Remy Eyssen - Das Grab unter Zedern

  • Krimi aus der Provence!


    Klappentext (Quelle: Amazon):

    Die gefährlichen Geheimnisse der Provence.

    Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will Leon Ritter glauben...

    Der vierte Fall für Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter!



    Die Bevölkerung von Le Lavandou steht Kopf. Der Kindermörder Paul Simon wird aus dem Gefängnis entlassen. Es konnte nicht mit Sicherheit bewiesen werden, dass er seine zehnjährige Tochter Amélie umgebracht hat. Dr. Leon Ritter, der die Leitung der Rechtsmedizin inne hat, ist von Simons Unschuld überzeugt. Er will beweisen, dass nicht Simon seine Tochter auf dem Gewissen hat und beginnt zu ermitteln.



    Dies ist der vierte Fall rund um den Rechtsmediziner Leon Ritter. Ich habe nur einen der Vorbände gelesen und war hier, in diesem Buch, dank sehr guter Einführung, sofort wieder drin in der Geschichte. Da dieser Band in sich abgeschlossen ist, und ein besonderer Schwerpunkt auf die Einführung der Lebensumstände Ritters liegt, kann "Das Grab unter Zedern" auch mit keinerlei Vorwissen gelesen werden.

    Die Atmosphäre auf Le Lavandou, in der Provence, kommt sehr gut rüber. Vor allem die Passagen im Bistro " Chez Miou", in dem Ritter immer wieder einkehrt, zeigen deutlich und authentisch wie sich das Sozialleben oft in diesen kleinen Dörfern abspielt. Da wird zusammen gesessen, Neuigkeiten ausgetauscht und bei einem Café au lait, Boules gespielt und so einiges beredet. Die Ausdrücke in französischer Sprache lassen diesen Krimi zusätzlich sehr authentisch beim Leser ankommen. Da bekommt man richtig Lust in die Provence zu fahren.

    Ritter hat in diesem Buch Ecken und Kanten, und das finde ich gut. In "Gefährlicher Lavendel" war er mir fast zu angepasst. Nun getraut er sich auch mal gegen seinen Chef Zerna auf den Tisch zu hauen. Auch einen ungeliebten Kollegen lässt er ein paar mal dumm dastehen, und wehrt sich so gegen dessen Sticheleien. Szenen, die sehr gut geschrieben sind. Das Machtgerangel im Ermittlerteam, das übrigens recht gross ist, und genaues Lesen bedingt, ist amüsant zu lesen. Ich konnte mir, ehrlich gesagt, ab und zu eine kleine Schadenfreude nicht verkneifen.

    Als Médecin légiste verbringt Ritter natürlich auch Zeit im Keller des Krankenhauses, wo das pathologische Institut untergebracht ist. Für mich waren die Untersuchungen, die Erklärungen und Details zu den Tötungsarten und die Erkenntnisse, die er aus den gerichtsmedizinischen Untersuchungen zieht eines vom Besten, das man in Krimis zu lesen bekommt. Ich empfand das Ganze nicht nur als sehr gut recherchiert, sondern auch für Laien verständlich beschrieben ohne, dass es oberflächlich wird.

    Isabelle, die als Kommissarin die Ermittlungen leitet, ist privat mit Leon Ritter liiert. So geschieht immer wieder zwischen Privatem und dem Fall eine fliessender Übergang, was mir sehr gut gefallen hat.

    Den Fall, oder besser gesagt die Fälle, empfand ich als spannend. Gerade wenn Kinder involviert sind, leide ich besonders mit. Leser, die sensibel reagieren, müssen nicht Angst vor detaillierten Quälereien haben. Remy Eyssen hat einen Weg gefunden, dass man nicht "hautnah" dabei ist, doch trotzdem Gänsehaut verspürt. Es gibt gegen Schluss ein paar Passagen, in denen ein eingesperrtes Kind im Mittelpunkt steht. Hier empfand ich die Beschreibungen eindrucksvoll und beklemmend, ohne, dass der Autor in Details geht.

    Das Fazit, dass ich für mich ziehe, ist, dass ich unbedingt nun noch die zwei Vorgänger, die ich noch nicht gelesen habe, lesen möchte.

