Anne Stern - Das Glück ist ein flüchtiger Vogel

  • 1923 Berlin. Die junge Jüdin Margarethe Pauly wächst als Bankierstochter in einem wohlhabenden Elternhaus auf und gehört mit ihrer Familie zur gehobenen Berliner Gesellschaft. Sie ist musisch sehr begabt und gibt als Pianistin erfolgreich Konzerte sowie Klavierunterricht. Als gute Tochter ist Margarethe dazu verpflichtet, sich nach den Wünschen der Eltern zu richten, die sie mit einem befreundeten Bankierssohn vermählen wollen. Doch Jakob ist so gar nicht Margarethes Geschmack. Überhaupt möchte sie lieber ihre eigene Wahl treffen und auch die Freiheit des Lebens genießen. Aber das ist ihr nicht vergönnt. So stiehlt sie sich mit ihrer Freundin davon, um in einem berüchtigten Tanzlokal wenigstens einige Stunden Unbeschwertheit zu genießen. Dort hat sie eine flüchtige Begegnung mit dem Klavierbauer Eli. Nur durch Zufall begegnen sich die beiden nach einem Konzert von Margarethe wieder. Sie verlieben sich ineinander, für Margarethe sind es gestohlene Stunden des Glücks. Aber ihre Liebe ist aussichtslos, denn sie kommen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Margarethe ist gezwungen, sich mit Jakob zu verloben, um die Familie zu retten. Allerdings blieb die Liebe zu Eli nicht ohne Folgen…


    Anne Stern hat mit ihrem Buch „Das Glück ist ein flüchtiger Vogel“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser schon durch einen spannenden Prolog zum Miträtseln anregt. Der Schreibstil ist flüssig, locker und leicht, schnell findet sich der Leser in Zeiten der Weimarer Republik im alten Berlin wieder und darf Margarethe als Schatten eine Weile durch ihr Leben und bei ihren Gedanken und Gefühlen begleiten. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn gut aufgebaut und zieht sich wie ein Faden durch die gesamte Handlung. Die Beschreibung der historischen Örtlichkeiten Berlins sowie die damalige politische Lage werden sehr schön mit der Geschichte verwebt und lassen die Zwanziger Jahre vor dem inneren Auge des Lesers neu auferstehen. Auch die Stellung der Frau zu jenen Zeiten wird sehr gut von der Autorin wiedergegeben. Sie hatten den Wünschen der Männer zu folgen, den Haushalt zu führen und in Margarethes Fall sogar die Familie zu retten. Ein unangemessenes Verhalten führte damals zum Ausschluss aus der Gesellschaft.


    Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und besitzen alle individuelle Ecken und Kanten, was sie sehr authentisch und real wirken lässt. Margarethe ist eine privilegierte junge Frau, die recht verwöhnt und teilweise sogar arrogant erscheint. Sie fühlt sich allerdings wie in einem Gefängnis, nur die Musik gibt ihr Wärme und Schutz. Aber Margarethe ist auch eine sehr neugierige Frau, die das Leben kennenlernen will. Das lässt sie mitunter sehr naiv und offenherzig erscheinen, ja geradezu draufgängerisch, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Esther ist Margarethes engste Freundin, sie ist nicht sehr attraktiv, dafür hat sie ein großes Herz, ist offen und ehrlich, aber auch zurückhaltend und ein Ruhepol. Jakob ist ein unsicherer Mann, der sich nur durch Machtspielchen Gehorsam verschaffen kann. Eli ist ein sympathischer Kerl, der hart arbeitet, um seine Familie zu unterstützen. Gleichzeitig hat er Träume von einem besseren Leben, die er sich unbedingt erfüllen will. Johanna ist ein Mädchen, die sich durch harte Jahre in einem Waisenhaus kämpft. Sie ist auf der Suche nach ihrer richtigen Mutter. Auch Protagonisten wie Mathilde oder Benjamin Levy geben der Handlung zusätzliche Impulse und machen sie rund.


    „Das Glück ist ein flüchtiger Vogel“ ist ein spannender historischer Roman über die Liebe, Geheimnisse und verborgene Wünsche und Träume. Alle, die dieses Genre lieben, werden hier auf ihre Kosten kommen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


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