L. J. Pyka - Die Hüterin der Farben

  • Die Hüterin der Farben - L. J. Pyka


    Hawkify Books

    328 Seiten

    JugendbuchFantasy

    Einzelband

    09. Mai 2018


    Inhalt:


    Mit gerade einmal 17 Jahren hat Haley alles verloren: Ihre Eltern sind tot, und sie muss ihre Freunde ebenso verlassen, wie ihre Heimat New York. Doch bei ihrer Tante Helen wird das Leben nicht besser.

    Die junge Schülerin findet keinen Anschluss und zieht sich immer mehr zurück.

    Bald ist ihr Alltag nur noch von tristen Gedanken geprägt, die eines Tages Realität werden.


    Denn plötzlich erwacht Haley in der grauen Welt von Zirkonia.

    Hier gibt es keine Farben, keine Freude – Nichts.

    Nur die graue Maus Tabby, von der Haley erfährt, dass sie erst wieder in ihr altes Leben zurückkehren kann, wenn sie alle Farben wiedergefunden hat.


    Meinung:


    Die Hüterin der Farben hat auf den ersten Blick alles, was eine gute Fantasygeschichte für mich braucht: Eine authentische Protagonistin, deren Handlungen und Gefühle man nachvollziehen kann, ein klar definiertes Problem, das es zu lösen gilt und eine einnehmende Ich-Erzählweise, die einen in die Story hineinversetzt und mitleiden, mitfiebern und mitlachen lässt.


    Haley ist jung, störrisch und verschließt nach dem Tod ihrer Eltern - verständlicherweise - ihre Gefühle vor der Welt. Es verbindet sie nichts mit dem Ort an dem sie und ihr kleiner Bruder jetzt leben sollen und sie möchte alles am liebsten schnell und am besten ohne großen Menschenkontakt hinter sich bringen, damit sie wieder der Realität entfliehen kann.


    Ihre Tante Helen kennt sie kaum, aber sie bemüht sich, den beiden Waisen nun ein gutes Zuhause zu bieten. Leider kommt das so überhaupt nicht bei Haley an, die sich verloren fühlt und wütend auf alles zu sein scheint.

    Und dann kommt das New Yorker Großstadtgirl an die neue Schule, wo jeder jeden kennt und behauptet sich als allererstes gegen die selbsternannte Oberzicke. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir: Respekt, ich mag dich Haley.


    Die ersten 40% der Geschichte fand ich extrem gut gelungen.

    Ich konnte den Konflikt, der in Haley wütete miterleben, habe ihre Trauer gespürt, gemerkt wie sehr ihr diese Dinge an die Nieren gehen - kurz gesagt: Emotional absolut authentisch.


    Und dann kam Zirkonia und ich verstand die Welt nicht mehr.

    Zum Einen erfolgte der Übergang in diese neue Ebene fast ganz ohne Vorankündigung, mal abgesehen von ein paar Schatten und Einbildungen, eingeschlafen, aufgewacht, Zack war sie da.

    Und zum Anderen schien es mir, als hätte die vorher gebrochene Haley mit dem Eintritt ihre andere Persönlichkeit abgestreift und eine neue angezogen.

    Klar, man ist verwirrt und fragt sich, was man hier tut und wo man ist, aber irgendwie... puh. Schwer in Worte zu fassen.

    Es kann natürlich sein, dass ich es einfach nicht wahrgenommen habe, aber in Zirkonia, dem Land, dem die Farben gestohlen wurden, war Haley eine gänzlich andere, als bei sich zuhause. Dort schien sie nicht so fest an ihre Familie gebunden, die Trauer vergessen und nur die Mission „Farbe finden und nach Hause kommen“ zählte. An den Kontrast - und ja, ich habe das so empfunden - musste ich mich erst einmal gewöhnen.


    Damit einher ging aber leider auch, dass der Bezug zu Haley binnen eines Wimpernschlags gekappt wurde und ich die Geschichte von ihrer Reise durch das fremde Land nur noch als Außenstehende beobachtete.

    Was allerdings nicht am Schreibstil der Autorin lag, sondern schlicht und ergreifend an diesem, von mir so empfundenen, Charakterwechsel. Der Stil des Buches ist durchweg einfach und gut zu lesen mit einigen tiefgreifenden, nachdenklichen Momenten und einem Hauch Jugendlichkeit.


    So gesehen ist die Story für mich also zwiegespalten, wenn auch immer noch toll zu lesen. Das Abenteuer, das Haley mit Kaila, Tabby, Jaspis und all den anderen in Zirkonia erlebt, hat mich irgendwie ein wenig an meine Kindheit erinnert. Nie die Hoffnung aufgeben. Immer nach vorne schauen oder wie die Autorin schrieb:


    „Denn in jedem Grau schlummert auch ein wenig Farbe.“


    Alles in allem lässt sich sagen, dass es von der Spannung eher seicht gehalten ist und es mehr um die Botschaft geht, die in diesen Zeilen und in der Geschichte steckt. Es gab ein paar aufregende Momente, aber die tiefgreifende Atmosphäre überlagerte diese oftmals.


    Fazit:


    Mit „Die Hüterin der Farben“ hat die Autorin, für meinen Teil, eher eine ruhigere, nachdenkliche Geschichte erschaffen, solche, die man seinen Kindern später vorlesen kann und die dann mit „Und die Moral von der Geschicht‘“ enden.

    Das ist keinesfalls schlecht, nur habe ich mir nach dem fulminanten Anfang ein wenig mehr Power und Action in Handlungen und Charakteren erwartet.

    Nichtsdestotrotz würde ich die Story auf jeden Fall weiterempfehlen, vor allem denen, die gern Jugendbuchfantasy mit Kontrastprogramm lesen.


    Eine Geschichte für alle, die ein wenig Farbe in ihrem Leben brauchen.

    Eine Geschichte, die Mut machen und Hoffnung bringen kann, nur eben auf die leichte und leise Art und Weise.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)