Carolin Emrich - The Way to Find Love: Mareike & Basti

  • The way to find love (Mareike & Basti) - Carolin Emrich


    Sternensand Verlag

    428 Seiten

    Band 1 (in sich abgeschlossen)

    Lovestory (ab 17 Jahre)

    ET: 18.05.2018


    Inhalt:


    „Du weißt schon, dass du vergessen hast, zu bezahlen?“

    »Wieso läufst du mir nach? Ein bisschen verrückt, meinst du nicht auch?«


    Es sind nicht die typischen Worte eines Kennenlernens und es ist keine Liebe auf den ersten Blick, aber Sebastian und Mareike gehen einander nicht mehr aus dem Kopf. Als sie sich schließlich wieder begegnen, merken sie, dass es vielleicht doch mehr als Sympathie sein könnte.

    Langsam nähern sie sich einander an, doch Sebastian verschweigt ihr seine schwierige Kindheit und verstrickt sich in einem Netz aus Lügen, während Mareike ihm ihrerseits vorenthält, dass sie schwer krank ist.

    Kann eine Liebe Bestand haben, wenn ihr Fundament aus Unwahrheiten und Ausreden erbaut wurde?


    Meinung:


    Was tun, wenn man sich in eine Geschichte verliebt?

    Wenn ein Buch so spannend ist ohne im eigentlichen Sinne spannend zu sein, so dass man es nicht weglegen möchte?

    Was tun, wenn die Emotionen überkochen, sich langsam im Körper ausbreiten und einen ganz in Beschlag nehmen, wie zähflüssiges Adrenalin, das durch die Adern pumpt?

    Was, ja was, wenn man ein Buch in der Hand hält, deren Protagonistin man sich so nah fühlt, wie schon lange nicht mehr, weil man sich in ihre Probleme hineinfühlen kann?


    „The way to find love“ ist ein ganz besonderes Buch.

    Mareike ist das, was man in den heutigen Gesellschaftskreisen als dick bezeichnen würde. Sie trägt Kleidergröße 40/42, geht aufgrund dessen eigentlich nicht gern shoppen und hat ein großes Geheimnis, das ihr theoretisch überall nur Mitleid einbringt, wenn sie es mal jemandem erzählt.

    Aber Mareike kommt damit klar. Sie lässt sich nicht unterkriegen, ist locker und vergnügt, kann nicht sehen, wenn jemand weint und ist mit ihren 17 Jahren schon ziemlich selbstständig, auch wenn sie behütet aufgewachsen ist.


    Basti ist das, was man in den heutigen Gesellschaftskreisen als jugendlichen Problemfall bezeichnen würde. Er ist schlank, ein Draufgänger, lebt in betreutem Wohnen, schert sich nicht um die Meinungen anderer und ist ziemlich in sich gekehrt. Mit einer krassen Vergangenheit und den damit einhergehenden Zwängen und Ängsten kann er nicht gut umgehen und setzt auf die einfachste Methode: Verdrängung.

    Er raucht, lügt und stiehlt sich durchs Leben, stößt alle von sich und pfeift auf mögliche Konsequenzen. Der einzige gute Punkt, den man von Beginn an bei ihm findet, ist, dass er Pazifist ist.

    Sein Lebenskreislauf besteht aus Lernen, Trinken, sich den Hausarbeiten stellen, die Freundin seines besten Freundes vögeln und seit neustem auch Spazieren gehen - was ihm schlussendlich zum Verhängnis wird, denn dort begegnet er Mareike. Ein lebensverändernder Zufall, der dem Leser so viel gibt.


    Diese Geschichte könnte direkt aus irgendeinem Leben gegriffen und zwischen Buchseiten gepresst worden sein.

    Von der Autorin kenne ich bisher nur ihre erschienen Fantasywerke und ich bin unendlich froh und dankbar, dass sie mir und den Lesern diese Geschichte geschenkt hat. Sie schreibt so ehrlich, so direkt, scheut vor nichts zurück und doch wirken die Geschehnisse wie Balsam, der langsam in die Haut sickert und sie glänzend zurück lässt.

