Bernardo Atxaga – Obabakoak oder Das Gänsespiel

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Wirklich exzellenter Erzähler und Meister! ÜIberrascht durch zB Überlegungen zum Schreiben...
  • Original : Baskisch,1988 und Spanisch, 1989 (vom Autor selbst übersetzt)


    KLAPPENTEXT :

    Obabakoak ist der Roman des Fabulierens, in dem das Fantastische real und das Reale fantastisch wird und alle Geschichten im Grunde vom Geschichtenerzählen handeln. Der fiktive Ort Obaba wird zu einem geradezu mythischen Ort universeller Bedeutung und bleibt doch eine in den baskischen Bergen verlorene Kleinstadt. Mit einem spielerischen Blick, der von Deutschland über Bagdad bis zum Amazonas, von Borges über Calvino bis Queneau reicht, zaubert Atxaga einen skurrilen Kosmos hervor, verfremdet und parodiert, spielt genussvoll mit Worten, Sätzen und Sinnen. Mit Obabakoak hat er der baskischen Sprache ihren Platz in der Weltliteratur erobert.

    (Quelle: Auszug Klappentext)


    BEMERKUNGEN :

    Dieser « Geschichten-Kranz » Obabakoak ist mit bedeutenden spanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und auch von Montxo Armendáriz 2005 unter dem Titel « Obaba » verfilmt worden. Er ist eine Sammlung von Erzählungen, Märchen, Geschichten, die durch einen subtilen gemeinsamen Erzählstrang auf meisterliche Weise miteinander verbunden sind. Manchmal sind die Querverweise und gemeinsamen Motive diskret, manchmal quasi Geschichten nacheinander aufgefädelt wie eine Reihe aufeinanderfolgender Geschichten. Man könnte drei Teile unterscheiden mit je 5, 9, 20 Unterkapiteln, geschichten. Alle diese Erzählungen drehen sich mehr oder weniger um oder in Obaba, einer baskischen Stadt, in der sich der Ich-Erzähler befindet.


    Im ersten Teil kommt dieser Ich-Erzähler in Obaba an und erzählt von der Stadt selbst. Geschichten oft von Aussonderung oder Verfremdung. Es geht um eine Form der Einsamkeit in einer « Beheimatung », oder um eine Verweigerung einer Eingliederung. Ist das so gerühmte Landleben hinterwäldlerisch oder Refugium ? Exzellente Beobachtungen über den « Ausschluss des anderen/Anderen »…


    Der zweite längere Text (der längste zusammenhängende) geht in « neun Worten » in immer wieder neuen Facetten auf solch ein Leben auf dem Dorfe ein.


    Wie an einer tollen Perlenschnur aufgefädelt sind die circa 20 Geschichten des dritten Teils, kurze zwischen 2 und 20 Seiten, in denen sich verschiedene Erzähler wie einen Wettstreit im Fabulieren und Geschichtenerzählen liefern. Große Klasse ! Das geht so spielerisch und doch meisterlich von einer zur anderen, dass alles separat und allein stehen könnte, aber doch wiederum gleichzeitig ein Ganzes liefert.


    Dabei geht es um Inhalte und Geschichten, aber auch – was sich seltsam anhören könnte – um den Platz an sich fürs Erzählen, Fabulieren. Und – um @Yurmala zu zitieren : « … es besteht ein Faden zwischen allen Seiten des Buches durch gemeinsame Kultur, Ort und Stimmung ».


    Hier entdeckte ich (für mich) einen mir bislang unbekannten, zweifelsohne großen Schriftsteller, der zu schreiben versteht ! Ganz herzliche Empfehlung an die üblichen Verdächtigen und einen großen Dank an @Yurmala ! Und an die Dokumentarserie von Arte "Europa und seine Schriftsteller", wo der Autor also ua Spanien repräsentiert, siehe auch: https://www.fernsehserien.de/e…nd-bernardo-atxaga-558982 . Das war schon echt interessant, und ich hatte ihn mir als "entdeckungswert" für dieses Jahr vorgemerkt. Zurecht !


    AUTOR :

    Bernardo Atxaga, eigentlich Joseba Irazu Garmendia (* 27. Juli 1951 in Asteasu, Guipúzcoa, Spanien) ist ein baskischer Schriftsteller. Er studierte Wirtschaftswissenschaft in Bilbao und Philosophie in Barcelona. Er arbeitete zunächst als Bankangestellter, Buchhändler, Baskisch-Lehrer und als Autor von Rundfunksendungen. Seit 1980 widmet er sich ausschließlich der Schriftstellerei. Er schreibt auf Baskisch und übersetzt seine Werke zumeist selbst ins Spanische. Er hat damit wesentlichen Anteil daran, die baskische Sprache am Leben zu erhalten und sie zu einem literarischen Medium zu machen. Gefördert wurde er durch Gabriel Aresti.

    Er lebt heute in Zalduendo, Álava.


    Taschenbuch: 400 Seiten

    Verlag: Unionsverlag; Auflage: 1., Aufl. (Juli 1995)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3293200613

    ISBN-13: 978-3293200616

  • Hier eine Verlinkung zum Original auf Baskisch = Euskara:

  • Und hier eine auf Spanisch, Sprache, in der Atxaga selber übersetzt hat!