Katrin Gindele - Yven & Dajana

  • Die Seelenlicht-Chroniken (Yven & Dajana) - Katrin Gindele


    Tagträumer Verlag

    268 Seiten

    Fantasy

    Einzelband

    Erscheint am 10. Mai 2018


    Inhalt:


    Am gleichen Tag, zur gleichen Stunde, auf die Minute genau werden zwei Kinder geboren. Ein Junge und ein Mädchen.

    Von Geburt an miteinander verbunden, werden sie ihrer Bestimmung folgen und auf die Suche nach ihrem Seelenlicht gehen.


    Ein Krieger aus einer anderen Welt.

    Eine Frau ohne Vergangenheit.

    Eine Bestimmung, die beide vereint.


    Als Kathleen von ein paar Betrunkenen angegriffen wird, eilt ihr ein junger Mann zu Hilfe, der nicht nur ihre Gefühle durcheinanderbringt, sondern ihr ganzes bisheriges Leben infrage stellt. Doch zusammen mit ihm kommt auch der Tod in ihre Welt. Schon bald muss Kathleen um ihr Leben fürchten.

    Gegen ihren Willen soll sie einer Bestimmung folgen, der sie sich genauso wenig entziehen kann wie ihren Gefühlen für Yven.

    »Ke shalan dour«, sagte er voller Inbrunst und küsste mich auf die Stirn.

    »Ich gehöre dir.«


    Meinung:


    Seelenlicht, Chroniken, Krieger, eine neue Sprache - klingt nach einer vielversprechenden Geschichte.

    Ein anziehendes Cover, ein toller Verlag, ein geheimnisvoller Inhalt - und es ging auch wirklich prima los.


    Als Leser begleitet man Kathleen, die ihre Geschichte und der Ich-Perspektive erzählt: Tochter reicher Eltern, litt nie an Geldmangel und trainierte heimlich mit dem Butler. So weit, so schön. Und wie das halt so ist, wenn Teenager erwachsen werden: Es kommt eine rebellische Phase. Manche erholen sich davon wieder. Nicht so Kathleen. Sie fühlte sich eingeengt durch das ganze Geld, allein gelassen, weil ihre Eltern immer unterwegs waren.

    Um Aufmerksamkeit zu erlangen fing sie an sich gegen die Rolle, in die sie ihre Mutter stecken wollte, zu wehren.


    Tattoos, Barjobs, gefälschte Ausweise, ein Motorrad. Das war ihre Welt.

    Die Welt, die ihr eines Nachts, nachdem sie den Müll der Feierwütigen entsorgt hatte, zum Verhängnis wurde. Denn dort, im dreckigen Hinterhof, traf sie Yven.

    Den Krieger aus Gredonjen, der ihre Sprache nicht zu sprechen schien und auch sonst eher aussah, als wollte er zur nächsten Manga Convention.


    Ich muss sagen, bis zu dem Punkt gefiel mir die Geschichte schon mal ganz gut. Mein erster Eindruck vom Schreibstil der Autorin war extrem positiv. Sie schreibt jugendlich, frisch, vom Tempo her genau richtig und gibt nichts auf Protagonisten, die schnell in ihrer Meinung einknicken.

    Auch wenn mein erster Gedanke beim Zusammentreffen von Yven und Kathleen war: „Och nö, nicht noch so eine Romantikschnulze, wo sie ihm sofort zu Füßen liegt.“ - das wurde ganz fix ausradiert.


    Yven stolpert als dinarischer Krieger schon eine ganze Weile durch die Welt, wie wir sie kennen. Vor ca 100 Jahren wurde er von einem Schamanen aus seinem Volk auf die Reise geschickt eine Frau zu finden. Um sein Land vor dem Untergang zu bewahren und die Prophezeiung zu erfüllen.

    Das nur kurz zum Hintergrund.


    Kathleen, genannt Daja, ist Yvens Mavala - sein Seelenlicht, wie der Titel schon vermuten lässt. Das artet insofern darin aus, dass Yven um jeden Preis Dajas Herz gewinnen und gleichzeitig sein Land befreien muss. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn an Daja beißt er sich augenscheinlich die Zähne aus.

    Sie hat mir als Charakter durchs gesamte Buch hindurch unheimlich gut gefallen: Stark, unabhängig, hilfsbereit, kämpferisch - einfach ein Freigeist und daran hat sich bis zum Schluss auch fast nichts geändert.


    Daja & Yven begeben sich zusammen mit Phil auf eine Reise ohne Wiederkehr.

    Von New Jersey über Italien bis nach Bosnien - verfolgt von Feinden, die sie am Weiterkommen hindern wollen, kontrolliert vom Seelenlicht-Drang, sind sie auf dem Weg zurück nach Gredonjen. Werden sie dort ankommen?

    Und was erwartet sie dort? Ist alles wie vor Yvens Abreise?

    Kommt Daja damit zurecht? Die Antworten gibt’s beim Lesen.


    Emotional gesehen hat die Autorin mich voll abgeholt. Bis auf das letzte Drittel hat mich diese Geschichte absolut begeistert.

    Es war authentisch, inspirierend, aufwühlend, spannend. Vor allem so manch ein Setting hat mich genau dorthin versetzt. Auf den Frachter. In die Wälder.

    Und dann... verlor es sich in einem Strudel aus Zeitdruck und „mach hinne, mach fertig“. Von mir aus hätte das Buch gern noch 100 Seiten mehr haben können, damit die Geschichte vernünftig ausklingen kann.

    Mal ganz davon abgesehen, dass ich erst von einer Reihe mit offenem Ende ausgegangen bin und mich die ganze Zeit gefragt habe: „Und was soll da dann noch kommen, wenn jetzt schon alles erzählt wurde?“ - fand ich auch den letzten Part etwas zu schnell abgehandelt.


    Natürlich schießt der Spannungsbogen dadurch kurzzeitig in die Höhe, aber genauso schnell ist er wieder am Boden angelangt und das fand ich etwas schade. Aber so ist das halt mit Einzelbänden.


    Fazit:


    Daja & Yven ist die Geschichte über eine störrische Kämpfernatur, die die richtigen Fragen stellt, über ein stures Mannsbild, dem Familie über alles geht und eine Reise, mehr eine Flucht durch die europäischen Länder.

    Setting und Charakterentwicklung sind der Autorin sehr gut gelungen, einzig dieses schnelle Ende bereitet mir ein wenig Bauchschmerzen.

    Da wurde so viel Potenzial verschenkt und einfach nicht genutzt, sodass die Geschichte etwas Atmosphäre verliert.


    Empfehlen kann ich sie jenen, die Wert auf eine realistische Zeitspanne legen, die einen starken Charakter brauchen, der nicht von jetzt auf gleich einbricht und all jenen, die fast schon heimelige Landschaften mögen.

    Ein spannendes Fantasyabenteuer mit einem Hauch Romantik und ausbaufähigem Ende.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)