    Denn hier finde ich alles, was ich von einem Krimi erwarte: Authentische Figuren, einen spannenden Fall, schlüssige Auflösung und ein hervorragend beschriebenes Setting.

  • "Das Grab unter Zedern" ist der vierte Band der Reihe um Leon Ritter, einen Rechtsmediziner. Dieses Mal arbeitet er an einem alten Fall, weil der zuvor als Täter verurteilte Mann vom Berufungsgericht freigesprochen wurde und deshalb eine neue Untersuchung eingeleitet wird, um zu erfahren, was damals passiert ist. Allerdings gibt es nach wie vor viele Menschen, die von der Schuld des Mannes überzeugt sind, und dadurch entsteht eine angespannte, aufgeladene Situation. Der Autor hat dies sehr gut dargestellt und ich fand es faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Charaktere die Lage bewertet haben und wie sie damit umgegangen sind. Nicht alle waren dabei sachlich oder begeistert davon, andere Ansätze bearbeiten zu müssen, doch diese Dynamik hat die Ermittlungen für mich gerade interessanter gemacht, denn als Leser fragt man sich dabei selbst, wie die Tat sich nun wirklich zugetragen hat.


    Im Laufe der Handlung stößt Ritter darauf, dass es noch weitere Verbrechen geben könnte, doch kaum jemand will ihm glauben. Natürlich ist es logisch, dass die Polizei nicht nur aufgrund eines vagen Verdachtes oder einer Ahnung großräumige Ermittlungen einleiten kann, aber dass er die ganze Zeit in Frage gestellt wurde, war nach einer Weile ein wenig frustrierend - gerade, da er in den letzten Bänden schon gezeigt hat, dass seine Intuition und seine Erkenntnisse meistens bedeutsam sind. Trotzdem waren die eigenen Nachforschungen, die der Protagonist angestellt hat, gut dargestellt und verliefen realistisch, ohne dass die Polizei dabei inkompetent gewirkt hätte. Das hat mir gut gefallen.


    Insgesamt ist "Das Grab unter Zedern" ein eher ruhiger, unaufgeregter Krimi, aber gerade gegen Ende gibt es ein paar spannende Momente und man muss um die Figuren bangen. Auch davon abgesehen ist die Geschichte definitiv durchgängig fesselnd; der Fall ist, wie bereits erwähnt, interessant und gut aufgebaut, obwohl er teilweise ein wenig konstruiert wirkt, und ich fand die Mischung aus Arbeit und Privatleben wie in den Vorgängern gelungen.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    Herzlichen Dank an den Verlag und Vorablesen für den Gewinn.

    Carpe Diem.
    :study: Nora Roberts - Schattenmond

    2024 gelesen: 23 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Mord in der Idylle

    Das Cover im Stile der der Provence, wie die anderen drei Bände auch. Leicht erkennbar die Krimiserie von Remy Eyssen um den Gerichtsmediziner Dr. Ritter.

    Zum Inhalt:
    Leon Ritter ist wieder einem dramatischen Verbrechen auf der Spur. Ein alter Fall wird oder muss neu aufgerollt werden. Es geht um Kindesentführung. Das Opfer wurde nie gefunden. Der vermeintliche Täter, der eigene Vater wurde freigesprochen. Der Ort Le Lavandou ist im Aufruhr, die Bevölkerung will dem Täter an den Kragen.
    Gleichzeitig wird ein Toter am Strand gefunden. Er ist nicht nur einfach ertrunken. Der Tote wurde erschlagen. Das passt dem Polizeichef natürlich gar nicht, aber die Beweise sind eindeutig.
    Leon Ritter hat sich im vierten Fall auch mit einem neuen Kollegen herumzuschlagen, der schon zu Beginn mehr als inkompetent und auch sehr undurchschaubar ist. Will man Dr. Ritter loswerden, weil dieser zu genau ist und sich in die Fälle einmischt. Es hat so denn Anschein.


