich vorstellen kann.

    Gejagt vom Tod, getrieben von dunkler Magie, getäuscht von rivalisierenden Königinnen!


    Meinung:


    Ich habe mir so viel von diesem Buch, dieser Geschichte erwartet.

    Und im Endeffekt nur die Hälfte bekommen. Leider muss ich sagen, dass der Klappentext an dieser Stelle nicht ganz unschuldig an meinen Erwartungen ist. Ich habe ihn gelesen und dann Action, Spannung und ganz viel Magie erwartet. Aber im Sinne von Funken, von Handlungen, von Lichtblitzen, von innerer Stärke und einer authentischen Darstellung.


    Mit 14 Jahren sollte man - zumindest wenn die Mutter eine Hexe war - ein bisschen mehr Verständnis für die Welt haben. Ich finde, man sollte, auch im Jahre 1577 in England - sich entweder in die Rolle der Hausfrau einfügen, sich sozusagen anpassen, oder aber völlig aus dem System fallen. In diesem Fall hätte ich mir gewünscht, dass Alyce viel mehr Ahnung von der Hexenmaterie hat.

    Aber sie kam mir von Beginn an fast gänzlich ahnungslos vor - außer von Kräuterkunde und der Totenwelt - kein Wissen vorhanden.


    Der Autor entführt den Leser in die historische Vergangenheit Londons.

    In die Zeit der Hexenverfolgung und Verbrennung, in die Zeit, in der Maria Stuart die Königin der Schotten und Elisabeth Königin von England war. Und auch wenn ich überhaupt nicht so viele historische Romane etc lese, so weiß ich doch ungefähr wie die Umstände der jeweiligen Jahrhunderte ausgesehen haben müssen. Die Atmosphäre hat mich definitiv gepackt und mitgerissen. Alles stinkt, die Gassen von London sind unsauber, überall Unrat und kaum hygienische Maßnahmen. Die Luft ist stickig, es ist dunkel und marode. Die Gasthäuser sind gefüllt mit lachenden, trinkenden, dickbäuchigen Menschen und auch die Kleidung der damaligen Zeit hat der Autor treffend beschrieben. Also was das angeht - volle Punktzahl.


    Leider ist die Atmosphäre nicht alles was zählt und bereits bei den Charakteren ging es nicht so gut zu. Alyce, 14 Jahre, hat ihre Mutter an Hexenjäger verloren und muss sich nun allein durch London schlagen, um zu sehen, wie es weitergeht. Sie ist anfangs ein sehr sympathischer Charakter, den man nur bemitleidet und bemuttern will. Obwohl sie das gar nicht nötig hat, denn augenscheinlich weiß sie sich zu verteidigen. Das geht aber immer nur ein paar Minuten gut, dann ist sie wieder das ängstliche Mäuschen, das mir eher vorkommt wie zehn und nicht weiß wohin mit sich.

    Dadurch hat sie für mich ziemlich viel Authentizität eingebüßt.

    Hinzu kommt auch, dass ich mich kaum in sie hineinversetzen konnte.

    Von der Angst und den Fluchtgedanken einmal abgesehen.


    Alyce hat dennoch ein klares Ziel vor Augen und trifft auf ihrem Weg dorthin Solomon, der mir direkt ein wenig spitzbübisch vorkam. Was - in meinen Augen - Schwung in die Geschichte brachte. Mit vielleicht ein paar Sommern/Wintern mehr als Alyce schlägt sich Solomon als Schauspieler durchs Leben. Er gefiel mir auf Anhieb und auch die Verbindung zwischen den beiden passte für mich. Wie genau die aussieht, das könnt ihr selbst herausfinden.


    Mit einer der wichtigsten Punkte war mir jedoch nach Titel UND Klappentextlektüre: Die Magie. Die böse und die gute.

    Irgendwie kam weder das Eine noch das Andere so richtig beim Leser an...

    Klar, es gibt geisterhafte Gestalten, Strohpuppen à la Voodoozeug und rätselhafte Energiekraftschübe.

    Irgendwann gibt es auch richtige Hexenbücher, in denen man lesen und die man theoretisch anwenden kann.

    Theoretisch. Denn es bleibt bei der Theorie. Ich habe Alyce kein einziges Mal praktisch und bewusst Magie anwenden sehen.

    Und sorry, aber das geht gar nicht, selbst wenn es ein Jugendbuch sein soll und es kaum brutale oder gewaltsame Stellen gibt - ein bisschen Zauber muss sein!


    Vom Verlauf der Geschichte bin ich wiederum ganz angetan, auch wenn es nicht sonderlich spannend war - aber der Schreibstil des Autors ist fantastisch. Einfach, locker und gleichzeitig fesselnd.

    Die Geschichte selbst wird in zwei verschiedenen Sichtweisen erzählt - einmal die von Alyce und einmal aus der Sicht von Hopkins, dem Hexenjäger. Beide Male jedoch nicht aus der Ich-Perspektive, was dem Ganzen etwas die charakteristische Nähe nimmt.

    Es gibt einige aufregende Höhepunkte und trotz emotionaler Distanz wollte ich hinter das Geheimnis der rivalisierenden Königinnen kommen. Ich wollte wissen, ob Alyce findet, was sie sucht. Wollte wissen, ob ihr Weg sie aus London heraus führt und was sie mit den Hexenbüchern anstellt.

