Richard Dübell - Das Jahrhundertversprechen

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Berlin 1921: Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Alle Hoffnungen liegen nun auf Tochter Luisa, die beim Film Karriere machen soll. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Auch Luisa von Briest ist dem Rausch der Geschwindigkeit verfallen. Sie hat sich in einen erfolgreichen Rennfahrer verliebt. Doch ein Rausch birgt auch Gefahren - nicht nur in der Liebe: Am Horizont ziehen bereits die dunklen Wolken des Nationalsozialismus auf, und die Familie von Briest sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit der Liebe seines Lebens in Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren historischer Romane, schreibt aber auch Krimis. Seine Bücher standen mehrfach auf der Spiegels-Bestsellerliste und wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Er ist Kulturpreisträger seiner Heimatstadt.


    Allgemeines
    Band 3 der Jahrhundertsturm-Trilogie
    Erscheinungstermin: 8. Juni 2018 bei Ullstein, TB mit 656 Seiten
    Gliederung: Prolog – Vier Bücher, jeweils mit nummerierten Kapiteln – Epilog – Quellen – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Berlin und Gut Briest, 1918 bis 1934


    Inhalt
    Der Erste Weltkrieg ist vorbei, doch auch in den Zwanzigerjahren ist das Leben für die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund instabiler politischer Verhältnisse und der Inflation nicht leicht. Das betrifft nicht nur die kleinen Leute, sondern auch alte preußische – ehemals gutsituierte - Adelsfamilien wie die von Briests.
    Otto und Hermine von Briest stehen aufgrund ihrer finanziellen Situation kurz vor dem Verkauf ihres Guts, Saatgut ist nahezu unbezahlbar, die Pächterfamilien finden kein Auskommen mehr und verlassen das Gut und auch durch ihre Detektei haben sie fast keine Einkünfte mehr. Ihre Tochter Luisa träumt davon, Filmschauspielerin zu werden, doch als sie die Chance erhält, bei dem berühmten Fritz Lang vorzusprechen, muss sie feststellen, dass die glitzernde Welt des Films nicht das bietet, was sie sich davon erhofft hat. Max von Brandow, ein „Gossenkind“, das die Briests an Sohnes statt aufgenommen haben, nachdem er Luisa das Leben gerettet hat, möchte Rennfahrer werden. Er ist talentiert, aber eine Karriere als Rennfahrer reicht zu dieser Zeit nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Er arbeitet als Automechaniker, um die Briests in bescheidenem Umfang finanziell zu unterstützen.
    Max hat sich die unversöhnliche Feindschaft des arroganten Rennfahrerkonkurrenten Sigurd von Cramm zugezogen, eine Feindschaft, die die Familien von Briest und von Cramm schon seit der Urgroßelterngeneration verbindet. Als Sigurd, der in der persönlichen Konfrontation immer äußerst feige ist, sich der SA anschließt, sieht er die Chance gekommen, sich mithilfe seiner Schlägertruppe an Max und den von Briests zu rächen…


    Beurteilung
    „Das Jahrhundertversprechen“ setzt die in den beiden Vorgängerbänden begonnene Geschichte um die preußische Adelsfamilie von Briest fort. Wie zuvor ist auch hier das Schicksal der fiktiven Familie in einen gründlich recherchierten historischen Kontext eingebunden. Dieser Kontext umfasst einerseits die politischen Entwicklungen der Zeit, die von häufigen Regierungswechseln und dem zunächst schleichenden, dann aber rasantem Aufstieg des Nationalsozialismus geprägt ist. Schockierend eindringlich werden die Umtriebe der ebenso dummen wie brutalen SA-Gruppen beschrieben, die sich weder um Gesetz noch um Moral scheren und Menschen, die ihr Missfallen erregen – das sind vor allem Juden, Kommunisten und Homosexuelle – zusammenschlagen. Andererseits zeichnet der Autor ein faszinierendes Panorama der gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen der Zwanzigerjahre. Dabei wird die aufblühende Filmindustrie ebenso thematisiert wie das Aufkommen des Automobil- Rennsports und die Entwicklung des Automobils als Transportmittel für immer mehr Menschen, um Mobilität auch jenseits des Schienenverkehrs zu gewährleisten.
    Der Roman lässt sich unabhängig von den beiden vorherigen Bänden lesen, wegen des übergeordneten Zusammenhangs im Bereich technischer Entwicklungen (Band 1: Einführung der Eisenbahn, Band 2: Frühzeit der Fliegerei, Band 3: Entwicklung fortschrittlicher Automobile, Rennsport) ist es aber auf jeden Fall reizvoll, alle drei Romane (in der richtigen Reihenfolge) zu lesen.
    Der Autor entwickelt die Charaktere seiner Romanfiguren sehr detailliert, größtenteils glaubwürdig und verleiht ihnen viel Leben, im Falle von Sigurd von Cramm und seiner Mutter Magda schießt er allerdings in Bezug auf die „Schwarzmalerei“ ein wenig über das Ziel hinaus.
    Im Anhang befindet sich ein Quellenverzeichnis, das dem interessierten Leser Anregungen zur vertiefenden Lektüre gibt.


    Fazit
    Ein gelungener Abschluss einer insgesamt sehr lesenswerten Trilogie: gründlich recherchiert, informativ und sehr fesselnd geschrieben!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • 1921 Berlin. Auch, wenn der erste Weltkrieg mittlerweile drei Jahre zurück liegt, liegt die Wirtschaft im Land am Boden und vielen Familien geht es mehr schlecht als recht. Familie von Briest haben geschäftliche Schwierigkeiten und stehen kurz vor dem Bankrott, was Otto und Hermine sehr belastet, wissen sie doch nicht, wie sie überleben und ihr Familiengut und die Detektei halten sollen. Auch die alte Feindschaft mit der Nachbarsfamilie von Cramm hält die Familie in Atem. Tochter Luisa träumt von einem Leben als Filmstar und bemüht sich um eine Rolle beim Theater, denn die Menschen treibt es in Massen in die Varietés und Lichtspielhäuser, um ihre Sorgen für eine kurze Zeit zu vergessen. „Straßenkind“ Max Brandow wird von den Briests als Ziehsohn aufgenommen, verbindet sie doch eine gemeinsame Vergangenheit. Max ist ein begnadeter Mechaniker geworden und sieht seine Zukunft im Rennsport, wo er mit seinem Dino die Rennstrecken erobern möchte. Diese Passion teilt er mit dem verfeindeten Sigurd von Cramm, der sich als erbitterter Rivale beim Sport entpuppt und mit seinem Eintritt in die SA gleichzeitig zur Gefahr für die von Briest wird…


    Richard Dübell hat mit seinem Buch „Das Jahrhundertversprechen“ den Abschlussband seiner Jahrhundertsturm-Trilogie vorgelegt, der den Vorgängerromanen an Historie, Spannung und Unterhaltung in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, der Leser taucht direkt ein in die damaligen 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und darf am Familienleben der von Briest hautnah teilnehmen. Der Autor hat exzellente Historienrecherche betrieben und diese als Hintergrundkulisse für seine Geschichte über die fiktive Familie von Briest sehr geschickt mit der Handlung verwoben. Der Leser erlebt die Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik und die Inflation ebenso mit wie die politische Entwicklung und den langsamen Aufstieg der Nationalsozialisten, den Kampf und die Hoffnungslosigkeit der Menschen und das Aufstreben des Rennsportes mit und hat das Gefühl, regelrecht mit dabei zu sein. Der Spannungsbogen hält sich auf konstantem Niveau und lässt den Leser das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr weiß der Autor zu fesseln.


    Die Charaktere sind sehr detailreich und individuell ausgearbeitet. Durch ihre persönlichen Eigenheiten wirken sie durchweg sehr authentisch und lebendig. Wer die Vorgängerbände bereits gelesen hat, konnte auch die jeweils persönliche Entwicklung der einzelnen Protagonisten mitverfolgen, die auch hier weiter voranschreitet. Otto und Hermine von Briest sind zwei wunderbare Charaktere, die sich ergänzen und deren Beziehung ein sehr festes Band ist, das sich nicht zerschlagen lässt. Sie halten immer zusammen, können sich aufeinander verlassen und kämpfen gemeinsam um den Erhalt des Gutes und der Detektei. Luise ist eine Träumerin, noch etwas naiv und grün hinter den Ohren, aber sie besitzt auch Begeisterungsfähigkeit und Optimismus, um sich ihre Träume erfüllen zu können. Max ist ein fleißiger junger Mann, der seine Fähigkeiten ausprobiert und mit Mut und Tatkraft Risiken eingeht, auch wenn sie ihn finanziell nicht weit bringen. Sigurd von Cramm ist ein hinterhältiger Charakter, dessen Gedanken sich um Rache drehen und nur dieser ihn vorantreibt. Auch die Nebendarsteller geben mit ihrem Erscheinen eine gute Bereicherung der Handlung ab und machen diese rund.


    „Das Jahrhundertversprechen“ ist ein würdiger und fesselnder Abschluss der Trilogie, der dem Leser sowohl die fiktive Familiengeschichte der von Briest sehr ans Herz wachsen lässt als auch den historischen Hintergrund der Weimarer Republik mit all seinen Schattenseiten näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!


