Die Kalifornierin Jessianna arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter akribisch an einer Lotion, die nicht nur auf den Körper eine wohltuende Wirkung hat, sondern auch die Seele anspricht, aber die richtige Duftnote hat sie noch nicht gefunden. Durch eine schwere Bronchienerkrankung geschwächt, gibt sie dem Drängen ihres Vaters Pinswin nach und reist in dessen alte Heimat auf die Nordseeinsel Amrum, um die Krankheit dort auszukurieren, auch wenn sie dafür ihre eigene Hochzeit mit Ryan erst einmal aufschieben muss. Aber vielleicht findet sie ja auf Amrum die benötigten Duftkomponenten für ihre Lotion. Kaum hat sie ihre Füße auf dem Inselboden, trifft Jessieanna auf alte Bekannte und Freunde ihres Vaters und im Laufe ihres Aufenthaltes erhält sie immer mehr Einblick in die Vergangenheit, die so geheimnisvoll verborgen lag und tief mit ihrem Vater verknüpft ist…
Patricia Kölle hat mit ihrem Buch „Wo die Wellen schimmern“
einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der
ersten Seite an mitreißt und wie ein Sog wirkt. Der Schreibstil ist flüssig,
bildhaft und warmherzig, schnell findet sich der Leser an der Seite von
Jessieanna wieder und darf sie erst in Kalifornien erleben, um dann mit ihr
gemeinsam nach Amrum zu reisen. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven auf unterschiedlichen
Zeitebenen erzählt. Die eine beschäftigt sich mit Jessianna und der Gegenwart,
die andere hauptsächlich mit Pinswins Leben in der Vergangenheit, wobei am Ende
beide Stränge ineinanderfließen. Durch die facettenreichen Perspektivwechsel
erhält der Leser einen wunderbaren Rundumblick und kann dadurch der Handlung
viel besser folgen. Gleichzeitig erhöht es die Spannung innerhalb der
Geschichte und fesselt bis zum finalen Schluss, denn die Autorin fädelt
geschickt immer wieder kleine überraschende Wendungen ein, die die Geschichte
noch interessanter gestalten. In besonders schöner Weise und mit farbenfrohen
Worten entführt die Autorin den Leser auf die Nordseeinsel Amrum und vermittelt
ihm mit bildhafter Sprache einen wunderbaren Eindruck. Man kann das Salz der
Nordsee regelrecht auf den Lippen spüren, den Sand zwischen den Zehen und den
Wind, der einem die Haare durcheinander wirbelt.
Die Charaktere sind besonders liebevoll skizziert und mit individuellen Ecken und Kanten versehen, die sie lebendig, äußerst menschlich und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, leiden und sich freuen. Jessieanna ist eine sehr sympathische junge Frau, die nicht nur äußerst liebenswert ist, sondern auch ein großes Herz hat. Sie blickt neugierig in die Welt, ist wissbegierig mit einem aufgeschlossenen Wesen, das sie schnell neue Freunde finden lässt. Sie besitzt Empathie und Mitgefühl, aber auch Hilfsbereitschaft und Demut. Ryan ist der Verlobte von Jessieanna und unterstützt alles, damit seine Herzensdame bald wieder gesund ist, um das Leben mit ihr teilen zu können. Jessiannas Vater Pinswin ist ein ewig Suchender und Wissenschaftler, der hartnäckig sein Ziel verfolgt und dabei auch jede Menge Risiken eingeht, um dies zu erreichen. Katriona ist Jessiannas ältere Freundin, die schwer krank ist und nicht auf Heilung hoffen darf. Allerdings verströmt sie eine solche Wärme und Optimismus, dass man ihr nur Respekt zollen kann, wie sie ihr Schicksal annimmt und damit umgeht. Sie kostet jede Minute ihrer Zeit voll aus und genießt. Auch die Nebencharaktere wie die Inselbewohner und alten Freunde Pinswins sind wunderbar gestaltet und beleben die Handlung zusätzlich mit kleinen Nebengeschichten.
„Wo die Wellen schimmern“ ist ein zauberhafter Roman, der
eine Familiengeschichte, Inselflair, unterschiedliche Schicksale sowie
Krankheit und die Hoffnung auf Heilung in sich vereint. Absolute Leseempfehlung
für ein Buch, das schöne Lesestunden bereitet und in eine andere und doch reale
Welt entführt!
Wunderbare .