Inhalt: Mordred wächst unter dem Namen Kaul glücklich
bei einem Fischerehepaar auf, bevor er die Zauberin Nyneve trifft,
die ihm erklärt, dass beide nicht seine richtigen Eltern sind. Sie
bringt ihn zu seiner leiblichen Mutter Morgause und Lot in der
Hoffnung, dass sich sein von Merlin prophezeites Schicksal nicht
erfülle möge - der Untergang seinen wirklichen Vaters Artus und dem
Reich Camelot. Von seinen Stiefbrüdern Gawain und Gareth als
Feigling geächtet, da er keinen Spaß an Kriegsspielen hat ( ja, das
kommt uns irgendwie bekannt vor...), ist er ein Sonderling, der
abseits steht und nie so recht versteht, warum. Erst als sein Bruder
Gareth sich verplappert und ihn einen Unheilsbringer nennt, wird
Mordred klar, dass er handeln muss, um den Lauf des Schicksals zu
beeinflussen. Mit fünfzehn wird er als Knappe in Camelot vorstellig
und wünscht sich nichts sehnlicher, als seinen Vater Artus von
Angesicht zu Angesicht zu sehen und ihn entweder zu hassen und zu
zerstören oder ihn und seine eigene Seele zu retten. Doch seinen
dringendsten Wunsch - den nach Anerkennung - kann ihm der mächtige
König (zunächst) nicht erfüllen.
Seine Reise als Ritter führt ihn durch einen Zauberwald, zu
seiner mütterlichen Freundin Nyneve (die in Gestalt seiner treuen
Hündin Möwe stets bei ihm ist), über den rätselhaften Fluss
Avalon und schließlich zu den Abgründen seiner Seele, die er aufs
Spiel setzt, um sich von der Prophezeihung - Merlins Fluch - zu
befreien. Als die Lösung zum Greifen nah scheint, gibt es nur einen,
dem Mordred vertraut: sein Vater Artus.
Meine Meinung: Wo ich anfangen soll, weiß ich gerade nicht
so recht; so bewegt hat mich Mordreds Geschichte und so tiefsinnig
und schön und traurig zugleich war sie. Gefallen hat mir neben
seiner Reise und seiner Beziehung zu Artus besonders die
psychologische Komponente und der Reichtum an Fantasie, mit der die
Autorin Mordreds Zwiespalt in wunderschön einfachen und doch
poetischen Worten schildert. Er ist zerrissen von Liebe und Hass und
dem Verlangen, Gutes zu tun, sieht er doch mit eigenen Augen, was für
ein edler Mensch sein Vater ist, dem er so gerne gerecht werden
würde. *Daddy-Issues*, vielleicht, aber unheimlich gut umgesetzt.
Denn Mordred dürstet nicht nur nach Anerkennung; er möchte kein
Böser, kein Unglücksbringer sein, und dennoch... wie kann er
widerstehen, wenn seine Rolle vorgezeichnet zu sein scheint?
Weniger gut fand ich die Darstellung der Stiefbrüder: Vor allem
Gawain wurde in "Mordred, Sohn des Artus" zu einem
blutrünstigen Rüpel, den ich in Gillians Bradshaws Trilogie als
sensiblen und feinen jungen Mann so geschätzt und ins Herz
geschlossen habe. Aber da jeder Autor frei ist, Varianten der Ritter
und der Sage an sich zu erfinden, ist das nur mein persönliches
Missempfinden und kein echter Kritikpunkt.
Fazit: Die Artus-Sage aus der Sicht Mordreds ist
gefühlvoll, spannend, manchmal skurril und eine kurzweilige Lektüre
für Eilige, selbst solchen, die sich noch nie mit der Legende
befasst haben, aber gern mehr darüber wüssten.
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