    Tolle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:!!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Die Weimarer Republik 1921: Die Familie von Briest hat mit den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs zu kämpfen. Otto und Hermine von Briest sind hochverschuldet und versuchen verzfeifelt, das Gut der Familie zu retten. Ihre Tochter Luisa hofft auf eine Karriere beim Film: Sie hat den Regisseur Fritz Lang kennengelernt, dessen Werke das Publikum begeistern. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise ist die Vergnügungslust der Menschen ungebrochen. In Massen strömen sie in die Varietés, die Lichtspielhäuser un auf die AVUS, Berlins neueste Autorennstrecke. Dort versucht sich Max Brandow zu beweisen, der Ziehsohn der Briests. Otto und Hermine haben ihn vor einem Ende der Gosse bewahrt. Max bindet ein Versprechen an die Briests und vor allem an Luisa, dem er alles unterordnet - sogar sein persönliches Glück. Den Rausch der Geschwindigkeit sucht auch Sigurd von Cramm, dessen Familie mit den Briests seit Generationen verfeindet ist. In den extrem politischen Strömungen der Zeit, findet er eine neue Heimat - und eine Möglickeit, den Untergang der Briests voranzutreiben...

    "Das Jahrhundertversprechen" ist der dritte Teil und gleichzeitig der Abschluss der Jahrhundertsturm-Triologie von Richard Dübell. Ich war begeisterte Leserin von Band eins und zwei und habe mich mächtig gefreut, dass nun endlich Teil drei erschienen ist.

    Leider muss ich sagen, fand ich diesen Band bisher am schwächsten und er hat mir nicht ganz so gut gefallen wie die beiden Vorgänger. Das lag keinenfalls am Schreibstil, denn dieser war wieder absolut klasse verfasst und so gut historisch recherchiert, dass ich mich teilweise selbst so gefühlt habe, als wäre ich in der Weimarer Republik. Viel mehr fand ich in diesem Band leider keinen Zugang zu den Protagonisten Max und Luisa. Luisa fand ich ein wenig blass und ihren Traum von der Schauspielerei konnte ich nicht ganz nachvollziehen, ich hätte mir erhofft, dass sie ein wenig an die Stärke ihrer Großmutter anschließt und sich mehr wagt, als das was das typische Frauenbild abgibt. Max Rennleidenschaft konnte ich zwar nachvollziehen, aber leider waren mir diese Handlungsstränge zu viel Technik Erklärungen und zuviel Motorsport. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack und wertet in meinen Augen nicht die Geschichte an sich ab.

    Durch die guten, historischen Recherche erfuhr man eine Menge über die Weimarer Republik und wie hart es damals in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg war. Ich finde das Thema Inflation, Weltwirtschaftskrise und die katastrophale Politik und Regierung wurden gut erklärt und man konnte gut nachvollziehen, wie sich die Menschen damals gefühlt haben. Vorallem auch in Bezug auf die Anfänge der Nazionalsozialisten.

    Schade fand ich, dass die Geschichte schon 1928 endete und nur ein kurzer Prolog auf die Zukunft der Briests verfasst wurde. Gerne hätte ich nämlich noch mehr über die Famlie und ihre Wege gelesen.

    Auch wenn mich dieser Teil nicht mitgenommen hat wie die beiden ersten, vergebe ich dennoch vier Sterne, da es wirklich ein großartiges Werk des Autors ist.

  • Berlin in den 1920er-Jahren: Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Das Gut der Familie ist in Gefahr. Ihre Tochter Luisa möchte dennoch Karriere beim Film machen. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise haben die Menschen die Lust am Vergnügen nicht verloren. Auf der Rennstrecke versucht sich Max Brandow, der Ziehsohn der Briests. Ihn bindet ein Versprechen an die Familie und besonders an Luisa, dem er sogar sein persönliches Glück unterordnet. Die Leidenschaft für Autorennen teilt Sigurd von Cramm, dessen Familie mit den Briests verfeindet ist. Er findet eine Möglichkeit, den Untergang der Briests voranzutreiben…


    „Das Jahrhundertversprechen“ von Richard Dübell ist der Abschlussband der „Jahrhundertsturm“-Trilogie. Er kann jedoch eigenständig gelesen werden.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus vier Büchern: „Der große Scherbenhaufen“, „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Die Brandstifter“ und „Rennfahrt in den Abgrund“. Sie sind in kurze Kapitel unterteilt und werden eingerahmt von einem Prolog („Weihnachten 1918“) und einem Epilog. Die Handlung spielt vorwiegend zwischen den Jahren 1921 und 1928. Zwischen den einzelnen Teilen gibt es Sprünge in der Zeit. Dieser Aufbau funktioniert ganz gut.


    Der Schreibstil ist klar, angenehm, anschaulich und dank viel wörtlicher Rede zudem lebhaft. Sprachlich auffällig ist, dass immer wieder Sätze im Berliner Dialekt auftauchen, was sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist, aber für Authentizität sorgt. Ich hatte keine Verständnisprobleme. Auch ohne Kenntnis der Vorgängerbande bin ich gut in die Geschichte reingekommen. Eine Personenübersicht hätte allerdings nicht geschadet.


    Im Vordergrund der Geschichte steht wieder die Familie von Briest, deren Charaktere auf mich realitätsnah und vielschichtig wirken. Ihre Entwicklung ist glaubwürdig dargestellt.


    Auch das Setting im Berlin der 1920er-Jahre finde ich ansprechend. Ich bin gerne in die Zeit der Weimarer Republik eingetaucht, deren Lebensumstände sowie politische und gesellschaftliche Hintergründe mich sehr interessieren. Dem Autor ist es gelungen, auf unterhaltsame Weise das fiktive Geschehen mit historischen Fakten zu verknüpfen. Dabei lässt der Roman auf eine fundierte Recherche schließen. Auch die Geschichte des Motorsports ist eine schöne Komponente.


    Die Kombination aus geschichtlichen Ereignissen und den Schicksalen der Familienmitglieder ergibt thematisch eine abwechslungsreiche Mischung. Trotz der hohen Seitenzahl ist die Lektüre nicht langatmig.


    Das Cover passt zum Inhalt des Romans und der Optik der Vorgängerbände. Der Titel reiht sich sprachlich gut in die Trilogie ein. Leider sind die Seiten des Taschenbuchs recht dünn, was das Papier anfällig für Knicke und andere Beschädigungen macht.


    Mein Fazit:

    „Das Jahrhundertversprechen“ von Richard Dübell ist ein lesenswerter Roman, der nicht nur Geschichtsfans schöne Lesestunden bereitet.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Klappentext:

    Die Weimarer Republik 1921: Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Ihre Tochter Luisa hofft auf eine Karriere beim Film. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Dort versucht sich Max Brandow zu beweisen, der Ziehsohn der Briests. Otto und Hermine haben ihn vor einem Ende in der Gosse bewahrt. Max bindet ein Versprechen an die Briests und vor allem an Luisa, dem er alles unterordnet – auch sein persönliches Glück. Den Rausch der Geschwindigkeit sucht auch Sigurd von Cramm, dessen Familie mit den Briests seit Generationen verfeindet ist. In den extremen politischen Strömungen der Zeit findet er eine neue Heimat – und eine Möglichkeit, den Untergang der Briest voranzutreiben.


    Autor:

    Richard Dübell wurde 1962 geboren und ist schon für einige historische Romane bekannt. Sein erster Roman „Die Tuchhändler“ wird seit seinem Erscheinen 1997, immer noch erfolgreich verkauft. Dübell schreibt ebenfalls Kinderbücher mit historisch-fantastischem Hintergrund. 2017 wurde ihm der goldene Homer, ein Literaturpreis für historische Romane, verliehen.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 8. Juni 2018

    Seitenanzahl: 656

    Verlag: Ullstein Taschenbuch


    Eigene Meinung:Mich begeistert immer wieder, wie leicht der Autor den historischen Kontext mit der fiktiven Familie von Briest verknüpft und dem Leser Wissen der jeweiligen Zeit anzueignen vermag. Mit viel Lokalkolorit, was sich zum Beispiel in der „Berliner Schnauze“ bemerkbar macht, nimmt uns Dübell mit auf eine Reise, die ein ganzes Jahrhundert umfasst.


    Im Vordergrund der Geschichten steht eigentlich immer die neueste Entwicklung der jeweiligen Zeit, sei es die Eisenbahn, der Zeppelin oder jetzt das Automobil. Jedoch hat Dübell penibel recherchiert und leitet uns durch das Leben seiner sympathischen und unsympathischen Protagonisten, sowie die politischen Umbrüche jener Zeit.


    Die Protagonisten sind authentisch und jeder hat seine Ecken und Kanten, seine Zweifel und Sorgen, aber auch seinen Traum und seine Liebe.

    So wachsen einem die Charaktere während der Reise durch das Jahrhundert ans Herz und der Abschied fällt mir persönlich sehr schwer.


    Spannend und unterhaltsam geschriebene Geschichte wird hier zum Leben erweckt!


    Fazit: Gelungener Abschluss einer Trilogie, die mich begeistern konnte! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Richard Dübell ist eh einer meiner Lieblingsautoren und so stürzte ich mich mit großer Vorfreude auf dieses Buch. Die Art, so voller Leichtigkeit den Leser an das Buch zu fesseln ist unverkennbar und einzigartig. Natürlich ist es wieder eine zeitumspannende Familiengeschichte, diesmal im 3ten Band. Natürlich sind, neben den historischen und politischen Fakten, die Richard Dübell meisterhaft in seine Handlung zu integrieren versteht, es vor allem die Charakere, die die Bücher zu dem machen, was sie sind - so auch hier und so liebt, leidet, fiebert und erlebt man alles mit den Protagonisten zusammen und das wird natürlich zusätzlich durch Richard Dübells einmalige Erzählweise begünstigt, die es gar wie einen Film erscheinen lässt: So gibt es manchmal scheinbar abrupte Szenenwechsel, in welchen man aus einer Einstellung herauszoomt, nur um die Handlung danach aus einem anderen Blickwinkel weiterzuverfolgen. Die handelnden Protagonisten und die beschriebenen Situationen sind farbenfroh, realistisch und lebensecht, auch die Umstände und Verstrickungen sind sehr gut beschrieben und glaubhaft. Was als unnötige Langatmigkeit gesehen werden kann, empfinde ich als wichtige Grundlage für den weiteren Verlauf der Erzählung und die Cliffhanger am Ende verlangen eigentlich nach einem sofortigen Weiterlesen. Die Handlung folgt inzwischen einem roten Faden, der mühelos zu folgen ist. Allerdings sollte man hier die Vorgänger „Jahrhundertsturm“ und „Jahrhunderttraum“ schon kennen, um ungebremsten Lesespaß zu haben. Wer solche Geschichten mag, die sich über Generationen hinziehen, dem kann ich auch diesen Band empfehlen.

  • Vor achtzig Jahren machte sich Alvin von Briest gezwungener Maßen auf den Weg vom preußischen Gut Briest nach Frankreich, um dort Arbeit zu finden und über die Schmach der nicht Berücksichtigung des Erbes seines Vaters hinwegzukommen. Jetzt kämpft sein Enkel Otto von Briest zusammen mit seiner Frau Hermine, seiner Tochter Luisa und seinem Ziehsohn Max ums Überleben des Gutes und ihrer Selbst in der jungen Weimarer Republik. Neben den alten Feinden, wie der Familie Cramm tauchen auch neue auf. Gefährliche Leute die die große Not der Bevölkerung nach dem Ende des ersten Weltkrieges ausnutzen und diese ganz perfide beginnen gegen einen vermeintlichen Feind zu hetzen…


    Diese Trilogie als nur großartig zu bezeichnen wäre untertrieben. Diese Werke müssen erst einmal auf viel dickere Seiten gedruckt werden (ich hatte oft Angst beim umblättern, das ich die eine oder andere Seite einreiße) und dann gehören sie für mich in einen Schuber! Selten hat mich ein Buch und die Geschichte, die es erzählt so unglaublich in seinen Bann gezogen.

    In Vorbereitung auf den dritten Band habe ich den ersten (Der Jahrhundertsturm) in meinem Regal entdeckt und angefangen zu lesen, um mich schon ein bisschen mit den Charakteren vertraut zu machen. „Das Jahrhundertversprechen“ kann man jedoch auch ohne die beiden vorherigen Bücher zu kennen, lesen. Richard Dübell gibt immer wieder Hinweise in erklärende Rückblenden. Was mich sofort in den Bann gezogen hat, ist die unglaubliche Dichte an geschichtlichen Fakten die weit über das politische Leben in der Weimarer Republik hinausgehen. Eine unglaubliche Fleißarbeit. Auf der einen Seite die politischen Wirren der damaligen Zeit für den Leser klar und einfach zu erklären und fast wie nebenbei in die Story einfließen zu lassen haben mich genauso fasziniert, wie die Anfänge des Kinofilms und des Motorsports. Ich bin atemlos mit Max die AVUS langgefahren und habe mich mit Luisa hinter den Filmkulissen rumgedrückt. Mühelos verwebt der Autor Wahrheit mit Fiktion. Was ich ihm jedoch sehr hoch anrechne, ist, das er nicht mit einem erhobenen Zeigefinger dasteht, sondern das Wesen, Leiden, Darben und den Hunger nach Leben der deutschen Bevölkerung so gut zeichnet ohne zu bewerten. Als Leser weiß man auf welche Katastrophe die junge Republik zusteuert. Dübell skizziert sie jedoch so, wie ich sie aus den Erzählungen meiner Großeltern (Überlebende des zweiten Weltkrieges) kenne. Mal ganz davon abgesehen dass er seine Protagonisten auch in den typischen Landesdialekten sprechen lässt. Das erhöht ungemein die Authenzität. Neben dem allseits bekannten berlinerisch kommt unter anderem auch der ostpreußische Dialekt vor. Das hat mich sehr an meine Oma erinnert.