    Mein Fazit:

    Remy Eyssens 4. Fall mit Leon Ritter als Hauptfigur ist ein spannender Krimi, der einem schon Gänsehaut verursacht. Geht es doch um Kindesentführung. Und manches liegt schon sehr lange zurück.
    Der Autor hat in diesem Krimi wirklich die Register gezogen. Der Prolog beginnt mit Mord und Selbstmord und ein kleiner Junge muss alles mit ansehen und wird auch schwerverletzt. Hier will der Leser schon mal wissen, überlebt der Junge?
    Neben dem privaten Schauplatz von Leon Ritter kommt auch noch der berufliche hinzu. Remy Eyssen verbindet die Schauplätze auf angenehme Weise. Nichts ist zu langatmig. Und alles flüssig geschrieben. Als Leser kann man sich hier auch die Personen bildlich vorstellen und nimmt am Geschehen in der Provence teil.
    Auch wenn man die ersten drei Bände nicht gelesen hat, kommt man in die Geschichte von Leon Ritter gut rein, da in kurzen Nebensätzen, der Werdegang erklärt wird. Der Krimi an sich, ist eine abgeschlossene Geschichte.

    Ich kann hier eine klare Leseempfehlung aussprechen und vergebe die volle Punktzahl.

           


    :lol::totlach: Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde (chinesisches Sprichwort)

  • Buchmeinung zu Remy Eyssen – Das Grab unter Zedern

    „Das Grab unter Zedern“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2018 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der vierte Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt.

    Zum Autor:
    Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

    Klappentext:
    Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben...

    Meine Meinung:
    Bei fast jedem der meist kurzenKapitel wechselt die Erzählperspektive. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig die Hauptfiguren Leon Ritter, Isabelle Morell und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es wenig Ecken und Kanten. Neu in der Serie ist ein zweiter Gerichtsmediziner, Dr. Bodin. Auch er ist recht stereotyp negativ gezeichnet.
    Die Handlung wird durch die vielen Perspektivwechsel vorangetrieben und es gibt auch unterschiedliche Sichten auf die Geschehnisse. Ein gewisser Running Gag ist diesmal das Auffinder mehrerer vermutlicher Unfallopfer oder Selbstmörder, die Leon Ritter dann aber zweifelhaft erscheinen und von ihm als Mordfälle eingeordnet werden. Die Szenen, die aus der Sicht des Täters und des Opfers beschrieben werden, erzeugen eine dunkle Grundstimmung. Aber der Täter glaubt, dass er etwas Gutes tut und ist von seiner Mission überzeugt.
    Leon ist in Le Lavandou heimisch geworden und verfügt über einen großen Bekanntenkreis, aus dem er immer wieder Informationen erhält. Gerade seine Boule-Freunde sind reine Wissensträger. Nach spannenden Episoden folgen immer wieder ruhigere Abschnitte, die durch Atmosphäre und mediterranes Flair überzeugen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wie in den Vorgängern kommt es auch immer wieder zu Spannungen im Polizeiteam und der ein oder andere Mitarbeiter hat mit Vorurteilen zu kämpfen, sei es als Opfer oder auch als Täter.
    Beeindruckend ist Leons Art, sich seinen Patienten zu nähern. Er ist ein sehr guter Wissenschaftler, aber er vertraut seinem Bauchgefühl. So fallen ihm viele Kleinigkeiten auf, die auf den ersten Blick belanglos aussehen.
    Es gibt einige Kritikpunkte, aber die Mischung gefällt mir diesmal besser als im Vorgängerband, vielleicht auch weil es wieder etwas positiver und heller erscheint. Leon und Isabelle arbeiten wieder ganz gut zusammen und gehen andere Wege als der Rest der Beamten. Für die Entwicklung der Figur Leon Ritter ist bezeichnend, wie gut er sich mit seinem Assistenten in der Gerichtsmedizin versteht. Auch andere kleine Figuren machen Spass, sei es der Inseldoktor, die Wahrsagerin, der Ex-Legionär und so weiter. Man spürt hier die Liebe des Autors zu der Region und den Menschen, die dort wohnen und arbeiten.
    Ein bisschen unglücklich war der Schluss nach dem Schluss, den es für mich nicht gebraucht hätte.

    Fazit:
    Es ist wieder die Mischung aus Kriminalfall, südländischer Atmosphäre und liebevoller Figurenzeichnung, die mir an dieser Serie gefällt. Dieser Band wirkt wieder etwas heller wie der Vorgänger und das tut dem Buch gut. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln