Im letzten und längsten Teil der Trilogie kommt die Königin Gwynhwyfar zu Wort, Artus' Frau und in diesem Band Geliebte seines treuen Feldherren Bedwyr, von dem ich annehme, dass es sich um Lancelot handelt, der der Sage nach ein Verhältnis zu Gwynhwyfar hatte, das dazu führte, dass Artus' Reich auseinanderfiel. Ich fürchte, ich kann die Rezi nicht ohne leichte Spoiler schreiben. Wer sich also lieber unwissend in Mrs. Bradshaws dramatische Version der Artus-Sage stürzen möchte, sollte nicht weiterlesen.
Inhalt: Nachdem die Hexe Morgas im vorigen Band durch die
Hand ihres Sohnes Agravain sterben musste, schwört der kleine Bruder
Medraut bittere Rache. Er ist davon überzeugt, dass Gawain und Artus
hinter der Tat stehen und wird im Camlann vorstellig, um seinem Vater
zunächst zu dienen, nur um durch einen perfiden Plan die Macht an
sich zu reißen. Artus kann sein Angebot nicht ablehnen, denn er
fürchtet, von Medraut mit dessen inzestuöser Herkunft denunziert zu
werden. Außerdem herrscht Unruhe in den umliegenden Königreichen,
ein Krieg liegt in der Luft. Die angespannte Situation bringt
Gwynhwyfar dazu, einen Becher mit Gift für Medraut zu brauen, doch
ihre Absicht läuft ins Leere bzw. in Artus' Ärmel, der zum Beweis,
dass seine Frau keine Giftmischerin ist, den Becher demonstrativ vor
allen Leuten im Festsaal "trinkt".
Doch Kummer und die Sorge um Medrauts Vorhaben lassen ihn seine
Pflichten gegenüber Gywnhwyfar vernachlässigen; sie sucht Trost und
Verständnis bei Artus' bestem Freund und Feldherren, und bald wird
aus Zuneigung mehr. Medraut erwischt die beiden in flagranti,
woraufhin Gwynhwyfar und Bedwyr an jeweils unterschiedliche Orte
verbannt werden sollen. Ihre Liebe zueinander ist jedoch so stark,
dass Bedwyr sie mit ihrer Eskorte unterwegs aufholt und sie nach
einem kurzem Gemetzel mit sich nimmt. In diesem Gemetzel tötet er
versehentlich Gawains Sohn Gwyn. Gawain will daraufhin seinen
ehemaligen Freund tot sehen und bittet Artus um den Blutpreis.
Schweren Herzens willigt Artus ein.
Die "Familie" ist nun derartig zerstritten, dass es für
Medraut ein Leichtes ist, sie zu täuschen und zu entzweien, denn der
Traum von einem Paradies auf Erden, in dem Werte wie Liebe,
Gerechtigkeit, Gnade und Edelmut herrschen sollen, bröckelt selbst
unter den Rittern. Der Zeitpunkt für die Schlacht um Camlann
scheint gekommen, in der sich der finstere Medraut und sein Vater, die
Lichtgestalt Artus, gegenüber stehen.
Meinung: Entgegen meiner Befürchtung, Gwynhwyfar sei mir
als Erzählerin zu fad oder zu sehr Mary Sue (weibliche Identifikationsfigur), war das nicht der Fall.
Zwar kann sie mit meinem heißgeliebten Gawain nicht mithalten und
kümmert sich in der Hauptsache ständig patent um Vorräte und
frische Pferde, aber sie ist keinesfalls unsympathisch oder makellos.
Obwohl sie mit Kindern wenig anfangen kann, beklagt sie ihre
Kinderlosigkeit und verzweifelt an ihrer Liebe zu zwei Männern. Ihr
Ehebruch mit Bedwyr hat schwere Folgen - nicht nur für Camlann.
Am meisten betroffen gemacht hat mich Gawains Verwundung durch
Bedwyr, die unaufhaltsam an ihm zehrt. Als Gawain im letzten Drittel
des Buches durch das Wirrwarr von Schlachtenstrategien und
Scharmützeln eine Nachricht von Artus überbringt, die zum Sieg
gegen Medraut führen soll, ist er bereits dem Tod nahe und halb
gelähmt. Die Szene, in der er seinen Diener Rhys bittet, sein Pferd
freizulassen, damit es in die Anderwelt zurückkehren kann, hat mich
zu Tränen gerührt. Auch sein Vergebungsbrief an Bedwyr und die
kindliche Freude, als er seinen kleinen Bruder Medraut im Fieberwahn
an der Tür stehen sieht, waren fast zu viel für mich. Bislang hatte
ich keinen ausgesprochenen literarischen Helden, aber ich glaube, der
engelsgleiche Gawain hat ins Schwarze getroffen.
Die Botschaft des Buches fand ich sehr schön und wichtig, und es ist nicht allzu verwunderlich, dass Camlann mit einem Störenfried wie dem teuflischen Medraut dem Untergang geweiht war. Trotzdem hinterlässt "Die Krone von Camelot" einen bitteren Nachgeschmack nicht zuletzt durch das Ableben meines strahlenden Helden, das mich doch ziemlich mitgenommen und mir den ansonsten so schönen Tag verhagelt hat.
Bewertung: