Diandra Linnemann - Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes

  • Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes - Diandra Linnemann


    Chaospony Verlag

    388 Seiten

    Funtasy

    Einzelband


    Inhalt:


    Verdammt!

    Da freut sich Andrea eigentlich auf eine heiße Nacht mit dem Typen aus dem Supermarkt und dann findet sie stattdessen ein Alien im Keller.

    Dieser Oktopus für Arme spioniert doch tatsächlich die Erde aus, um eine interstellare Invasion vorzubereiten! Der hat sie doch nicht mehr alle!

    Das kann Andrea natürlich nicht erlauben.

    Glücklicherweise hält sich das Tentakelwesen selbst für einen begnadeten Komiker und träumt von einer Karriere im Fernsehen.

    Dafür würde er sogar seine Pläne zur Kolonialisierung der Erdenbewohner aufgeben. Andrea bleibt nur eine Wahl: Sie muss die lustigen Tentakel des Todes groß rausbringen und so die Welt retten.


    Meinung:


    Eines Abends griff ich mir, aus lauter Jux und Tollerei heraus, das Büchlein mit dem längsten und gleichzeitig auch witzigsten Titel in meinem Bücherregal.

    Sagen wir mal so: Selbst mein Mann meinte, dass es wie der Titel eines abgedrehten Pornos klingt. Sorry, Fr. Linnemann.

    Ich erhoffte mir ein humorvoll, witzig-spritziges Buch mit interessanten Charakteren, einer spannenden Story und viele merkwürdige Momente.

    Folgendes kam dabei heraus:


    Andrea ist eine gestandene Frau, deren Alter aus Anstandsgründen nicht verraten wird - oder ich habe es einfach überlesen. Sie lebt in Köln-Bonn in einer vernünftigen Wohnung, hat einen soliden Job, der ihr nicht gefällt und frönt hin und wieder flüchtigen Leidenschaften.

    Bis sie eines Abends von lauten Kellergeräuschen auf den Plan gerufen wird und ihr Bob in die Hände fällt. Bob, deren richtiger Name unaussprechlich ist, ist ein tentakelartiges Wesen auf einer Mission.

    Er soll die Welt ausspionieren, um seinen Kampftentakelfreunden dabei zu helfen, die Erde zu unterjochen. Rohstoffe, versteht sich.

    Der größte Grund für Kriege. Und während er Tentakel für Tentakel diese neue Welt gemeinsam mit Andrea erkundet - dabei immer neugierig und auf der Hut vor Entdeckung - dämmert ihm langsam, dass die Erde eigentlich ein ganz schöner Ort zum Leben sein kann...


    Wie fange ich das jetzt am besten an?

    Zuallererst möchte ich klarstellen: Ich mag Bob.

    In meiner - nicht ganz so klaren - Vorstellung ist er handteller bis maximal fußgroß, lila und auf schleimige Art flauschig. Ein ziemlich süßes Wesen. Mal abgesehen vom Schleim und seiner Vorliebe für... sagen wir nicht ganz so genießbare Lebensmittel.


    Der Schreibstil der Autorin liest sich einigermaßen gut. Für mich war es immer etwas schwer mir Bob in der jeweiligen Umgebung vorzustellen, egal wie ausgeglichen und angenehm sich die Beschreibungen lesen ließen.

    Das liegt vermutlich an meiner mangelnden Vorstellungskraft bezüglich extraterrestrischen Wesen in der realen Welt, wohingegen ich mir ihren Planeten ganz vorzüglich vorstellen konnte.

    Leider konnte ich mir auch Andrea im Laufe des Buches nicht mehr so genau vor Augen führen, was das Lesen zusätzlich erschwerte, denn mir fehlte die Bildhaftigkeit. Diese ist zwar vorhanden, war aber für mich nicht greifbar.


    Ich würde diese Geschichte tatsächlich in der Kategorie „Funtasy“ verbuchen, denn wann liest man schon mal von „kleinen Oktopussen“, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen? Alleine die Idee dahinter bringt mich schon zum Schmunzeln.

    Was man vom Rest der Story leider nicht behaupten kann - aber auch hier spielt wieder der persönliche Geschmack eine Rolle.

    Zugegeben, es war zu Beginn, als für Bob noch alles komplett neu war, natürlich sehr unterhaltsam. Er stellte die banalsten Fragen und man kam sich halt vor als müsste man einem völlig Fremden (stimmt ja im Endeffekt) erklären, wie unsere Welt funktioniert. Das kann mitunter ganz witzig werden, vor allem, wenn man damit so wenig Erfahrung hat wie Andrea.


    Aber sobald die Eingewöhnungsphase vorüber war, flachte der Humor für mich rapide ab. Ich hatte mich an Bob gewöhnt. Und auch Andrea wirkte zwar authentisch in ihrem Handeln, aber emotional gesehen, umpf. Sehr schwer zu sagen. An dieser Stelle kann ich nur wieder anbringen: Keine Ich-Perspektive, kein Emotionstransport (zumindest an meiner Stelle).


    Die Geschichte selbst war neu und relativ spannend konstruiert, sodass man hier tatsächlich von einer Achterbahnfahrt sprechen könnte. Es gab immer wieder eingebaute Spitzen der Autorin, eine gewisse Action und auch zwischenmenschliche Beziehungen werden gepflegt. Aber für meinen Geschmack etwas zu unspektakulär. Wobei es natürlich clever gemacht ist, dass man Bob auf keinen Fall entdecken darf. Das schafft zusätzliche Spannungsausschläge. Schlussendlich läuft alles auf einen großen Showdown hin. Welcher Art - das müsst ihr selbst herausfinden.

    Ich fand es gut gemacht, wenn auch verwirrend.


    Fazit:


    Mit „Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes“ hat die Autorin eine etwas andere Geschichte einer „Alieninvasion“ geschaffen, die auf sehr speziellen Humor baut. Die Idee der Tentakelwesen ist neu, süß und im Durchschnitt ganz nett zu lesen, aber leider auch nicht mehr - zumindest nicht für mich. Spannungsmäßig wird einiges geboten und auch Fans von Superhelden, Conventions und Co kommen ein wenig auf ihre Kosten.


    Ich kann es auf jeden Fall als leichte Zwischendurchlektüre empfehlen oder einfach, wenn man mal aus dem üblichen Fantasyalltagstrott ausbrechen will.

    In einem Punkt stimme ich nämlich mit der Autorin vollends überein:

    Die Welt braucht einen Bob! Oder mehrere.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️? (3,5/5)