Franz Hohler - Das Päckchen

  • Kurzmeinung

    Farast
    Ruhig erzählt und spannend; ein wunderbares Buch .
  • Kurzmeinung

    Irrlicht
    ruhig erzählt, trotzdem spannend, 2 Zeitebenen, toller Schreibstil
  • Zum Autor (Quelle: wikipedia, gekürzt):

    Franz Hohler, * 1943, Studium der Germanistik und Romanistik in Zürich. Vom Militär wurde er für dienstuntauglich erklärt, worüber er nach eigenem Bekunden «nicht unglücklich» war. Während des Studiums führte er sein erstes Soloprogramm pizzicato auf (1965). Dessen Erfolg ermutigte ihn, das Studium abzubrechen und sich ganz der Kunst zu widmen. Sein Werk umfasst unter anderem Kabarettprogramme, Theaterstücke, Film- und Fernseh-Produktionen, Kinderbücher, Kurzgeschichten, Romane und Gedichte.


    Charakteristisch für Hohlers Werk ist der Wechsel zwischen politischem Engagement und reiner Fabulierlust. Oft geht er auch von feinen Alltagsbeobachtungen aus, die unversehens ins Absurde kippen.

    Zahllose Preise.


    Klappentext (Quelle: Amazon):

    Als er gerade dienstlich in Bern ist, erreicht den Zürcher Bibliothekar Ernst ein offensichtlich irregeleiteter Anruf. Am anderen Ende der Leitung ist eine ihm unbekannte Frau, die ihn anfleht, umgehend zu ihr zu kommen. Aus einer Augenblickslaune heraus begibt sich Ernst zu der nahe gelegenen Adresse. Dort erwartet ihn eine alte Frau und drückt ihm ein Päckchen in die Hand mit der Bitte, es zu verwahren, damit es nicht in falsche Hände gerate. Zu seiner eigenen Verblüffung kommt Ernst der Bitte nach. Als er das Päckchen bei sich zu Hause öffnet, entdeckt er eine alte Handschrift, die er als ein Exemplar des „Abrogans“ erkennt, eines lateinisch-althochdeutschen Wörterbuchs, das als ältestes deutschsprachiges Buch überhaupt gilt. Sollte es sogar das bisher verschollene Original sein? Was, fragt sich Ernst, hat es mit diesem Fund auf sich? Und was soll er jetzt am besten tun …


    Mein Leseeindruck:

    Franz Hohler mag offensichtlich Bahnhöfe! Wie in seinem Buch „Gleis 4“ beginnt auch dieses Buch mit einem absonderlichen Zufall. Ein Mann hebt aus Neugierde den Hörer eines öffentlichen Telefons am Berner Hauptbahnhof ab – und schon ist er mitten drin in einer geheimnisvollen, teilweise kuriosen Geschichte um den "Abrogans“, das älteste deutsche Buch aus dem 8. Jhdt.

    Der Protagonist ist Bibliothekar und in der Verwaltung beschäftigt, sein Leben ist geregelt – originell sind hier die „feurigen Abende“, zu denen er sich mit seiner Frau verabredet; auch sein Eheleben ähnelt seiner beruflichen Tätigkeit, dem Systematisieren und Katalogisieren :(


    Aber jetzt ändert sich das. Ernst wittert ein Geheimnis und verfolgt mit einer enormen Sturheit die Lösung. Er schwindelt und schwänzt seine Arbeit, um der Herkunft des Buches auf die Spur zu kommen, und da er nicht der einzige ist, der sich für diese bibliografische Kostbarkeit interessiert, entspinnt sich eine spannende, krimi-ähnliche Handlung.

    Ein zweiter Erzählstrang tut sich, der die Entstehung des Buches erzählt: Haimo, ein Benediktinermönch, ist der Schreiber. Die Erzählstränge nähern sich aneinander an und werden dann parallel geführt, bis schließlich Ernst das Buch an seinen Bestimmungsort bringt und damit Haimos Auftrag vollendet.


    Und das hat mir an dem Buch gut gefallen: dass ein Mensch aus unseren Tagen das beendet, was ein Mitmensch aus anderen Zeiten nicht beenden konnte.


    Ich hatte allerdings das Gefühl, dass nicht Ernst sich auf die Spuren des Abrogans begibt, sondern dass es das Buch ist, das ihn ruft.


    Die Geschichte ist eigentlich unglaubwürdig, und dazu kommt noch ein guter Schuss Magie - aber der Protagonist heißt „Ernst“, und da nomen omen est, muss man das alles wohl ernst nehmen. Das macht man als Leser aber sehr gerne.

    Hohler erzählt in einer ganz besonderen stillen, humorvollen Art, sehr reduziert, und was mir besonders gut gefallen hat: jedes Wort sitzt – egal ob er traurige Ereignisse wie den Tod eines Kindes erzählt, ob es um Naturbeschreibungen bei der Überquerung eines alpinen Gletschers geht: jedes Wort sitzt.

    Ein kleines, feines Buch, ein großes Lesevergnügen!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:



    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich höre in meinen schlaflosen, oder fast schlaflosen Nächten das Hörbuch - gesprochen von Gerd Heidenreich. Gefällt, wobei mich Franz Hohler schon solange begleitet es passt fast immer.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Auf eine Inhaltsangabe verzichte ich und komme direkt auf meinen Eindruck zurück.


    Ein ruhig erzähltes Buch, bei dem wirklich jedes Wort sitzt und keines zu viel war. Ich habe die Lektüre, die so fesselnd wie ein Krimi war, sehr genossen und fand es äußerst spannend sowohl das Handeln von Ernst als auch das von Haimos zu verfolgen. Hohler hat die beiden Erzählstränge perfekt miteinander verknüpft.


    Ein wunderbares Lesevergnügen und ein Autor von dem ich gerne noch weitere Bücher lesen werde.


    Ich frage mich an einer Stelle ja eines ...


    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Ich frage mich an einer Stelle ja eines ...

    Ich glaube, das kann man nicht schlüssig auflösen. Das ist einfach ein Schuss Magie in dieser

    Geschichte!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ja, das wird wohl so sein mit dem Tropfen Magie. Sonst hätte das eine oder andere letzten Endes nicht so funktioniert. Eine wirklich schöne Geschichte und ich bin froh das Buch gelesen zu haben und einen neuen Autor für mich entdeckt zu haben.

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