Klaus Modick - Keyserlings Geheimnis

  • Kurzmeinung

    hasewue
    Gutes Buch, aber ich lese lieber von Keyserling etwas als über ihn
  • Kurzmeinung

    serjena
    Eine schöne Geschichte, wunderbar gelesen von Dieter Bierstedt, verdiente 5Sterne
  • Klappentext:

    Eduard von Keyserling – Außenseiter, adeliger Dandy, Dichter von europäischem Rang. Klaus Modick erzählt in seinem neuen Roman von Liebe und Verrat und von einem Schriftsteller, den die Vergangenheit einholt.

    Im Jahr 1901 lädt der Dramatiker Max Halbe einige seiner Schwabinger Freunde ein, die Sommerfrische am Starnberger See zu verbringen. Keyserling, arriviert beim Publikum und unter den Kollegen beliebt, sitzt dort in jenen Tagen dem Maler Lovis Corinth Modell. Das legendäre Porträt wird den von der Syphilis gezeichneten Autor in geradezu faszinierender Hässlichkeit zeigen. Während ihrer Sitzungen erkundigt sich Corinth wiederholt nach der Vergangenheit des baltischen Grafen, nach seiner Jugend und Studentenzeit, um die sich Gerüchte ranken, bekommt jedoch nur ausweichende Antworten. Bei einem Konzertbesuch mit Frank Wedekind begegnet Keyserling einer Sängerin, die ihm trotz des unbekannten Namens merkwürdig vertraut erscheint. Handelt es sich womöglich um jene Frau, die ihn vor mehr als zwanzig Jahren in den Skandal verwickelte, der ihn zur Flucht nach Wien zwang und in Adelskreisen zur Persona non grata werden ließ? (von der KiWi-Verlagsseite kopiert)


    Zum Autor:

    Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik, promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger und arbeitete danach u.a. als Lehrbeauftragter und Werbetexter. Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nicolas-Born-Preis, dem Bettina-von-Arnim-Preis und dem Rheingau Literatur Preis. Zudem war er Stipendiat der Villa Massimo sowie der Villa Aurora. Sein Roman »Konzert ohne Dichter« erschien im Frühjahr 2015 und wurde schnell zum Bestseller. 2018 folgte sein Roman »Keyserlings Geheimnis«. (von der KiWi-Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:

    Erschienen März 2018

    Aus der personalen Perspektive Keyserlings erzählt

    Abdruck des Corinth-Gemäldes auf dem Vorblatt

    234 Seiten + Anmerkungen des Autors


    Meine Meinung:

    Mit vollem Namen hieß er Eduard Graf von Keyserling, war ein Spross alten baltischen Adels. Wie den Anmerkungen des Autors zu entnehmen, ist über seine Kindheit, Jugend und seine Studienjahre wenig bekannt, zum einen, weil Keyserling bezüglich seiner Person wenig mitteilsam war, zum anderen, weil er verfügte, seinen Nachlass nach seinem Tod zu vernichten. Was es genau mit dem Skandal auf sich hatte, in den er während seines Studiums in Dorpat im heutigen Estland verwickelt war, weiß man daher nicht; man kennt nur die Konsequenzen: Exmatrikulation, Ächtung seitens der adeligen Kreise, Flucht nach Wien.

    Aus biographischen Andeutungen und dem, was von Freunden und Kollegen hinterlassen wurde, komponiert Modick eine Fiktion, die nicht den Anspruch erhebt, die Wirklichkeit nachzuerzählen. Gesichert ist, dass Keyserlings sich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts am Starnberger See von Lovis Corinth porträtieren ließ, schon stark gezeichnet von der Syphilis, an der er 1918 starb. Das Gemälde hängt heute in der neuen Pinakothek in München.


    Was Duktus, Aufbau und Erzählweise angeht, ist die Ähnlichkeit mit dem 2015 erschienen „Konzert ohne Dichter“ zwar unverkennbar, aber nicht so eklatant, als hätte Modick sich selbst kopiert. Hier wie dort ist es ein Gemälde vom Anfang des 20. Jahrhunderts, von dem die Handlung ihren Ausgang nimmt. Und in beiden Fällen geht sie, teilweise mit Rückblenden, chronologisch vor und zurück. Die „Löcher“, die unbekannten Phasen eines Lebens, stopft Modick mit seiner Phantasie, bleibt dabei im Rahmen historischer Möglichkeiten. Beim oberflächlichen Nachforschen, ob sich Modicks Fiktion mit den bekannten Fakten aus Keyserlings Leben deckt, konnten keine groben Verstöße entdeckt werden.


    Beschreibende Passagen, die eine Landschaft, eine Erinnerung oder Gedanken zum Thema haben, gelingen Modick in einer farbigen und klangvollen Sprache; nicht umsonst stehen immer wieder Bilder im Fokus seiner Bücher.


    Dass mir „Konzert ohne Dichter“ ein wenig besser gefiel, mag an meinem persönlichen Interesse für die Worpsweder Maler liegen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)