    Ich habe es erfahren. Und es hat mir nicht wirklich zugesagt.

    Das Ende kam zu schnell, zu abgehackt, zu gedrängt.

    Und Alyce hat aus der Situation nichts gelernt.


    Fazit:


    Witchborn lässt mich zwiegespalten zurück. Zum Einen ist es ein recht authentisches Buch was die historische Darstellung angeht. Es ist atmosphärisch drückend und gut zu lesen - fesselnd, wenn auch nicht vom Inhalt her. Zum Anderen wartet es mit einer interessanten Geschichte auf, die in meinen Augen jedoch nicht sein volles Potenzial entfalten kann.

    Der Grundstein wurde gelegt und hat sich dann im Laufe der Story verloren.

    Die Spannung schwankt, die Charaktere sind mir zu flach, alles in allem leider nur Mittelmaß.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️ (3/5)

  • Hat leider einige Längen vorzuweisen


    Klappentext

    „Deiner Gabe kannst du nicht entkommen!

    England 1577

    Die Hexenjagd hält das Land in Atem und auch die 14-jährige Alyce wird zur Zielscheibe. Nur knapp kann sie den Jägern entkommen, die auch ihre Mutter ermordet haben. Seitdem ist Alyce auf der Flucht und versucht ihre magischen Kräfte zu verstehen und zu beherrschen. Und obwohl sie ihre Verfolger nicht abschütteln kann, kommt sie einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur: Sie soll zum Spielball einer königlichen Intrige zwischen Elizabeth I. und Maria Stuart werden. Und dabei trifft weiße Magie auf die dunkelste, die man sich vorstellen kann.“


    Gestaltung

    Das Cover ist unglaublich düster und nur schwer ist das Muster auf dem schwarz-roten Hintergrund zu erkennen. Dafür heben sich der graue Rabe auf der Krone und der Titel sehr gut ab und stechen hervor. Mir persönlich gefällt das Originalcover etwas besser, da es mich total an (Kräuter)Hexen erinnert. Das deutsche Cover greift zwar mehr die Finsternis auf, aber mir persönlich ist der Hintergrund in der Mitte zu dunkel, denn so kommt das Muster gar nicht wirklich zur Geltung.


    Meine Meinung

    Hexengeschichten finde ich immer spannend. Von daher war ich gespannt auf die Umsetzung von Autor Nicholas Bowling, denn ich war neugierig, inwieweit die Geschichte reale oder phantastische Elemente beinhalten würde. Diesbezüglich ist dem Autor eine interessante Mischung gelungen, die mich doch überrascht hat, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte. Herr Bowling lässt seine Protagonistin Alyce, deren Mutter als Hexe verbrannt wurde, vor Jägern fliehen. Aber nicht nur das, vielmehr wird sie in die Intrigen zwischen Elizabeth I. und Maria Stuart verwickelt…


    So mischt der Autor Fiktion mit historischen Fakten. Ich muss gestehen, dass ich mich im geschichtlichen Bereich – gerade der Geschichte von England zur Zeit des 16. Jahrhunderts – nicht so gut auskenne, aber glücklicherweise konnte ich die Handlung dennoch gut verstehen und nachvollziehen. Mir gefiel dieser Mix aus Realität und Fiktion sehr gut, denn es gab der Geschichte etwas Wirkliches. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Alyce zwischen all den Jägern und Adeligen agiert und so wirkte sie auch viel realer.


    Das Buch weist auch eine sehr düstere Atmosphäre auf, die für mich gut zur Handlung passte und die den Leser auch in eine entsprechende Stimmung versetzte. Die Handlung an sich fand ich schon spannend, da Alyce mit einigen Widrigkeiten und Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Allerdings waren für mich auch einige Längen vorhanden, in denen ich mich etwas gelangweilt habe. Ich hatte gerade angesichts der im Klappentext erwähnten Flucht von Alyce vielleicht auch etwas mehr Action erwartet und war so dann etwas überrascht, als zwischendurch immer wieder langatmige Passagen auftraten.


    Den Schreibstil von Nicholas Bowling fand ich sehr ansprechend, da er meiner Meinung nach der Zielgruppe des Buches die Düsternis des 16. Jahrhunderts näher bringt, ohne dabei zu große Angst zu erzeugen. Die Stimmung des Buches ist schon leicht schaurig und unheilvoll, aber dabei nicht zu brutal oder angsteinflößend. Durch Alyce und ihre Magie wird die Geschichte zudem nicht zu trocken, da jüngeren Lesern so das für sie ferne 16. Jahrhundert schmackhaft gemacht wird.


    Fazit

    „Witchborn“ ist eine interessante Mischung aus Realität und Fiktion, wodurch die Protagonistin realer wirkt und das Historische spannender wird. Die Handlung war für mich leider mit kleineren Längen versehen, die mich nicht so fesseln konnten. Dafür war die Atmosphäre des Buches sehr ansprechend, da sich die düstere Stimmung auf den Leser übertragen hat.

    Knappe 4 von 5 Sternen!


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