    Zum Schluss möchte ich nur sagen, kommt diese Trilogie in HC mit einem Schuber (so wie sie es verdient hat) bekommt sie einen Ehrenplatz in meinem Regal.

  • Zwanziger Jahre: Der Krieg ist vorüber, doch Deutschland leidet, die hohen Reparationszahlungen sind kaum zu leisten, das Volk hungert, ein Regierungswechsel nach dem anderen, und extreme Parteien etablieren sich.


    Auch die von Briests haben Probleme, die Detektei hat kaum Aufträge, die Schulden werden nicht weniger, die Familie weiß kaum, wie lange sie das Gut noch halten kann. Doch es gibt auch Gutes, Max Brandow, der Gassenjunge, wurde durch eine mutige Tat zum Familienmitglied, und der Zusammenhalt untereinander ist viel wert.


    Abgesehen von den 1918 im Prolog stattfindenden Ereignissen, erzählt der Autor nicht nur vom Leben der Familie Briest in den Jahren 1921 bis 1928, sondern auch die politische, soziale und kulturelle Geschichte Deutschlands, und verzahnt dabei beides nahezu perfekt. Es ist interessant, nicht nur nebenbei etwas über z. B. die Regierung zu lesen, sondern einige wichtige Persönlichkeiten selbst im Roman zu treffen, wie z. B. Fritz Lang, Walther Rathenau oder Clärenore Stinnes (oder Ernst Gennat, auch wenn der hier unter anderem Namen firmiert). Gleichzeitig erschütternd ist es aber auch, wenn man gemeinsam mit den Briest erlebt, wie Antisemitismus und Rechtsradikalismus Fuß fassen, vor allem, wenn man weiß, dass das nur die Anfänge waren.


    Für mich war das der erste Roman der Trilogie, bisher kannte ich nur „Der Jahrhundertwinter“, der eine Art Spinoff darstellt. Ganz sicher werde ich die beiden Vorgängerromane aber auch noch lesen, denn die Familie Briest hat Eindruck bei mir hinterlassen und mich neugierig gemacht, was ich dort über die historischen Hintergründe erfahren werde.


    Gut gefallen haben mir die Charaktere, nicht nur die von Briests, sondern auch alle um sie herum. Ein interessanter Charakter ist dabei Max Brandow, der auf Grund seiner Herkunft auch Kontakte zum Berliner „Untergrund“ hat. Außerdem ist er ein begnadeter Autofahrer, und fährt beim ersten Autorennen auf der AVUS mit. Autorennen mag ich eigentlich nicht besonders, ich hätte nie gedacht, dass ich mit Spannung über eines (hier sogar mehrere) lesen werde – toll gemacht, Herr Dübell!


    Nicht ganz so gut gefallen haben mir die Antagonisten, vor allem die aus der Familie von Cramm, die Familie, deren Fehde mit den von Briest schon länger anhält. Sigurd von Cramm und seine Mutter Magda wurden so ausschließlich negativ dargestellt, da wäre ein bisschen Ambivalenz nicht schlecht gewesen.


    Erzählt wird sehr packend und emotional, teilweise sehr spannend, der Leser ist immer mit dem Herzen bei den Protagonisten und am Ende klappt man den Roman beinahe wehmütig zu, muss man sich doch nun trennen. Schön finde ich, dass der Autor im Epilog noch ein bisschen darüber erzählt, wie es einigen Charakteren weiterhin erging, man hätte sich sonst doch sehr viele Gedanken gemacht. Das hat mich auch ein bisschen darüber hinweg getröstet, dass das Buch kein Nachwort des Autors enthält, was für mich bei einem historischen Roman eigentlich Pflicht wäre. An Extras findet sich lediglich ein Quellenverzeichnis.


    Mich hat „Das Jahrhundertversprechen“ sehr gut unterhalten, vor allem seine perfekte Verzahnung zwischen fiktivem Privatschicksal und historischem Hintergrund sowie das Auftreten zahlreicher historischer Persönlichkeiten konnte mich überzeugen. Von mir gibt es daher volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung – deutsche Geschichte in einem solchen Gewand ist unbedingt lesenswert.

