Hanna-Linn Hava - Schneewittchens Geister

  • Ernestine Nordmoor sieht seit ihrer Kindheit Geister und hat deshalb ihr halbes Leben in der Psychiatrie verbracht. Gerade entlassen, ändert sich ihr Leben von Grund auf, als sich ein gutaussehender Mann an sie heranmacht (und ihr gleich einen Finger abtrennt). Von da an hat Ernestine damit zu tun, am Leben zu bleiben, und macht nebenbei interessante Bekanntschaften. Unter anderem die von Dornröschen und Rotkäppchen, denn sie selbst ist Schneewittchen (zu ihr gibt es einen Apfel..nun ja, in gewisser Weise, so wie es Rotkäppchen mit dem bösen Wolf zu tun hat und Dornröschen in einem jahrhundertelangen (Schweige)schlaf liegt). Und dann gibt es noch den Anderen, der sich durch die Gegend mordet - in höherem Auftrag.


    Hanna-Linn Hava hat hier einen durch und durch originellen, wilden Ritt durch die Welt der Märchen und der Fantasy vorgelegt, der durch eine abwechslungsreiche, gekonnte Sprache, unterschiedliche Stilmittel, einen bösen, intelligenten Humor und wirklich schräge ideen sowie eine düstere Grundstimmung besticht. Und der Andere ist der coolste Killer, der mir seit Bourbon Kid untergekommen ist. Nichts in diesem Buch ist vorhersehrbar, und die Idee mit den angeschlossenen Epilogen ist einfach herrlich. Ja, richtig, es gibt mehr als einen Epilog.


    Ich habe die Figuren ins herz geschlossen und mich von den Ereignissen mitreißen lassen. Die Geschichte ist voller Spannung, hat aber auch Gefühl, und ist nie langweilig.


    Dieses sehr spezielle, aber großartige Buch bekommt von mir die volle Sternenzahl.

  • Hallo Buchfresser, danke für die tolle Rezension. Da wird man doch gleich richtig neugierig:lechz:! Das scheint ja mal was ganz anderes zu sein. Gleich ab damit auf meine Wunschliste :wink:.

    "Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben." (Ernst Ferstl)

  • Geduldig hat das Buch auf meiner Wunschliste gewartet, wurde anderen Büchern vorgezogen, wurde vor ca. 3 Wochen beim Osiander bestellt und wurde dann von mir mit Genuss gelesen :study::love:.


    Ich kann mich der begeisterten Rezension von Buchfresser nur anschließen. Die Geschichte war wirklich mal was ganz anderes und ich habe sooo gerne Zeit mit jedem einzelnen Charakter verbracht (außer vielleicht mit Damon und Miss Biss :wink:). Hana-Linn Hava hat die Figuren herrlich beschrieben, mit jeder Menge menschlicher Schwächen, und dabei sehr liebenswert. Es herrscht eine gruselige, morbide Grundstimmung in der Geschichte, aber nichtsdestotrotz gibt es auch viele wunderbar lustige Momente.


    Ich habe mich jeden Tag darauf gefreut, ein Kapitel nach der Arbeit zu lesen. Obwohl ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und oft zwischen meinen Lesepausen an die Geschichte denken musste und gerätselt habe wie es wohl weitergeht, habe ich das Buch trotzdem komischerweise nicht in einem Rutsch schnell, schnell weggelesen sondern mir dafür Zeit gelassen, das Buch zu genießen. Ach und jetzt bin ich traurig, dass das Buch zuende ist, aber das Gefühl kennen wir ja natürlich alle :(.



    Fazit: Auch von mir gibt es glatte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für diese originelle Geschichte :applause:

    "Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben." (Ernst Ferstl)

  • Zugegeben, das Buch war ein Cover-Kauf, obwohl ich damals nicht wusste, dass das Titelbild von Holger Much ist. Aber es sprach mich an und deshalb nahm ich es mit. Nur um es dann 8 Jahre ungelesen im Regal stehen zu lassen. Unverdient, absolut unverdient.


    Denn "Schneewittchens Geister" ist eine Märchenadaption, wie ich sie noch nie gelesen habe. Mit dem altbekannten Märchen vom Schneewittchen hat es nur wenig gemeinsam: den Jäger, sieben kleine Wesen, so was wie eine böse Königin. Schneewittchen selber heißt eigentlich Ernestine und ist Dauergast in psychiatrischen Einrichtungen, weil sie Geister sehen und mit ihnen reden kann. Was es mit dem Jäger, der Schneewittchen töten soll, sonst noch auf sich hat, erfahren wir erst im Laufe des Buchs. Bis dahin muss er sich mit einer mehrgewichtigen und ungeschickten Auszubildenden herumschlagen, während er ein paar Leute umbringt, die für die Handlung eine Rolle spielen. Seine Auftraggeberin, die im weitesten Sinne als böse Königin bezeichnet werden kann, ist eine Teufelin oder Dämonin, und will Schneewittchen nicht wegen ihrer mangelnden Schönheit tot sehen. Und der Prinz ist ein Arschloch (steht so im Buch!)


    Daneben treten noch etliche Figuren aus anderen Märchen aus und es machte mir großen Spaß zu lesen, wie Hanna-Linn Hava diese interpretierte und was sie mit ihnen anstellte. Immer wieder tauchten unerwartete Elemente auf, manchmal konnte man miträtseln, was oder wer das nun war, und auch die Handlung verlief so ganz anders, als ich erwartet hatte. Darin verlangt die Autorin ihren Figuren einiges ab, und ich bangte wirklich um das Schneewittchen, denn ab einem bestimmten Punkte traute ich Hanna-Lin alles zu. So war denn auch das Ende recht ungewöhnlich, wenn auch passend, und es brauchte fünf (5!) Epiloge, damit die Geschichte zu Ende war. (Was mich köstlich amüsierte. Welches Buch hat schon 5 Epiloge.)


    "Schneewittchens Geister" ist kein Kinderbuch, die Erzählung versucht gar nicht erst, gefällig zu sein, sondern packt einen mit Reißzähnen am Kragen und zerrt einen durch die Handlung, die an manchen Stellen recht schmerzhaft sein kann. Aber dazwischen blitzt auch immer wieder ein feinsinniger Humor auf, der zwar den Schrecken und den Schmerz nicht mildert, aber erträglich macht. Genau wie das Titelbild, ist auch das ganze Buch von einer faszinierenden und zärtlichen Düsternis, die mich sehr ansprach.


    Ich habe "Schneewittchens Geister" sehr genossen und freue mich schon auf weitere Bücher aus Hanna-Linn Havas Feder. Von mir gibt es volle Punktzahl.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!