Klappentext:
Ungarn 1956: Die Panzer rollen, der Aufstand schlägt fehl, die Hoffnung scheitert, dass die Welt eine andere hätte werden können. Ohne ein Wort verlässt Katalin ihre Familie und flüchtet über die Grenze in den Westen. Ihr Mann Kálmán verkauft Haus und Hof und zieht fortan mit den Kindern Kata und Isti durch das Land.
Während Kálmán in Schwermut verfällt, errichten sich Kata und ihr kleiner Bruder Isti ihre eigene Welt: Isti hört, was die Dinge zu erzählen haben - das Haus, die Steine, die Pflanzen, der Schnee -, während Kata den Geschichten der Menschen zuhört, denen sie auf ihrer jahrelangen Reise begegnet. Der genaue Blick der Kinder trifft auf eine Welt, die sie nicht verstehen. Nur wenn sie am Wasser sind, an Flüssen, an Seen, wenn sie dem Vater zusehen, wie er seine weiten Bahnen zieht und wenn sie selber schwimmen - nur dann finden sie verzauberte Momente der Leichtigkeit und des Glücks. Beide ahnen, dass ihr Leben erst beginnt. – Amazon (Der letzte Satz ist falsch. Anm.d.R.)
Zur Autorin:
Zsuzsa Bánk, geboren 1965, arbeitete als Buchhändlerin und studierte anschließend in Mainz und Washington Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Frankfurt am Main. Für ihren ersten Roman »Der Schwimmer« wurde sie mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Deutschen Bücherpreis, dem Jürgen-Ponto-Preis, dem Mara-Cassens-Preis sowie dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. Für »Unter Hunden« aus ihrem Erzählungsband »Heißester Sommer« erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis. Zuletzt erschienen ihre Romane »Die hellen Tage« und »Schlafen werden wir später«. – fischerverlage
Allgemeine Informationen:
Debütroman der Autorin
Erstmals erschienen 2002
Ich-Perspektive des Mädchens Kata
17 Kapitel, bis auf das erste jeweils mit dem Namen einer Figur überschrieben
285 Seiten
Meine Meinung:
Die Mutter verlässt ihren Mann und ihre Kinder; später erfährt man, dass sie aus Ungarn nach Deutschland geflohen ist. Man schreibt 1956, das Jahr des Aufstandes .
Der Vater, unfähig, sich um seine Kinder zu kümmern, zieht mit ihnen von einem Verwandten zum nächsten. Kaum haben Ista und Kata sich irgendwo eingelebt, müssen sie weg, sei es, dass der Vater eine Affäre mit einer verheirateten Frau beginnt, sei es durch einen Unglücksfall.
Auch wenn die Situation der verlassenen Kinder geprägt ist von Haltlosigkeit, zerstörtem Vertrauen und Einsamkeit, schimmert die Verzweiflung nur zwischen den Zeilen durch. Kata erzählt aus der Position einer Zehn- bis Zwölfjährigen, die manche Dinge einfach zur Kenntnis nimmt ohne sie zu hinterfragen, sich über Verhaltenweisen Erwachsener zwar wundert, sie aber akzeptiert. Die Autorin sorgt dafür, dass ihre Erzählerin die Entwicklung, sich von der Mutter zu lösen, sie aber gleichzeitig weiter irgendwie zu lieben, nicht als eine Folge großer Gefühle, sondern als Begebenheiten erlebt, die sich ineinander fügen. Sie erzählt verhalten und ruhig, spröde beinah und schafft trotz der Unmittelbarkeit durch die Ich-Perspektive Distanz.
Die Handlung, sofern man davon sprechen soll, kann man in zwei Sätzen umreißen. Es ist nur Alltägliches, was aneinandergereiht wird, die Monate, die Jahreszeiten und die Wiederholungen im Jahreskreis. Außerdem kommt auch dieses Buch der Autorin ohne wörtliche Rede aus.
Man fragt sich allerdings: Gehen die Kinder nicht zur Schule? Bis auf eine kurze Erwähnung ist nicht die Rede davon, dass oder wie sie Lesen und Schreiben lernen.
Wer „Der Schwimmer“ ist, scheint zunächst unklar; der Vater, ein erfahrener, geübter Schwimmer, lehrt es seine beiden Kindern, und für Isti wird das Wasser zum Element, in dem er sich am wohlsten fühlt. Erst am Ende wird der Titel auf tragische Weise eindeutig.