    Mareike & Basti.

    Basti & Mareike.

    Hach.


    Es gibt Liebesgeschichten, die passieren Knall auf Fall, da sieht man sich und weiß genau - du bist die andere Hälfte meiner Seele.

    Dann wiederum gibt es solche, bei denen man sich von anderen immer wieder sagen lassen muss, wie gut man doch zusammen passt.

    Und schließlich diejenigen, die man einfach erleben muss, um die Intensität und Hingabe hinter den einzelnen Handlungen zu verstehen.

    Die Entwicklung, die beide Charaktere im Laufe der Geschichte durchleben, ist bemerkenswert. Greifbar. Unter die Haut gehend. Und einfach so verdammt schön.


    Ich habe lange Zeit keine Protagonisten mehr bewundert, doch bei Mareike ist es kein Problem für mich, mir einzugestehen, dass ich gern ein Stück von ihrem Selbstbewusstsein hätte. Ihre Art die Dinge anzugehen und das obwohl sie jederzeit von allen Seiten aufgrund ihrer Andersartigkeit angefeindet werden kann, ist wirklich wahnsinnig toll. Es lässt hoffen und zeigt einfach nochmal ganz deutlich, dass man einen Menschen niemals nach dem Äußeren beurteilen sollte.


    Schon nach den ersten paar Kapiteln, die jeweils abwechselnd aus der Sicht von Mareike und Basti erzählt werden, war mir klar, dass ich hier einen kleinen Schatz in den Händen halte.

    Die Autorin schafft es, dass der ganz normale Alltag zweier Menschen, vermischt mit den intimen Gedanken, mir mal Gänsehaut beschert, nur um mich dann im nächsten Moment wieder zum Lachen zu bringen.


    „»Kann es sein, dass du ’ne Freundin hast?«, hörte ich sie dumpf fragen. Spontan beschloss ich, dass ihre Frage an die Butter gerichtet gewesen war und nicht an mich. Wer wusste schon, ob sie was mit der Salami anfangen würde und sie dann mit dem Käse betrog. Kam doch immer wieder vor.“

    (Pos. 1649 von 4536)


    Wenn Basti und Mareike Zeit miteinander verbringen, geht beim Lesen die Sonne auf. Entweder man grinst dümmlich vor sich hin, ob des zärtlichen gegenseitigen Fobbens der beiden oder man sorgt sich, wartet mit klopfendem Herzen auf die nächste Nachricht und weiß selbst nicht genau, was daraus mal wird. Die Beziehung der beiden ist nämlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Denn man baut keine Nähe auf, wenn man einander anlügt.

    Da können die Gründe noch so gut sein.

    Oder?


    „Sie hinterfragte meine Eigenarten nicht, sie nahm sie einfach hin.

    Sie gab mir so viel, von dem sie nicht einmal wusste und von dem ich nicht gewusst hatte, dass es genau das war, was ich brauchte.“

    (Pos. 3217 von 4536)


    Fazit:


    Emotional gesehen ist „The way to find love“ ein bombastisches Meisterwerk.

    Ich meine, ich lese ja nicht oft Liebesromane, aber solche, die mich von der ersten bis zur letzten Seite am Herzen packen und mitschleifen, da kann ich einfach nicht anders.

    Die Geschichte von Mareike & Basti ist zwar nicht actionreich und hat auch keine krassen gefühlsmäßigen Ausschläge von „himmelhochjauchzend“ bis hin zu „zu Tode betrübt“, aber eines ist sie ganz sicher:

    lebendig.

    echt.

    herzerwärmend.

    intensiv.

    ein Highlight.


    Ich lege diese Geschichte jedem ans Herz, der sich schon immer ein bisschen außen vor gefühlt hat.

    Sie gibt Hoffnung und zweite Chancen.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)