  • Buchmeinung zu Richard Dübell – Das Jahrhundertversprechen

    „Das Jahrhundertversprechen“ ist ein Roman von Richard Dübell, der 2018 bei Ullstein Taschenbuch als broschierte Ausgabe erschienen ist. Dies ist der dritte Band der Deutschland-Saga des Autors.

    Zum Autor:
    Richard Dübell, geboren 1962, lebt in Landshut. Als Autor von historischen Romanen stürmt er seit Jahren die Bestsellerlisten.

    Klappentext:
    Berlin in den Zwanziger Jahren: Der atemlose Tanz auf dem Vulkan
    Berlin 1921: Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Alle Hoffnungen liegen nun auf Tochter Luisa, die beim Film Karriere machen soll. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Auch Luisa von Briest ist dem Rausch der Geschwindigkeit verfallen. Sie hat sich in einen erfolgreichen Rennfahrer verliebt. Doch ein Rausch birgt auch Gefahren - nicht nur in der Liebe: Am Horizont ziehen bereits die dunklen Wolken des Nationalsozialismus auf, und die Familie von Briest sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

    Meine Meinung:
    Nachdem es im ersten Band um die Eisenbahn und im zweiten Band um die Luftfahrt geht es nun um Automobile und den Film. Neben den Hauptfiguren der Familie von Briest spielt diesmal Max Brandow eine wesentliche Rolle. Er hat der Tochter Luisa vor Jahren das Leben gerettet, als er sich in die Schußbahn einer Kugel geworfen hat. So ist er in die Familie aufgenommen worden. Er ist auf der Strasse aufgewachsen, berlinert bei jeder Gelegenheit und ist ein guter Schrauber, der auch gerne selbst fahren möchte. Er ist mit ganzem Herzen dabei, hat auch Talent aber kein Geld. Manchmal überzieht er etwas und sein Gewissen könnte besser sein. Hermine und Otto achten auf ihn in gewohnter Weise und ihre Tochter Luisa empfindet mit der Zeit viel mehr für ihn. Als Antagonisten treten die Offizierswitwe Magda von Cramm und ihr Sohn Sigurd. Diese beiden sind leider sehr einseitig schwarz gezeichnet, vor allem Sigurd ist eher eine Karikatur.
    Die Geschichte wird sehr schön in das historische Umfeld eingebettet und fast im Vorbeigehen wird die Zeit der ersten Nachkriegsjahre lebendig. Politische und wirtschaftliche Entwicklungen treffen nicht nur die Familie von Briest. Es ist die Zeit der Demagogen und der falschen Darstellungen. Rücksichtslose Menschen verunglimpfen ihre Gegenspieler und verbreiten Hass und Schrecken unter den Menschen. Soziales Elend bildet den Nährboden für die aufkommenden Extremisten und verantwortungsvolle Politiker haben es schwer und leben sogar gefährlich. Ähnlich ergeht es den Juden, die als Schuldige für den Niedergang und die Niederlage Deutschlands verantwortlich gemacht werden. All diese Entwicklungen beschreibt der Autor sehr eindrucksvoll und zeigt auch mit welchen Techniken und Vorgehensweisen der Aufstieg der Rechten gelingen konnte. Auch die Durchdringung weiter Teile des Polizeiapparats wird thematisiert.
    Wie in den anderen Bänden bereichern Persönlichkeiten der damaligen Zeit as Figurenensemble, seien es Politiker wie Rathenau und Wirth oder andere Größen wie Carraciola und Fritz Lang. Es ist erstaunlich wie harmonisch diese Figuren in den Roman eingebunden werden.
    Neben der historischen Seite nimmt auch die fiktive Geschichte der Protagonisten ihren Lauf. Sie ist geprägt von diversen Aufs und Abs, glücklichen und weniger glücklichen Momenten, Zeiten der Hoffnung aber auch der Angst. Die glaubhafte Verknüpfung realer und fiktiver Elemente ist die Stärke dieses Werkes. Man merkt den Figuren ihren Willen zum Überleben in schweren Zeiten an und fiebert mit ihnen mit.
    Zum Ende hin steigt die Spannung noch einmal deutlich und entlädt sich in einem Showdown, der der Geschichte sehr gut angepasst ist. In einem Epilog wird kurz auf die weitere Entwicklung in Deutschland eingegangen und wie man bei den von Briest damit umgegangen ist. Es ist kein Bollywood-Ende und auch dies stimmt nachdenklich.

    Fazit:
    Mich hat der Roman von Beginn an gefesselt. Ich habe mit den Figuren gefiebert, gehofft und auch gelitten. Dazu habe ich einiges Neue über die Jahre nach dem ersten Weltkrieg erfahren. Die Verpackung war gelungen und auch der Humor kam nicht zu kurz. Die Stärke des Romans ist die gelungene Verbindung von realer und fiktiver Welt. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Zeigt sehr eindrucksvoll die Zwischenkriegszeit, die Verzweiflung und den Hass einzelner Menschen.


    Nun ist er gelesen, der letzte Band der Jahrhundert-Trilogie rund um die Familie von Briest. Wie schon in den ersten beiden Bänden „Jahrhunderttraum“ und Jahrhundertsturm“ spielt eine wichtige technische Errungenschaft eine große Rolle: Zuerst die Eisenbahn und Flugzeug, ist diesmal das Auto der rote Faden durch das Buch.


    Doch kurz zusammengefasst:


    Drei Jahre nach dem Ende des Großen Krieges, wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde, liegen Deutschlands Moral und Wirtschaft darnieder. Die Kriegsschäden und Reparationszahlungen verlangen den Menschen alles ab. Auch vormals Vermögende wie die Familie von Briest stehen vor dem Bankrott. Über ihren privaten Sorgen, nämlich ob sie das Gut Briest verlieren werden oder nicht, verkennen sie beinahe die heraufziehende politische Lage. Und, als wäre die Weimarer Republik, die Inflation und die hohe Arbeitslosigkeit nicht genug, haben Otto von Briest und seine Familie nach wie vor gegen Magda von Cramm und ihren Sohn Sigurd zu kämpfen. Der seit mehreren Generationen schwelende Konflikt zwischen den Familien scheint nun endgültig zu eskalieren, als Magda Gut Briest zu einem Bruchteil seines Wertes kaufen will.


    Doch nicht nur der drohende Verlust des Gutes überschattet das Leben derer von Briest. Max Brandow, der Ende des zweiten Bandes der kleinen Luisa von Briest das Leben gerettet hat, und seitdem in die Familie aufgenommen worden ist, obwohl er aus der Berliner Unterschicht stammt, hat so seine liebe Not mit Sigurd von Cramm. Max teilt mit dem verwöhnten Bengel Sigurd die Leidenschaft für Autorennen. Nur, dass Sigurd mit fiesen Tricks seine Konkurrenten von der Rennstrecke befördert.


    Meine Meinung:


    Ein gut gelungener Abschluss der Trilogie bei dem die Geschichte der Jahre zwischen 1921 und 1928 den Lesern nähergebracht wird. Doch so subtil und unaufgeregt, dass niemand merkt, dass hier Geschichtsunterricht passiert.


    Wegen des roten Fadens Automobil begegnen wir Rennsportgrößen wie Christian Riecken, Fritz von Opel, Rudolf Caracciola und Clänore Stinnes, der Tochter des AVUS-Mitbegründer Hugo Stinnes, die selbst Rennen gefahren ist.


    Doch wir machen auch Bekanntschaft mit Politikern der Zwischenkriegszeit wie Walter Rathenau, der wie einige andere bemüht war, die Einschränkungen und Reparationszahlungen zu vermindern. Die Schuld der wirtschaftlichen Katastrophe wird sofort den Juden zugeschrieben. Dem aufkeimenden Nationalsozialismus fallen Rathenau und andere den Attentaten der SA-Sturmtruppen zum Opfer. Diese gespenstische Stimmung fängt Richard Dübell sehr elegant ein, in dem sich auch Sigurd von Cramm, der eigentlich ein Feigling und Versager ist, wohl fühlt.


    Da die Menschen in dieser Zeit, um den tristen Alltag zu vergessen, für Vergnügungen aller Art sehr empfänglich sind, darf auch die Zeit der großen Stummfilme nicht fehlen. So begleiten wir Luisa, die gerne Schauspielerin werden möchte in die Anfänge der UfA. Dort treffen wir Fritz Lang, der Unsummen für seinen Film „Metropolis“ ausgibt, der letztlich ein Misserfolg wird.


    Ich persönlich hätte mir ja noch ein bisschen mehr Automobilgeschichte, technische Details usw. gewünscht. Ich hätte noch gerne ein bisschen länger mit Max unter dem Auto gelegen und an dem Chassis herumgeschraubt. Aber, das ist nur eine kleine persönliche Anmerkung.

    Der Schreibstil ist, wie wir es von Richard Dübell gewöhnt sind, opulent, wortgewaltig und penibel recherchiert. Das Einflechten der „Berliner Schnauze“, die sowohl Max als auch Hermine von Briest perfekt beherrschen, ist gut gelungen.


    Fazit:


    Ein gelungener Abschluss der Familien-Saga. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)