1922 England. Eine gescheiterte Affäre treibt Irene in die Ehe mit Alistair und raus aus London in die kleine Ortschaft Slaughterford, wo sie fortan mit ihrem Mann auf einem Gut lebt. Irene kann sich nur schwer an das dörfliche Leben gewöhnen, wird sie doch von allen misstrauisch unter die Lupe genommen und wie ein Eindringling behandelt. Eines Tage wird ihr Mann auf brutale Weise ermordet und Irene steht allein da, und ihr bleibt gar keine andere Wahl, als sich selbst darum zu kümmern, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Zusammen mit dem Stallmädchen Pudding, deren kriegsversehrter Bruder Donny der Hauptverdächtige ist, begibt sich Irene auf Spurensuche nach dem wahren Mörder. Dabei bleibt es nicht aus, dass sie sich ungefragt in das Leben so mancher Dorfbewohner einmischt und Dinge zutage fördert, die viele gern unter dem Mäntelchen des Schweigens gehalten hätten. Wird Irene die Wahrheit herausfinden?
Katherine Webb hat mit ihrem Buch „Die Frauen am Fluss“ einen unterhaltsamen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der allerdings nicht so begeistern kann wie ihre vorangegangenen Romane, was vielleicht auch an der Ausarbeitung liegt. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch dicht, der Leser taucht schnell in die Geschichte ein und findet sich in einer Zeit wieder, in der die Bevölkerung kurz nach dem ersten Weltkrieg noch immer an den Folgen zu tragen hat. Die Handlung wird über zwei Zeitebenen erzählt, die eine befasst sich mit der Gegenwart 1922 und dem Leben und Handeln von Irene und Pudding, wobei auch die Erinnerungen Irenes an ihre Vergangenheit eine Verbindung zwischen ihr und dem Leser herstellen. Die andere lässt den Leser gedanklich in das Jahr 1872 reisen. Durch die wechselnden Perspektiven erhält der Leser einen wunderbaren Einblick in das England der damaligen Zeit, das unterschiedliche Leben zwischen London und dem Dorf Slaughterford sowie die verschiedenen Gesellschaftsschichten und den damit verbundenen Standesdünkel. Auch das damalige Frauenbild ist ein Thema in diesem Roman. Der Spannungsbogen ist zu Beginn recht niedrig angelegt, doch je mehr die Geschichte voranschreitet, so steigt auch der Spannungspegel. Die Autorin legt so manch falsche Fährte, um den Leser in die Irre zu treiben, doch durch geschickte Wendungen weiß sie am Ende mit der Auflösung durchaus zu überraschen.
Die Charaktere sind recht simpel gestaltet und nicht, wie gewohnt, detailliert ausgearbeitet. Es fehlt ihnen an Tiefe und lassen so dem Leser nicht viele Möglichkeiten, sich gut in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Eine gewisse Distanz ist durchweg vorhanden. Irene ist eine unterkühlte und distanziert wirkende Frau. Sie ist eine eher zarte Person, doch macht sie dies durch Energie, Stärke und Selbstbewusstsein durchaus wieder wett, lässt sie sich doch nicht entmutigen und legt eine gesunde Neugier an den Tag. Sie ist hartnäckig und ohne das gewisse Standesdenken, was ihre Freundschaft zum Stallmädchen beweist. Pudding ist eine liebenswerte junge Frau, die für ihre Familie sorgen muss, da sowohl ihre Mutter als auch ihr Bruder dazu nicht in der Lage sind. Sie ist von eher schlichtem Gemüt, doch besitzt sie neben Neugier auch ein ausgeprägtes Kombinationsvermögen. Nancy ist die Tante von Alistar, die Irene das Leben ein ums andere Mal schwer macht, weil sie sie für nicht gut genug befindet. Sie ist ein Snob durch und durch. Auch die übrigen Protagonisten wie die stumme Clemmie oder Puddings Bruder Donny geben der Handlung zusätzliche Impulse.
„Die Frauen am Fluss“ ist ein unterhaltsamer Schmöker, in der sich Liebesgeschichten, ein Mord, Intrigen und viele Geheimnisse vereinen, die Stück für Stück ans Tageslicht kommen. Eine durchaus fesselnde Lektüre, die auf jeden Fall eine Leseempfehlung verdient!
Unterhaltsame